Wie angelt man sich einen Earl
und ließ den Regen über ihr Gesicht strömen, wo er sich mit ihren Tränen mischte.
„Renn, wohin du willst“, hörte sie plötzlich Rafes angespannte Stimme neben sich. „Solange du das Gefühl hast, es tun zu müssen. Es macht mir nichts aus, ich werde dich überall suchen und finden.“
„Das willst du doch gar nicht!“, schrie sie ihn an. „Such dir jemand anders, Rafe!“
„Ich will nur dich, Angel. Du bist meine Frau.“
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. „Ich kann das nicht! Ich will so nicht leben, ich hätte dich niemals …“
„Aber du hast es getan“, unterbrach er sie sanft. „Auch wenn es wirklich eine ziemlich verrückte Idee war. Und jetzt stehen wir beide hier.“ Er versuchte, sie in die Arme zu ziehen, doch Angel wich zurück.
„Es ist allein dein Fehler!“, klagte sie ihn an. „Es war nur eine verrückte Idee, von der ich niemals wirklich geglaubt hatte, sie würde funktionieren. Aber du warst so …“ Hilflos schüttelte sie den Kopf und wünschte, sie könnte Rafe erklären, was sie damals so unwiderstehlich zu ihm hingezogen hatte. „Du musst mir glauben, dass ich dies hier niemals gewollt habe.“
„Und ich möchte keine Sekunde unserer gemeinsamen Zeit missen“, erwiderte er rau und lächelte schief. Nichts hätte ihr Herz höherschlagen lassen können als diese kleine, unbewusste Grimasse. „Mein Leben lang war ich allein. Meinen Vater habe ich verloren, als ich noch sehr jung war, und meine Mutter und mein Bruder …“ Er musste sich offensichtlich einen Ruck geben, bevor er weitersprechen konnte. „Sie haben sich als meine größten Feinde erwiesen. Die einzigen Freunde, die ich hatte, waren meine Armeekameraden, und die habe ich alle durch diese schreckliche Explosion verloren.“
Um seinen Mund zuckte es.
„Ich habe als Einziger überlebt, aber, wie du sehr gut erkannt hast, hätte ich genauso gut tot sein können. Meine Narben waren nur ein äußerliches Kennzeichen der inneren Verletzungen, die ich mein Leben lang mit mir herumgeschleppt habe.“
„Rafe …“
Er schüttelte den Kopf und winkte ab. „Ich möchte, dass du verstehst, Angel …“
Trotzdem schien es ihn unendliche Mühe zu kosten, weiterzusprechen. „Ein einziges Mal hat meine Mutter gesagt, sie würde mich lieben, aber nur, um mich später alkoholisiert und grausam lachend darüber aufzuklären, dass es nur ein Scherz gewesen war, um mein dummes Gesicht zu sehen.“
„Rafe!“
„Warte, Angel, bitte … von allen Menschen, die mir je begegnet sind, bist du der erste, der in seinem Inneren noch schöner ist als äußerlich.“ Seine Stimme klang so ernst und aufrichtig, dass ihre Wut und Bitterkeit in sich zusammenfielen wie ein Feuer, das keine Nahrung mehr bekam. Stattdessen spürte sie Erbarmen und Mitleid mit dem missachteten Jungen und Liebe für den Mann, der mit brennendem Blick vor ihr stand.
„Ich weiß nicht, warum du mich liebst, Angel“, sagte er mit schwankender Stimme, „und noch weniger, warum ich so dumm war, dich von mir zu stoßen. Es waren immer diese verdammten Narben, die mir meine Mutter geschlagen und eingeredet hat und die ich sehen und fühlen konnte, lange bevor sie auf meinem Gesicht erschienen. Und ich weiß keinen einzigen Grund, warum du bei mir bleiben solltest …“
Sie konnte nicht sprechen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Rafe hob die Hand, und als Angel nicht vor ihm zurückwich, legte er sie sanft auf ihre nasse Wange und beugte sich ganz tief zu ihr hinunter. „Ich weiß nur, dass du für mich wie der wärmende Sonnenschein bist …“, raunte er heiser. „Du lockst mich aus der Dunkelheit hervor und weckst in mir die Sehnsucht nach Licht und Leben. Und du gibst mir das Gefühl, ich könnte in ein neues, gesundes Leben eintreten.“
Aus einem Impuls heraus umfasste Angel seine Hand, zog sie an ihre Lippen und küsste die warme Innenfläche. „Das kannst du, Rafe.“
„Ich wünsche es mir so sehr, Angel, aber ich bin unsicher, ob …“
„Ich nicht!“, sagte sie mit fester Stimme und schenkte ihm das Lächeln, das er so liebte. „Ich werde an deiner Seite sein und dir zeigen, wie es funktioniert.“
– ENDE –
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