Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition)
war.
„Sorry, ich wollte dich nicht wecken“, sagte er gleich.
„Hast du nicht. Muss nur aufpassen, dass ich nicht zu weit fahre“, erwiderte ich und gähnte. Immerhin hielt ich dazu die Hand vor den Mund, etwas Anstand hatte ich schließlich gelernt.
„Wo musst du denn raus?“
„Köln, Hauptbahnhof“, erklärte ich.
„Och, das ist ja noch über ne Stunde, bis dahin. Penn ruhig, ich weck dich.“
Erstaunt über das Angebot sah ich ihn mir genauer an. Er sah nicht aus, als würde er mich ausrauben, wenn ich einschlief. Eigentlich sah er ganz nett aus, ein paar Jahre älter als ich. Blond, hübsches Gesicht, schlank. Irgendwie – brav. Ich beschloss, ihm zu trauen.
„Danke.“
Er nickte nur und ich schloss die Augen wieder.
Herrlicher Sonnenschein, Josh neben mir. Wir liefen Hand in Hand über eine Wiese. Nackt. Wieder und wieder blieben wir stehen, küssten uns innig. Mit einem kessen Zwinkern raunte er mir zu, ich sollte ihn fangen. Da lief er auch schon los. Ich rannte und hetzte ihm nach, doch je mehr ich mich anstrengte, um so weiter entfernte er sich von mir. Ich rief ihm nach: Josh, bleib stehen! Doch meine Worte erreichten ihn nicht. Lachend lief er über die Wiese, seine Haut schimmerte im Sonnenlicht. Ab und an drehte er sich zu mir um, lief ein paar Schritte rückwärts, um mich anzusehen. Er winkte, rief ich sollte ihn doch fangen und zeigte mir unmissverständlich, was auf mich warten würde. Seine harte Latte, die im Lauf wippte.
Ich rannte, wollte ihn endlich berühren, ihn anfassen, küssen und zum Keuchen bringen. Dann geschah es, Josh lief und plötzlich war er weg, als habe ihn der Boden verschluckt. Ich rannte schneller, kam zu der Stelle und sah die Schlucht. Die Tiefe, in der ich keinen Grund und Boden erkennen konnte, erstreckte sich vor mir. Tiefschwarz, gähnende Leere. Kein Schrei – einfach nichts. Josh! Panisch sah ich in die schwarze Tiefe …
… und schreckte auf.
Mir gegenüber noch immer der Fremde. Verwirrt sah ich ihn an, bemerkte, dass ich im Zug saß. Alles ein Traum, doch Josh war trotzdem weg!
Mit den Händen rieb ich mir übers Gesicht und spürte kurz darauf, was sich da verräterisch und unübersehbar in meiner Jeans versteckte. Gott, wie peinlich. Ich träumte davon, wie mein Geliebter ins Bodenlose stürzt und wachte mit einer Latte auf! Der Kerl mir gegenüber räusperte sich.
„Mir scheint, du hast angenehme Träume“, sagte er schmunzelnd.
„War eher ein Albtraum“, entgegnete ich.
„Sieht aber nicht so aus. Wer ist Josh?“
Ich starrte mein Gegenüber an. Hab ich etwa laut geredet?
„Ähm mein … Kumpel.“
„Nicht Freund? Ich meine, es geht mich ja nix an, aber“, sein Blick senkte sich auf meinen Hosenstall, „das sieht anders aus.“
„Und wenn schon“, erwiderte ich, etwas gereizt.
Der Kerl zuckte mit den Schultern, doch sein Blick sagte, dass ihm die Situation alles andere als egal war. Um ihn nicht andauernd ansehen zu müssen, weil er ein dickes Grinsen auf dem Gesicht hatte, sah ich an die Wand mir gegenüber. Dann auf meine Schuhe auf dem Polster, zum Fenster – das war weiterhin doof, da sah ich nur mich selbst und den Typen noch dazu. Also ließ ich meine Augen weiter das Abteil durchstreifen. Nur um mich abzulenken, was mir leider nicht gelang. Mein Körper hatte entschieden, meinem Kopf das Blut zu entziehen und an das zweite Gehirn weiterzugeben. Somit dachte ich nur noch daran, wie ich auf angenehme Weise meinen Harten loswurde. Er wollte nicht von allein verschwinden, was mich unruhig machte. Nervös rutschte ich auf dem Sessel hin und her, die Sitzerei wurde zunehmend unbequem.
Verhalten drückte ich immer wieder dagegen, doch das machte die Sache nur noch schlimmer. Ich schloss die Augen, zählte langsam bis zwanzig und atmete dabei ruhig. Half nicht. Also forderte ich mein Gehirn dazu auf, mir die grausigsten und ekligsten Bilder zu zeigen, die es kannte. Was kam? Nur Bilder, die auf irgendeine Weise was mit Sex zu tun hatten!
Genervt stöhnte ich auf und öffnete meine Augen. Nur um erschrocken zurück zu weichen. Das Gesicht des fremden Kerls war dicht an meinem.
„Wollte nur mal sehen, ob du noch atmest“, scherzte er.
Mir war nicht nach Witzen, daher brummte ich nur.
„Wenn du nichts unternimmst, verschwindet der nicht …“, setzte er an.
„Ach nee – stell dir vor, das weiß ich!“
„Darf ich?“, fragte er und leckte sich über die Lippen.
Blinzelnd starrte ich ihn an. Das war doch
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