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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Historie der Clubs in Amerika, in Kanada und in Skandinavien wimmelte es von identischen Taten. Allerdings spricht auch die eher spärliche Bewaffnung des Schützen – die aufgebohrte Gaswaffe – gegen diese These. Denn über eines verfügt der Bandidos MC erwiesenermaßen: ein umfangreiches, professionelles Waffenarsenal.
    Auch ein interner Machtkampf um die neuen Führungsstrukturen der Hells Angels in Berlin ist denkbar. Griff ein innerer Feind der Bruderschaft nach der Macht oder fühlte sich nicht angemessen beteiligt? Weigerte sich Kadir P., sich unterzuordnen?
    Das alles sind Spekulationen. Nur eines ist sicher: Zurzeit wird in der Berliner Unterwelt ein Wettlauf um die Suche nach dem Mörder ausgetragen. Auf der einen Seite die Polizei, auf der anderen Seite die Hells Angels. Diese werden bei ihren Befragungen im Milieu sicherlich nicht rechtsstaatlich vorgehen, wie die Ermittler der Behörden es tun. Wer auch immer hinter dieser Tat steckt, der Mordanschlag auf einen der wichtigsten Angels des Landes, kann aus Bikersicht nur mit Blut vergolten werden. Ein anderes Vorgehen ist mit Blick auf die über 60-jährige Geschichte der Bruderschaft nicht denkbar.
    Ein weiterer Aspekt muss noch beachtet werden. André S. und Frank Hanebuth waren bekanntermaßen seit Jahren enge Freunde und Verbündete. Sie saßen schon 2007 anlässlich des Münsteraner Rockermord-Prozesses in erster Reihe nebeneinander. Auch fädelten sie den umstrittenen Übertritt von Kadir P. und seinen Männer zusammen ein und rechtfertigten ihn gemeinsam vor der Presse. Der Anschlag auf André S. kommt einer persönlichen Kriegserklärung und einem direkten Angriff auf den Hannoveraner Präsidenten gleich.
    Verbote und Selbstauflösungen
    Die Innenminister hatten die Vereinsverbote für sich entdeckt und verkauften sie gegenüber der Presse und der besorgten Bevölkerung geradezu als Allheilmittel für Probleme mit den großen Clubs. In der vertraulichen Verschlusssache »Bekämpfungsstrategie Rockerkriminalität – Rahmenkonzeption« hat eine hochrangige Bund-Länder-Projektgruppe auf 64 Seiten den Leitfaden für den aktuellen Anti-Rocker-Feldzug skizziert. Ein Beamter aus dem Wiesbadener Innenministerium wird dazu folgendermaßen zitiert: »Unsere neue Bibel.« Das Gebetbuch der Innenminister listet unter anderem die erhofften und beabsichtigten Wirkungen der Verbote auf:
Ein Verbot qualifiziert den Rockerclub als kriminell.
Seine Öffentlichkeitswirkung wird begrenzt, das macht ihn weniger attraktiv.
Öffentliche Machtdemonstrationen werden unterbunden.
Fehlende Präsenz schwächt den Club.
Die gesamte Struktur mit Unterstützern, Anwärtern und Supporter-Clubs wird gestört.
Die finanziellen Möglichkeiten der Clubs werden beeinträchtigt.
Eventuelle Ersatzorganisationen können untersagt werden. Das zieht weitere Verurteilungen nach sich.
Wankelmütige Mitglieder und Unterstützer erhalten dadurch die Gelegenheit zum Ausstieg, ohne in ein »bad standing« zu fallen.
Rivalitäten mit anderen Clubs sind weniger wahrscheinlich.
Andere Clubs werden verunsichert.
Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung wird erhöht.
    Einige der Annahmen mögen zutreffen, bei anderen scheint eher der Wunsch Vater des Glaubens zu sein. Das föderale System der Bundesrepublik stößt immer öfter an seine Grenzen. Während der Hells Angels MC und der Bandidos MC international denken und agieren, kocht so mancher Innenpolitiker sein eigenes Süppchen. Einige der Verbotsverfügungen scheinen eher der eigenen Profilierung in laufenden Wahlkämpfen zu dienen, als dass sie bundesweiter Koordination geschuldet wären.
    Die Innenminister gaben den Hells Angels mit ihrem Vorgehen genügend Zeit, sich auf die neue Gangart des Staates einzustellen. Jedes Charter, das nach ihren Auswertungen der neuesten Urteile der Verwaltungsgerichte von einem möglichen Verbot hätte betroffen sein können, lösten die Rocker lieber selbst auf. Die Höllenengel ducken sich in den Untergrund und warten erst einmal ab. Die Selbstauflösung ist ebenfalls die neue Berliner Taktik im Sommer 2012. Auch hier wird ein bedrohtes Charter lieber schnell aufgelöst, um vor allem dem mit einem Verbot einhergehenden Einzug des Vereinsvermögens zuvorzukommen. Die Organisationsstruktur des Clubs und sämtlicher Unterstützungsvereinigungen wird so vor einer Zerschlagung bewahrt und die aufgelösten Charter können entweder im Verborgenen weiter agieren oder bei Bedarf jederzeit wieder offen Farbe

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