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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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wieder saß und sich fragte, auf was er sich da eingelassen hatte, bemerkte er bei einem langsamen, aber gründlichen Blick in die Runde, dass an diesem Morgen keine Tiere ihren Tee in dem Lokal nahmen. Nicht ein einziges Tier .
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    In späteren Jahren seines langen Lebens sollte der restliche Sommer in Boqs Erinnerung stets den muffigen Geruch alter Bücher ausströmen. Er stöberte allein in den dumpfigen Magazinen herum, er beugte sich über die Mahagonischubfächer mit ihren Pergamentschätzen, deren altertümliche Schrift ihm vor den Augen verschwamm. Den ganzen Sommer über, schien ihm, beschlugen die Rautenscheiben der Fenster mit ihrem Blausteinstab- und -maßwerk immer wieder mit kleinen, nervtötenden Regentropfen, die fast wie Sandkörner prasselten. Anscheinend gelangte der Regen niemals bis Munchkinland – aber daran versuchte Boq nicht zu denken.
    Krapp und Timmel wurden zwangsverpflichtet, sich an den Nachforschungen für Doktor Dillamond zu beteiligen. Anfangs mussten sie davon abgebracht werden, sich für ihre Suchexpeditionen mit Kneifern, gepuderten Perücken und Roben mit hohem Kragen zu verkleiden, alles Funde, die sie in der gut ausgestatteten Garderobe der studentischen Theatergruppe am Drei-Königinnen-Kolleg machten. Doch als sie den Ernst der Sache begriffen hatten, stellten sie sich begeistert in ihren Dienst. Einmal die Woche trafen sie sich mit Boq und Elphaba im Café am Eisenbahnplatz. Elphaba erschien in diesen nieseligen Wochen immer in einem weiten braunen Mantel mit Kapuze und Schleier, der sie bis auf die Augen vollständig vermummte. Sie trug lange, abgenutzte graue Handschuhe, gebraucht von einem Bestattungsunternehmen gekauft, wie sie stolz erklärte, und billig, weil sie schon bei etlichen Beerdigungen getragen worden waren. Über ihre Bohnenstangenbeine zog sie zwei Paar Baumwollstrümpfe.Als Boq Elphaba das erste Mal so sah, sagte er: »Ich konnte Krapp und Timmel mit Mühe und Not überreden, auf den Spionagefummel zu verzichten, und du kommst daher wie die original kumbrische Hexe.«
    Â»Ich bin damit nicht auf euern Beifall aus, Jungs.« Sie streifte den Mantel ab und hängte ihn so über den Stuhl, dass sie nicht mit der nassen Wolle in Berührung kam. Wenn es einmal vorkam, dass ein anderer Gast im Vorbeigehen seinen regennassen Schirm ausschüttelte, zuckte Elphaba immer zurück, und bei jedem Tröpfchen, das sie traf, verzog sie schmerzlich das Gesicht.
    Â»Ist das was Religiöses, Elphie, dass du so darauf achtest, trocken zu bleiben?«, fragte Boq.
    Â»Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich mit Religion nichts anfangen kann.«
    Â»Daher also deine generelle Abneigung gegen Wasser«, bemerkte Krapp. »Vielleicht könnte ein Spritzer, ohne dass du es ahnst, als Taufwasser wirken, und dann wäre deine Freiheit als ungebundene Agnostikerin beeinträchtigt.«
    Â»Ich dachte immer, du wärst zu sehr mit dir selbst beschäftigt, um meinen spirituellen Knacks zu bemerken«, sagte Elphaba. »Also, Jungs, was habt ihr heute für mich?«
    Jedes Mal dachte Boq: Wenn doch Galinda hier wäre. Denn die selbstverständliche Kameradschaft, die sich während dieser Wochen zwischen ihnen entwickelte, war wunderbar erfrischend – so ungezwungen und witzig, wie man nur wünschen konnte. Den Anstandsregeln zum Trotz waren sie alle zum Du übergegangen. Sie fielen sich gegenseitig ins Wort und lachten und kamen sich wegen der Heimlichkeit ihres Treibens kühn und wichtig vor. Krapp und Timmel als Smaragdstädtern – Sohn eines Steuereinnehmers der eine, eines Sicherheitsberaters im Palast der andere – waren Tiere und die Beschränkungen ihrer Freiheit ziemlich gleichgültig, doch Elphabas leidenschaftlicher Glaube an die Sache beflügelte sie. Auch Boqs Engagement wuchs. Er stellte sich vor, wie Galinda sich zu ihnen setzte,wie sie ihre vornehme Reserviertheit ablegte, wie ihre Augen bei dem Gedanken an das gemeinsame geheime Ziel leuchteten.
    Â»Ich dachte, ich kenne sämtliche Formen der Leidenschaft«, sagte Elphaba eines sonnigen Nachmittags. »Wo ich doch einen unionistischen Pfarrer zum Vater habe, meine ich. Man geht fraglos davon aus, dass Theologie das Fundament ist, auf dem alles übrige Denken und Meinen aufbaut. Aber ich sage euch, Jungs, diese Woche hat Doktor Dillamond irgendeinen wissenschaftlichen Durchbruch

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