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Wie Alles Begann...

Wie Alles Begann...

Titel: Wie Alles Begann... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Siebern
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die Dienerschaft der Ältesten nicht gut genug, um den Namen des blonden Mannes zu wissen, aber der blasse Diener verstand offensichtlich etwas von seinem Job. Wie es sich gehörte, hielt er den Blick gesenkt, während er Darrek und Jason ein Tablett mit blutgefüllten Gläsern entgegenhielt. Er war in die traditionelle Tracht des Ältestenhauses gehüllt und schien dem Blutgeruch dank jahrelangen Trainings problemlos widerstehen zu können.
    „Danke“, sagte Jason höflich und nahm sich ein Glas.
    Wie alle Diener war der Mann vor ihm ein Kaltblüter. Kein geborener Vampir, sondern ein gebürtiger Mensch, der erst durch einen Biss in einen Vampir verwandelt worden war und sich in der mittleren Phase seiner Metamorphose befand. Kaltblüter durften unter gar keinen Umständen Menschenblut trinken. Denn wenn sie es doch taten, vollendete sich ihre Verwandlung und sie wurden zu hässlichen grausamen Monstern, die von Jasons Rasse nur als „die Wilden“ bezeichnet wurden. Glücklicherweise geschah das aber äußerst selten. Wenn man die Kaltblüter vernünftig erzog, waren sie durchaus dazu imstande, der Versuchung von Menschenblut zu widerstehen. Auch für die gesamte Zeit ihrer Existenz, wenn es sein musste.
    Darrek schnappte sich ein anderes Glas, beachtete den Mann aber kein Stück. Darrek interessierte sich allgemein für niemanden, von dem er sich keinen Vorteil versprach. Genauso gut hätte ein Familienangehöriger ihm ein Glas reichen können. Es wäre Darrek absolut gleichgültig gewesen.
    Der Diener war eine derartige Behandlung jedoch gewöhnt und zog sich daher mit einer leichten Verbeugung zurück. Nachdenklich nippte Jason an seinem Drink.
    „Echtes Menschenblut?“, fragte er überrascht. „Unverdünnt?“
    „Was dachtest du denn? Die Ältesten geben sich doch nicht mit Kunstblut zufrieden.“
    Jason zuckte mit den Schultern. Echtes Blut war teuer. Es stammte direkt aus den Fabriken, in denen die Vampire heimatlose junge Menschen auf ihr Leben als Diener vorbereiteten. Es war möglich, ihnen über Jahre hinweg immer wieder Blut abzunehmen. Allerdings musste man sie dann irgendwann verwandeln. Denn je älter ein Diener bei der Verwandlung war, desto schwieriger war es, ihn in das bestehende System einzugliedern.
    „Ich bin in dem Glauben aufgewachsen, dass man Menschenblut nicht verschwenden sollte.“
    „Warum denn nicht? Es gibt doch nun wirklich genug Menschen auf dieser Welt. Nachschub wird es also immer geben.“
    „Das schon. Aber die Menschen werden immer aufmerksamer. Sie dokumentieren ihre Mitglieder und achten sehr stark darauf, dass ihnen möglichst wenig abhandenkommen.“
    „Bla bla. Das mag in den westlichen Ländern stimmen, Jason. Aber geh mal nach Indien, China, Afrika, Polen oder auch nur nach Mexiko. Ganz Südamerika ist immer noch voll von Straßenkindern, die kein Mensch lange vermisst, wenn sie einfach verschwinden. Es wird immer genug Nachschub geben. Die Menschen vermehren sich wie die Karnickel. Deswegen wird es auch immer genug Diener geben.“
    Darrek sah nach unten in den Saal und grinste dann.
    „Na, das ist ja mal eine Überraschung“, sagte er.
    Jason folgte seinem Blick und sah ein gut aussehendes Paar hereinkommen. Die Frau trug ein helles Kleid und hielt einen siebenjährigen Jungen an der Hand. Jason lächelte.
    „Schön“, sagte er. „Sie haben es also doch geschafft.“
    „Dein kleiner Bruder sieht dir ziemlich ähnlich“, stellte Darrek fest. „Das ist ja fast schon unheimlich.“
    Jason nickte. Es stimmte. Jedem fiel sofort auf, dass Simon eine unglaubliche Ähnlichkeit zu ihm aufwies. So als wären sie eineiige Zwillinge, die nur zufällig im Abstand von fast hundert Jahren zur Welt gekommen waren.
    „Wer ist denn der andere Junge?“, fragte Darrek und deutete auf einen größeren Jungen, der etwas unsicher hinter Jasons Eltern stand.
    „Das ist Greg“, antwortete Jason. „Mein Cousin. Er ist in Ordnung.“
    „Wohnt er bei euch?“
    „Ja. Seine Mutter schläft gerade. Und seine Schwester auch.“
    „Wieder eine Mutter, die keine Lust hatte, etwas von ihrer Jugend für ihre Kinder zu opfern?“
    Jason nickte. Obwohl Kinder in der Gesellschaft als höchstes Gut angesehen wurden, ließen Mütter sie immer wieder in der Obhut anderer Familienangehöriger zurück, um nicht auf ihren Schlaf zu verzichten. Darrek war zum Großteil von seiner älteren Schwester Larissa großgezogen worden. Jason hingegen hatte zumindest seinen Vater die gesamte Zeit

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