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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Wort.
     
    19
     
    Jack schreckte aus dem Schlaf hoch. Einen Moment wusste er nicht, wo er war, dann wurde ihm klar, dass er sich nicht in seinem Bett, sondern in dem Sessel im Wohnzimmer befand. Seine Hand fuhr instinktiv zu der Waffe auf seinem Schoß.
    Er lauschte. Etwas hatte ihn geweckt. Was? Das schwache Licht aus der Küche reichte aus, um ihm zu zeigen, dass das Wohnzimmer leer war.
    Er stand auf und überprüfte das Fernsehzimmer, dann sah er bei Kolabati nach. Sie schlief noch. Alles in Ordnung.
    Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Es kam von der anderen Seite der Wohnungstür – das Knarren einer Diele. Jack schlich zur Tür und presste sein Ohr dagegen. Stille. Der Hauch eines Geruchs lag in der Luft. Nicht der faulige Geruch der Rakoshi, sondern ein unangenehm süßlicher Geruch wie das Veilchenparfüm einer alten Frau.
    Mit pochendem Herzen entriegelte Jack die Tür und riss sie auf, während er gleichzeitig einen Satz zurück machte und Feuerstellung einnahm: breitbeinig, die Pistole in beiden Händen, die linke als Stütze für die rechte, beide Arme voll ausgestreckt.
    Das Licht im Korridor war dürftig, aber immer noch heller als da, wo Jack stand. Jeder, der die Wohnung betreten wollte, musste sich deutlich gegen den Eingang abzeichnen. Nichts rührte sich. Alles, was er sah, waren die Geländerpfosten und das Treppengeländer vor seiner Wohnungstür. Jack behielt seine Position bei, während der Geruch wie eine Duftwolke aus einem überreifen Gewächshaus in den Raum drang – süß und klebrig, mit einem leichten Hauch von Fäulnis.
    Er hielt die Arme weiter vor sich mit der Pistole in der Faust, während er zur Tür vorrückte und nach links und rechts sicherte. Soweit er sehen konnte, war alles sauber.
    Er sprang in den Korridor und drehte sich im Sprung, sodass er das Geländer im Rücken hatte, die Arme nach unten, die Pistole im Schritt, bereit, nach rechts oder links gerichtet zu werden, sobald sich etwas zeigte.
    Korridor links und rechts: sauber.
    Einen Sekundenbruchteil später war er wieder in Bewegung und wirbelte herum, dass er die Wand neben seiner Wohnungstür im Rücken hatte. Seine Augen fuhren die Treppenflucht rechts in den dritten Stock hoch: sauber.
    Der Treppenabsatz links von ihm, wo die Treppe nach unten führte: sau…
    Halt, nein! Da war jemand und saß kaum sichtbar im Dunkeln auf dem Treppenabsatz. Seine Waffe fuhr nach oben und lag ruhig in der Hand, während er genauer hinsah: eine Frau in einem langen Kleid mit langem verfilzten Haar und einem Schlapphut. Sie war zusammengesunken und wirkte niedergeschlagen. Ihr Gesicht wurde von dem Hut und dem Haar verdeckt.
    Jacks Pulsrate verlangsamte sich wieder, aber er hielt die 9 mm weiter auf sie gerichtet. Was, zum Teufel, hatte sie hier zu suchen? Und was hatte sie getan? Hatte sie eine ganze Parfümflasche über sich ausgeschüttet?
    »Ist alles in Ordnung, Lady?«, fragte er.
    Sie bewegte sich und drehte sich um, um Jack anzusehen. Bei der Bewegung erkannte er, dass das eine verdammte große Frau war. Und dann wurde ihm alles klar. Das war Kusums Werk: Jack hatte sich als alte Dame verkleidet, als er für Kusum gearbeitet hatte, und jetzt … Er brauchte die bösartigen gelben Augen, die ihn unter dem Hut und der Perücke hervor anstarrten, gar nicht mehr zu sehen, um zu wissen, dass er soeben die Rakoshi-Mutter angesprochen hatte.
    »Verfluchte Scheiße!«
    In einer geschmeidigen, fließenden Bewegung richtete sich die Mutter zu ihrer vollen Größe auf, wobei das Kleid an den Nähten auseinanderplatzte, und glitt mit einem wütenden Zischen auf ihn zu. Ihre Fänge blitzten und ihre Krallen waren ausgefahren. In ihren Augen glomm Triumph.
    Jack klebte die Zunge an seinem schlagartig ausgedörrten Gaumen, aber er wich nicht zurück. Mit einer methodischen Gelassenheit, die sogar ihn selbst überraschte, feuerte er das erste Geschoss in die obere linke Ecke ihrer Brust. Die schallgedämpfte Glock bockte in seinen Händen und rieb sich dabei an der Wunde in seiner Handfläche. Es gab ein gedämpftes »Pfutt«, als er den Abzug betätigte. Die Kugel erschütterte sie – Jack stellte sich vor, wie das Bleigeschoss in ihrem Körper in zahllose Teile zerplatzte und durch das Gewebe fetzte –, aber ihr Schwung trug sie weiter vorwärts. Jack war sich nicht sicher, wo sich das Herz befand, daher platzierte er drei weitere Geschosse in die imaginären Ecken eines Vierecks um die erste Kugel herum, aus der jetzt ein Strom sehr

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