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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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die Enkelkinder die alte Mrs. Bahkti rausgeschmuggelt haben.«
    »Wie sah der Kerl aus, der abgehauen ist? Hatte er einen Verband über dem linken Auge?« Jack hielt die Luft an, während er auf eine Antwort wartete.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Kanntest du ihn? Ich kann den Namen für dich herausfinden.«
    »Danke Marta, aber das nützt mir nichts. Ist schon in Ordnung.«
    Er verabschiedete sich, legte auf und starrte zu Boden. Er stellte sich vor, wie Kusum sich in ein Krankenzimmer schlich, einen Mann mit einem Verband über dem linken Auge und Gipsverbänden an beiden Händen ergriff und ihn aus dem Fenster warf. Aber das passte nicht zusammen. Er wusste, Kusum hätte das liebend gern getan, aber er hatte nur einen Arm und war ja wohl gerade damit beschäftigt gewesen, seine Großmutter aus dem Krankenhaus zu schmuggeln.
    Irritiert schüttelte er den Gedanken ab und konzentrierte sich auf sein anderes Problem: das Verschwinden von Grace Westphalen. Sein einziger Anhaltspunkt war ein unbeschriftetes Fläschchen mit einer Kräutertinktur und die vage Intuition, dass das irgendetwas damit zu tun hatte. Er vertraute normalerweise nicht auf Ahnungen, entschloss sich aber, es diesmal zu tun, weil es nichts anderes gab, dem er nachgehen konnte.
    Er nahm die Flasche von der Eichenkiste, auf der er sie abends abgestellt hatte, und schraubte den Verschluss auf. Die Flüssigkeit roch ungewöhnlich, aber deutlich nach Kräutern. Er ließ einen Tropfen auf seine Fingerspitze rinnen und probierte mit der Zunge. Nicht übel. Er musste das Zeug analysieren lassen, um zu wissen, woher es kam. Die Chancen waren nicht gut, aber vielleicht gab es eine Verbindung zu dem, was mit Grace passiert war.
    Er nahm den Hörer wieder in die Hand, um Gia anzurufen, legte ihn dann aber wieder weg. Er ertrug die Kälte in ihrer Stimme nicht. Noch nicht. Es gab noch etwas anderes, was er tun konnte: Er konnte den verrückten einarmigen Inder anrufen und herausfinden, was er mit der alten Dame angestellt hatte. Er wählte die Nummer, die Kusum gestern auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte.
    Eine Frau antwortete, mit sanfter, flüssiger Stimme ohne jeden Akzent. Sie erklärte ihm, Kusum sei nicht da.
    »Wann wird er zurück sein?«
    »Heute Abend … Sind Sie Jack?«
    »Äh, ja.« Er war überrascht und verwirrt. »Woher wissen Sie das?«
    Sie lachte melodiös. »Kusum sagte, Sie würden wahrscheinlich anrufen. Ich bin Kolabati, seine Schwester. Ich wollte gerade in Ihrem Büro anrufen. Ich möchte Sie treffen, Handyman Jack.«
    »Und ich möchte wissen, wo sich Ihre Großmutter befindet.«
    »Auf dem Weg zurück nach Indien«, sagte sie unbekümmert, »wo sich unsere eigenen Ärzte um sie kümmern werden.«
    Jack war erleichtert, aber immer noch verärgert. »Das hätte man auch tun können, ohne sie heimlich aus dem Krankenhaus zu schmuggeln oder was Sie da getan haben.«
    »Natürlich. Aber Sie kennen ja meinen Bruder. Er tut immer alles so, wie er es für richtig hält. Nach dem, was er mir erzählt hat, unterscheidet er sich da nicht von Ihnen. Ich mag das bei einem Mann. Wann können wir uns treffen?«
    Da war etwas in dieser Stimme, bei dem seine Sorge um ihre Großmutter in den Hintergrund trat. Schließlich wurde sie medizinisch betreut …
    »Sind Sie für länger in den Vereinigten Staaten?«, fragte er, um Zeit zu gewinnen. Er hatte eine Regel, nach der ein Job, den er erledigt hatte, auch abgeschlossen war. Aber andererseits würde er wirklich gern sehen, was für ein Gesicht zu einer so atemberaubenden Stimme gehörte. Und wenn man es genau nahm, war diese Frau ja nicht seine Klientin – das war ihr Bruder.
    Jack, du hättest Anwalt werden sollen.
    »Ich lebe in Washington. Ich bin hierher gereist, als ich das mit meiner Großmutter gehört hatte. Wissen Sie, wo das Waldorf ist?«
    »Ich habe schon davon gehört.«
    »Warum treffen wir uns nicht um sechs in der Pfauenbar?«
    Werde ich da tatsächlich um ein Rendezvous gebeten? Nun, warum nicht. »Gut. Wie erkenne ich Sie?«
    »Ich werde weiß tragen.«
    »Wir sehen uns um sechs.«
    Er legte auf und wunderte sich über sich selbst. Blind Dates waren überhaupt nicht sein Ding.
    Aber jetzt der schwierige Teil: sein Anruf bei Gia. Er wählte Nellies Nummer. Präzise nach dem zweiten Klingeln meldete sich Eunice: »Villa Paton.« Auf Jacks Bitte hin rief sie Gia ans Telefon. Er wartete mit einer seltsamen Mischung aus Vorfreude und Bangen.
    »Hallo?« Ihre Stimme war

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