Wie angelt man sich einen Earl
passen perfekt in mein Beuteschema.“
Und plötzlich ergab alles wieder Sinn. In seinem Inneren wurde es ganz still und kalt. Das war eine Sprache, die er nur zu gut verstand und auf die er zu antworten wusste.
2. KAPITEL
„Sie wollen also Geld heiraten“, resümierte Rafe in frostig gelassenem Ton, als fände er etwas bestätigt, was er die ganze Zeit über vermutet hatte.
Natürlich hätte Angel brennend gern gewusst, was er tatsächlich von ihrem unkonventionellen Auftreten hielt, doch in den unbewegten dunklen Gesichtszügen war nicht das Geringste abzulesen. Ob ihr Magen sich noch mehr verkrampfen konnte, als er es ohnehin schon tat? Und wenn, müsste sie sich dann ausgerechnet hier, vor ihm, übergeben?
Angel fasste es immer noch nicht, was sie da gerade von sich gegeben hatte. Und das auch noch so … unverblümt, dreist, regelrecht nassforsch! Aber genau das war ihr Plan gewesen, der einzige, der ihr durchführbar erschien. Allerdings hatte sich die Szene in ihrer Fantasie ganz anders abgespielt: viel lockerer und charmanter, eher märchenhaft. Doch ein Zurück gab es für sie nicht, denn auf normalem Weg würde sie die Schulden, die ihre Mutter ihr aufgehalst hatte, niemals abtragen können.
Also weiter in diesem grausamen Spiel, wie kalt und verachtungsvoll der Blick dieses beunruhigenden Mannes auch auf ihr ruhte. Dabei hatte er etwas an sich, das sie unwiderstehlich anzog. Was würde sie darum geben, jemand ganz anderes zu sein – und wie gern wäre sie ihm unter anderen Umständen begegnet. Aber wie die Dinge nun einmal lagen, waren die Spielregeln festgelegt.
Sie hatte ihre Karten offen auf den Tisch gelegt, und wenn sie wollte, dass er auf ihr Spiel einging, durfte sie nicht empfindlich sein. Immerhin suchte sie tatsächlich nach einem reichen Gönner.
„So ist es“, bestätigte sie also forsch, während sie vor Scham am liebsten im Boden versunken wäre. „Ganz abgesehen davon halte ich Geld für eine ausgesprochen liebenswerte und anziehende Charaktereigenschaft“, behauptete sie dann scherzhaft, um die Abgebrühtheit ihrer Erklärung etwas zu mildern.
‚Rotzfrech und kalt wie eine Hundeschnauze …‘ Chantelle hatte das als Kompliment gemeint, allerdings als eines, das sie sich selbst zusprach, weil ihre Tochter ihr so sehr ähnelte. Und nie mehr, als in diesem Moment! dachte Angel mit wehem Herzen.
Tapfer schob sie das Kinn vor und wies mit dem Champagnerkelch in Richtung Ballsaal zu den anderen Gästen. „Und meine Chancen stehen nicht schlecht, würde ich sagen.“ Sie sah das Wetterleuchten in den dunkelgrauen Augen und lächelte weiter, obwohl sie plötzlich kaum noch Luft bekam.
Dieser Mann entsprach immer weniger der märchenhaften Vision, die ihr vorschwebte, wenn sie sich eine Zukunft ohne Probleme an der Seite ihres schwerreichen, zukünftigen Ehegatten ausmalte. Dafür war er zu steif, sein Blick zu kritisch und seine Manieren ihr gegenüber nicht verbindlich genug. Aber was noch viel schwerer wog: Nicht im Traum hatte Angel mit dem elektrisierenden Gefühl gerechnet, das allein die flüchtige Berührung seiner Lippen auf ihrem Handrücken auslöste. Wie würde es um ihre Abgebrühtheit und Selbstbeherrschung stehen, wenn er ihr noch auf eine ganz andere Weise näherkam, was im Verlauf einer engen Beziehung – selbst wenn es sich um eine Vernunftehe handelte – wahrscheinlich unvermeidbar war?
„Und warum brauchen Sie einen reichen Ehemann?“ Seine Stimme, wenn möglich noch kälter als zuvor, ließ ihr Blut heiß wie brodelnde Lava durch die Adern rauschen.
„Weil mir meine erste Idee, einfach nur um ein großzügiges Almosen zu bitten, dann doch nicht so einfach durchführbar erschien“, behauptete sie und krümmte sich innerlich vor Scham und Verlegenheit, als auf ihre Bemerkung keine Reaktion von seiner Seite erfolgte. Egal, für ein Zurück war es längst zu spät! Jetzt hieß es: Augen zu und durch. Scheinbar achtlos zuckte Angel mit den Schultern. „Das war natürlich albern, aber müsste die Frage nicht eigentlich heißen: Wer braucht keinen reichen Ehemann? Ich meine, wenn man schon die Wahl hat und einem die Chance geboten wird …“
„Offenbar treffen Sie Ihre Wahl lieber selbst, bevor überhaupt ein Angebot erfolgt ist“, stellte Rafe trocken fest. „Ganz schön unternehmungslustig. Oder sollte ich lieber sagen geschäftstüchtig ?“
„Ich bin eben extrem praktisch veranlagt“, verteidigte sich Angel.
„Das müssen Sie tatsächlich
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