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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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ein unionistisches Kloster war«, sagte Elphaba. »Trotz der Laissez-faire-Einstellung unter der gebildeten Elite sind die unionistischen Tendenzen immer noch stark.«
    Â»Ich bin auch Unionist«, meinte Boq, »und für mich besteht da kein Widerspruch. Der Namenlose Gott umfasst alle Lebensformen, nicht bloß die menschliche. Meinst du, es gibt in den frühen unionistischen Traktaten eine untergründige Tendenz gegen Tiere , die heute noch nachwirkt?«
    Â»Jedenfalls denkt das Doktor Dillamond. Wobei er selber Unionist ist. Erkläre mir dieses Paradox, und ich werde mit Freuden konvertieren. Ich bewundere diesen Geissbock außerordentlich. Aber mein eigentliches Interesse gilt dem politischen Aspekt. Wenn er irgendwelche biologischen Bausteine isolieren und damit beweisen kann, dass sich tief in den unsichtbaren Zellen menschlichen und tierischen Fleischs kein Unterschied erkennen lässt, dass es keinen Unterschied gibt, vielleicht nicht einmal zum tierischen Fleisch, dann … na ja, du kannst dir denken, was das für Konsequenzen hätte.«
    Â»Nein«, sagte Boq, »kann ich nicht.«
    Â»Wie will man die Beschränkungen der tierischen Freiheit aufrechterhalten, wenn Doktor Dillamond wissenschaftlich beweisen kann, dass es keinen wesentlichen Unterschied zwischen Menschen und Tieren gibt?«
    Â»Oh, das ist allerdings die Vision einer unglaublich rosigen Zukunft.«
    Â»Denk doch mal nach«, sagte Elphaba. » Denk nach, Boq! Mit welcher Begründung könnte der Zauberer diese Beschränkungen weiter durchsetzen?«
    Â»Wer sollte ihn davon abbringen? Der Zauberer hat die Bewilligungskammer auf unbestimmte Zeit aufgelöst. Ich glaube nicht, Elphie, dass er offen für sachliche Argumente ist, selbst wenn sie von einem so hochangesehenen Tier wie Doktor Dillamond kommen.«
    Â»Aber er muss dafür offen sein. Als Machthaber ist es seine Aufgabe, neue Erkenntnisse zu berücksichtigen. Wenn Doktor Dillamond den Beweis erbracht hat, wird er an den Zauberer schreiben und sich für Veränderungen einsetzen. Zweifellos wird er auch alles tun, was in seiner Macht steht, um die Tiere im ganzen Land von seinen Absichten zu unterrichten. Er ist nicht dumm.«
    Â»Ich habe nicht gesagt, dass er dumm ist«, entgegnete Boq. »Aber wie handfest, meinst du, sind die Beweise, die er bis jetzt hat?«
    Â»Ich bin nur eine studentische Hilfskraft«, sagte Elphaba. »Ich verstehe kaum den Sinn seiner Worte. Ich bin nur eine Sekretärin, eine Schreibhilfe – er kann ja nicht selber schreiben, weil er mit seinen Hufen keinen Stift halten kann. Ich nehme Diktate auf, ich lege sie ab, und ich flitze zur Grattler-Kollegsbibliothek und schlage Sachen nach.«
    Â»Die Bibliothek im Brischko-Kolleg wäre für Material dieser Art ergiebiger«, meinte Boq. »Selbst die Drei-Königinnen, wo ich diesen Sommer arbeite, hat im Magazin Urkunden der Mönche über ihre Beobachtungen des Tier- und Pflanzenlebens.«
    Â»Ich bin keine offizielle Mitarbeiterin«, sagte Elphaba, »und als Mädchen darf ich die Brischko-Kollegsbibliothek nicht benutzen. Und Doktor Dillamond als Tier auch nicht, mittlerweile wenigstens. Diese wertvollen Quellen sind uns also verschlossen.«
    Â»Na ja«, sagte Boq leichthin, »wenn ihr genau wisst, was ihr braucht … Ich habe Zutritt zu den Magazinen beider Sammlungen.«
    Â»Und wenn der gute Doktor Dillamond den Unterschied zwischen Tieren und Menschen endlich ausgetüftelt hat, werde ich ihm vorschlagen, dass er dieselben Kriterien auf den Unterschied zwischen den Geschlechtern anwendet«, sagte Elphaba. Erst da ging ihr auf, was Boq gesagt hatte, und sie streckte die Hand aus, fast als wollte sie ihn anfassen. »O Boq! Boq! Im Namen von Doktor Dillamond nehme ich hiermit dein großzügiges Hilfsangebot an. Die erste Liste von Quellen lasse ich dir im Laufe der Woche zukommen. Nur lass meinen Namen aus dem Spiel. Mir ist es egal, ob ich mir den Zorn der makabren Akaber zuziehe, aber ich will nicht, dass sie ihren Unmut an meiner Schwester Nessarose auslässt.«
    Sie stürzte den letzten Schluck Tee hinunter, schnappte sich ihr Paket und war aufgesprungen, bevor Boq sich ordentlich verabschieden konnte. Etliche Gäste, die ihrerseits mit Zeitungen oder Romanheften beim Frühstück saßen, schauten auf, als das linkische Mädchen zur Tür hinausstürmte. Als Boq

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