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Wie die Iren die Zivilisation retteten

Wie die Iren die Zivilisation retteten

Titel: Wie die Iren die Zivilisation retteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Cahill
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Eber voller Tapferkeit.
    Ich bin ein Lachs in einem Teich.
    Ich bin ein Teich in einer Ebene.
    Ich bin die Kraft der Kunst.

    Ein Problem bei diesem prähistorischen irischen Textmaterial ist, daß wir es nicht mit Bestimmtheit datieren können. Von der keltischen Invasion im vierten Jahrhundert v. Chr. bis zur Verbreitung der
    Bücher neunhundert Jahre später, als die traditionelle mündliche
    Überlieferung niedergeschrieben wurde, blicken wir in ein zeitloses Irland. Wir können annehmen, daß Amhairghins Gedicht – zumindest
    in seiner jetzigen Form -nicht wirklich so alt ist wie die keltische Invasion, aber wir wissen nicht mit Bestimmtheit, wie alt es tatsächlich ist. Wir können die Handlung des Tain im ersten Jahrhundert unserer Ära ansiedeln, vielleicht ein Jahrhundert später, aber wir wissen nicht, wann diese oder jene Episode dem Erzählstrang hinzuge-
    fügt worden ist.
    Die Anhaltspunkte, die wir haben, legen nahe, daß Irland während
    dieser Zeitspanne ein Land außerhalb der Zeit war – daß es sich von 74
    der Zeit des Amhairghin bis zur Zeit von Augustinus nur wenig
    veränderte. Es war eine ungebildete, aristokratische, halbnomadische Kriegerkultur aus der Eisenzeit, deren Wohlstand sich auf Viehzucht und Sklaverei gründete (die Bedeutung dieser beiden Punkte wird im königlichen Inventar des Tain mehr als deutlich). Es ist bekannt, daß solche Kulturen viele Hunderte von Jahren ohne bemerkenswerte
    Veränderungen existieren können. Was sie verändert, ist normaler-
    weise weniger innere Dynamik als Einfluß von außen. Und Irland,
    das so herrlich isoliert im Atlantik lag und vom Verkehr der Zivilisation weitgehend unberührt blieb, erfuhr nur wenig Einfluß von au-
    ßen. Wir können daher mit Sicherheit annehmen, daß die Welt von
    Medb und Ailil sich nur wenig von dem früheren Irland unterschied, das die keltischen Eindringlinge geschaffen hatten, und daß diese Welt im großen und ganzen bis zu dem Jahrhundert, in dem Rom
    unterging, intakt blieb. Auf dieser zeitlosen Insel hätte man eine Kultur beobachten können, die der der Briten und Kontinental-Kelten vor dem jahrhundertelangen römischen Einfluß sehr ähnlich war.
    Man hätte ein Milieu vorgefunden, das in etwa den prärömischen Kulturen glich, wie dem homerischen Griechenland, dem Indien der
    Mahabharata oder den Sumerern mit ihren Streitwagen und Wagen-lenkern und Heldentaten.
    Die Iren zogen sich, wie alle Kelten, vor der Schlacht aus und griffen ihre Feinde nackt an. Sie trugen Schwert und Schild, ansonsten aber nur Sandalen und einen Tore – einen gedrehten, goldenen Hals-reif. Ein solcher Torc liegt auch dem nackten Sterbenden Gallier um den Hals, einer griechischen Statue aus dem dritten Jahrundert v. Chr. Der zähen Haut des Galliers ist zwischen den Rippen eine tödliche Wunde zuge- fügt worden, und er verblutet. Er sitzt auf dem Boden und hält sich mit letzter Willensanstrengung aufrecht. Das Gesicht, mit dem er
    »dem Leben, dem Tod einen kalten Blick zuwirft«, ist ein Drama aus Würde und Hoffnungslosigkeit. Die Römer waren von ihrem ersten
    Zusammentreffen mit diesen nackten, verrückten Kriegern schockiert und verängstigt. Sie kämpften nicht nur nackt, sondern heulten auch noch dabei und schienen von Dämonen besessen zu sein, so außerordentlich waren ihre Kräfte und ihr Temperament. Ein infernalisches 75
    gellendes Pfeifen begleitete den Angriff, mit dem sie den solches nicht gewöhnten Römern eine Multimedia-Vorstellung aller Höllenschrek-ken lieferten, daß ihnen Hören und Sehen verging.
    Den irischen Helden war bewußt, daß sie beim Anblick ihres Fein-
    des wie besessen wurden und daß ihre Erscheinung sich völlig veränderte. Sie nannten dieses Phänomen den »Schüttelkrampf«. Als die
    Armeen von Connacht im Tain auf den Helden von Ulster – den siebzehnjährigen Cuchulainn -treffen, erscheint er ihnen so:

    Der erste Schüttelkrampf ergriff Cuchulainn und machte ihn zu
    einem grauenhaften, formlosen Monster. Jedes seiner Glieder und
    Schenkel, jeder Knöchel und jedes Organ von Kopf bis Fuß
    schwankte wie ein Baum in der Flut oder ein Stück Holz im Fluß.
    Sein Körper vollführte eine wilde Drehung in seiner Haut, so daß
    seine Füße und Schienbeine und Knie sich nach hinten verdrehten
    und seine Hacken und Waden nach vorn. Die Sehnen seiner Waden
    wechselten nach vorn auf die Schienbeine, und jeder Sehnenknoten
    hatte die Größe einer Kriegerfaust. An seinem Kopf zogen sich die

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