Widerstand zwecklos - Der Versuchung ergeben (German Edition)
schüttelte Liz sich die Haare aus dem Gesicht, blitzte ihn wütend an und machte einen Schritt in Richtung Ausgang.
Ihre geballte Faust schoss auf sein Gesicht zu. Doch Gray wehrte ihren Angriff blitzschnell ab und verpasste Liz einen weiteren Stoß gegen die Schulter, diesmal um einiges kräftiger. Liz stolperte rückwärts, über eine Harke hinweg und landete laut fluchend auf ihrem Hintern. Schnell schloss Gray die Tür und verriegelte sie von außen. Durch die geschlossene Tür hindurch sprach er leise lachend mit ihr: „Ich werde dein Fehlen während des Essens bei Harold und John entschuldigen. Aber ich glaube kaum, dass es sie wirklich stört, wenn du sie nicht vor ihren Gästen blamierst. Nach dem Abendessen lasse ich dich natürlich wieder raus. Und wenn du schön artig bist, Wildfang, bringe ich dir auch etwas zu essen mit.“
„Lass mich sofort hier raus! Du spinnst wohl! Sag mal, hast du sie noch alle? Mach sofort die Tür auf!“ Liz brüllte aus Leibeskräften, ihre Stimme schnappte beinahe über. Zusätzlich schlug und trat sie so kräftig gegen die Tür, selbst der Rahmen bebte unter der Wucht.
Gray hoffte inständig, die Bretter der Hütte hielten der Wut des Mädchens stand. Sorgfältig überprüfte er, ob die Tür auch wirklich verschlossen war, drehte eine Runde um die Hütte und redete beruhigend auf Liz ein, jedoch ohne eine Chance, ihren Wortschwall übertönen zu können. Gray richtete seinen Anzug, wischte den Staub von seinen vormals blanken Schuhen und begab sich recht beunruhigt und dennoch schnurstracks auf das Haus zu und hoffte trotz allem auf einen gelungenen Abend.
Warum war Liz ihrer Familie gegenüber nur so abweisend eingestellt , fragte er sich im Stillen. Dabei war es offensichtlich, dass ihr etwas an ihnen lag, sonst wäre sie vorhin nicht in seine Falle getappt.
Er kannte Harold und John nun seit ungefähr einem Jahr. Zwischen ihnen hatte sich etwas entwickelt, das man ohne zu übertreiben als eine sehr gute Freundschaft bezeichnen konnte.
Als möglicher Investor der Baufirma Gibson & Son , die innerhalb von fünfzehn Jahren um ein Vielfaches wuchs und zu der diverse Zweigstellen gehörten, wurde er damals eingeladen, an der Feier zum fünfunddreißigjährigen Firmenjubiläum teilzunehmen. Diese Chance wollte er sich keineswegs entgehen lassen, denn Gray war schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einer Möglichkeit, das Geld, das er von seinen Eltern erbte, sinnvoll und vor allem gewinnbringend zu investieren.
Harold war ihm von Anbeginn stets freundlich, offen und ehrlich gegenüber getreten. Er galt in Wirtschaftskreisen als überaus seriöser Geschäftspartner. Egal wo Gray auch Erkundigungen über den Mann einzog, überall konnte er nur Gutes in Erfahrung bringen. Das war einer der Gründe, weshalb Gray sich entschied, eine nicht unerhebliche Summe in dessen Firma zu investieren. Der zweite und eher persönliche Grund für die Investition war die sofortige Sympathie, die zwischen ihnen bestand. In regelmäßigen Abständen trafen sie sich und arbeiteten an Erfolg versprechenden Ideen, um die Firma weiterhin auf Kurs zu halten.
Harold Gibson konnte, wenn es ums Geschäft ging, knallhart sein. Andererseits zeigte sich sein weiches Herz, wenn er sich für Schwächere und Bedürftige einsetzte. In der Vergangenheit kaufte er als Privatmann mehrere baufällige Objekte auf, sanierte sie und vermietete die Wohneinheiten äußerst günstig an sozial schwache Familien. Ein weiterer Punkt, warum Gray diesen Mann, der tatkräftig von seinem Sohn unterstützt wurde, so schätzte. Er kümmerte sich nicht nur um die Seinen, sondern auch um jene, denen es nicht so gut ging. Harold hatte nicht vergessen, wie es war, kaum etwas zu besitzen.
Grays Recherche über seinen Geschäftspartner war überaus gründlich. Dass Harold Witwer war, einen Sohn und eine Tochter hatte, interessierte ihn eigentlich nur am Rande, denn Gray konzentrierte sich bei seinen Recherchen hauptsächlich auf Gibsons Fähigkeiten als Geschäftsmann und dessen Unternehmen als Investitionsobjekt .
Gibson & Son war praktisch aus dem Nichts heraus geschaffen worden. Harold bekam ein von Hypotheken belastetes Anwesen und die marode Baufirma vor über fünfunddreißig Jahren von seinem Onkel vererbt. Er steckte all seine Kraft und Zeit hinein, um beides vor dem Untergang zu retten. Und innerhalb kürzester Zeit schrieb die Firma wieder schwarze Zahlen. Jahr um Jahr fuhr Gibson & Son höhere Gewinne ein.
Vor
Weitere Kostenlose Bücher