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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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einem Kiosk stehen und gaffte die Auslagen an: Zigaretten, Ersatzliebeszauber, frivole Zeichnungen sich entkleidender Frauen und Bildrollen, die grelle Sonnenuntergänge zeigten und mit aufrüttelnden Einzeilern beschriftet waren: »Lurlina lebt in jedem Herzen fort.« »Haltet die Gesetze des Zauberers, und die Gesetze des Zauberers werden euch halten.« »Ich bete zum Namenlosen Gott, dass Gerechtigkeit geschehen möge in Oz.« Boq bemerkte die unterschiedlichen Tendenzen: die heidnische, die obrigkeitsstaatliche und die altmodisch unionistische.
    Aber keine direkte Parteinahme für die Royalisten, die in den sechzehn harten Jahren, seit der Zauberer dem Ozma-Regenten die Macht entrissen hatte, in den Untergrund gegangen waren. Die Ozmasche Linie stammte ursprünglich aus Gillikin, musste es da nicht aktive Widerstandsnester geben, die den Zauberer bekämpften? Andererseits hatte Gillikin unter dem Zauberer einen Aufschwung erlebt, daher hielten sich die Royalisten bedeckt. Außerdem hatten alle die Gerüchte über drakonische Strafen für Renegaten und Peristrophisten gehört.
    Boq kaufte eine in der Smaragdstadt erschienene Zeitung – mehrere Wochen alt, doch es war die erste, die er seit einiger Zeit zu Gesicht bekommen hatte – und setzte sich damit in ein Café. Er las, dass der smaragdstädtische Heimatschutz einige tierische Demonstranten davon abgehalten hatte, im Palastgarten die öffentlichen Ordnung zu stören. Er schaute nach Nachrichten aus den Provinzen und fand einen Lückenfüller über Munchkinland, wo weiterhin dürreähnliche Zustände herrschten; es gingen zwar gelegentlich Wolkenbrüche nieder, doch das Wasser lief ab oder versickerte nutzlos im Lehm. In dem Artikel stand, dass es im Winkus verborgene unterirdische Seen gab, deren Wasserressourcen ganz Oz versorgen konnten. Doch die Vorstellung eines Kanalnetzes über das ganze Land fanden alle zum Lachen. Die Kosten! Es herrschte große Uneinigkeit zwischen den Eminenzen und der Smaragdstadt in der Frage, was zu tun sei.
    Abspaltung, dachte Boq aufwieglerisch, und als er aufschaute, stand Elphaba vor ihm, allein, ohne Anstandsdame oder Muhme.
    Â»Was für einen köstlichen Ausdruck du im Gesicht hast, Boq«, sagte sie. »Viel interessanter als Liebe.«
    Â»In gewisser Weise ist es Liebe«, sagte Boq, dann besann er sich und sprang auf. »Willst du dich nicht zu mir setzen? Bitte, nimm Platz! Sofern es dir nichts ausmacht, dass du unbeaufsichtigt bist.«
    Sie setzte sich und gestattete ihm, ihr einen Mineraltee zu bestellen; sie sah ein bisschen mitgenommen aus. Sie hatte ein braunes, mit Kordel verschnürtes Paket unter dem Arm. »Ein paar Kleinigkeitenfür meine Schwester«, sagte sie. »Sie ist wie Galinda, sie liebt den äußeren Schick. Ich habe im Basar ein winkisches Umhängetuch für sie gefunden, rote Rosen auf schwarzem Grund, mit schwarzgrünen Fransen. Ich schicke es ihr zusammen mit einem Paar gestreifter Strümpfe, die Muhme Schnapp für mich gestrickt hat.«
    Â»Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast«, sagte er. »War sie mit uns zusammen in der Spielgruppe?«
    Â»Sie ist drei Jahre jünger als ich«, sagte Elphaba. »Sie wird in Kürze aufs Grattler-Kolleg kommen.«
    Â»Ist sie so schwierig wie du?«
    Â»Sie ist auf andere Art schwierig. Sie ist behindert, meine Nessarose, und zwar ziemlich schwer, und hält einen ordentlich auf Trab. Selbst Madame Akaber weiß noch nicht genau, wie es wirklich um sie steht. Doch zu dem Zeitpunkt werde ich im dritten Jahr sein und den Mut haben, der Rektorin die Stirn zu bieten, hoffe ich. Es gibt Leute, die Nessarose das Leben schwermachen. Das Leben ist auch so schon schwer genug für sie.«
    Â»Kümmert sich deine Mama um sie?«
    Â»Meine Mutter ist tot. Mein Vater ist offiziell für sie zuständig.«
    Â»Offiziell?«
    Â»Er ist Pfarrer«, sagte Elphaba und rieb die Handflächen im Kreis aneinander, eine Geste, die zu verstehen gab, dass zwei Mühlsteine noch so lange mahlen konnten, aber wenn es kein Korn gab, niemals Mehl dabei herauskommen konnte.
    Â»Das hört sich sehr schwer für euch alle an. Woran ist deine Mutter gestorben?«
    Â»Sie ist im Kindbett gestorben, und das ist die letzte persönliche Auskunft, die du bekommst.«
    Â»Erzähl mir von Doktor Dillamond. Wie ich höre, arbeitest du

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