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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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geschafft. Ich weiß nicht genau, worum es sich handelt, aber er hat dazu zwei Linsen in einer ganz bestimmten Weise angeordnet und damit Gewebeproben betrachtet, die er auf eine Glasscheibe gelegt hatte, mit Kerzen im Hintergrund. Er begann zu diktieren, und er war so aufgeregt, dass er seine Befunde förmlich sang, er komponierte die reinsten Arien über das, was er sah. Rezitative über Strukturen, über Farben, über die elementaren Formen organischen Lebens. Er hat eine hässliche kratzige Stimme, wie bei einem Geissbock zu erwarten, aber auf einmal schmetterte er los. Tremolo bei den Kommentaren, vibrato bei den Interpretationen und sostenuto bei den Folgerungen: lange, triumphierende offene Vokale der Entdeckerfreude! Ich hatte Angst, dass ihn jemand hört. Und ich sang ebenfalls, ich trug ihm seine Aufzeichnungen vor wie eine Kompositionsstudentin.«
    Von seinen Funden bestärkt verlangte der kühne Forscher, dass ihre Forschungen zielgerichteter wurden. Er wollte mit seinen Erkenntnissen nicht eher an die Öffentlichkeit treten, als bis er sich über die politisch günstigste Art, sie zu präsentieren, im Klaren war. Gegen Ende des Sommers gingen die Bemühungen dahin, lurlinistische und frühe unionistische Abhandlungen zu der Frage zu finden, wie die Tiere und die Tiere erschaffen und voneinander getrennt worden waren. »Es geht nicht darum, einer vorwissenschaftlichen Schar unionistischer Mönche oder heidnischer Priester und Priesterinnen wissenschaftliche Theorien unterzuschieben«, erklärte Elphaba. »Doktor Dillamond will vielmehr belegen, wie unsere Vorfahren darüber dachten. DasRecht des Zauberers, ungerechte Gesetze zu erlassen, lässt sich besser bestreiten, wenn wir wissen, wie die alten Träumer sich die Sache zurechtlegten.«
    Es war eine interessante Übung.
    Â»In der einen oder anderen Form kennen wir doch alle einige der Ursprungsmythen, die vor der Ozias im Schwange waren«, sagte Timmel und warf sich mit theatralischer Gebärde seine blonde Tolle aus der Stirn. »Am schlüssigsten ist der, wo unsere gute Feenkönigin Lurlina auf Reisen ist. Ermüdet vom Fliegen machte sie Rast und rief aus dem Wüstensand eine Quelle hervor, die tief unter den trockenen Dünen der Erde verborgen gewesen war. Das Wasser sprudelte auf ihren Befehl hin in solchen Massen, dass fast augenblicklich das Land Oz in seiner ganzen Mannigfaltigkeit aus dem Boden schoss. Lurlina trank bis zur Besinnungslosigkeit und sank dann auf dem Gipfel des Zinkenhorns in einen langen Schlaf. Als sie erwachte, ließ sie ausgiebig Wasser, und daraus entstand der Gillikinfluss, der durch die ungeheuren Weiten der Gillikinesischen Wälder und dann am östlichen Rand des Winkus in den Rastensee fließt. Die Tiere waren terrikolos und gehörten damit einer niedrigeren Ordnung an als Lurlina und ihr Gefolge. Schaut mich nicht so an, ich weiß, was das Wort bedeutet – ich hab’s nachgeschlagen. Es bedeutet, ›im oder am Boden lebend‹.  
    Die Tiere waren als Erdklumpen entstanden, die sich durch das unmäßige Pflanzenwachstum an den Hängen gelöst und im Hinabrollen ihre Formen erhalten hatten. Als Lurlina losstrullte, meinten die Tiere, der wütende Strom sei eine Sintflut, die ihre junge Welt überschwemmen wollte, und sie bangten um ihr Leben. In ihrer Verzweiflung warfen sie sich in die reißenden Fluten und versuchten, durch Lurlinas Urin zu schwimmen. Diejenigen, die es mit der Angst zu tun bekamen und umkehrten, blieben Tiere, die zur Arbeit eingespannt, zum Essen geschlachtet, zum Vergnügen gejagt, für Geld veräußert, als unschuldig bewundert wurden. Diejenigen, die weiterschwammen und ans andere Ufer gelangten, wurden mit Vernunft und Sprache beschenkt.«
    Â»Ein tolles Geschenk, sich den eigenen Tod vorstellen zu können«, knurrte Krapp.
    Â»Daher Tiere . Der Brauch, die Tiere von den Tieren zu trennen, reicht in unvordenkliche Zeiten zurück.«
    Â»Mit Pisse getauft«, sagte Elphaba. »Ist das eine hintergründige Art, die Fähigkeiten der Tiere zu erklären und sie gleichzeitig zu verunglimpfen?«
    Â»Und was ist mit den Tieren, die ertranken?«, fragte Boq. »Das sind doch die wahren Verlierer gewesen.«
    Â»Oder die Märtyrer.«
    Â»Oder die Geister, die heute unter der Erde leben und den Feldern von Munchkinland die Wasserversorgung

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