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Wie die Iren die Zivilisation retteten

Wie die Iren die Zivilisation retteten

Titel: Wie die Iren die Zivilisation retteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Cahill
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und Meineidige.... die getaufte Mädchen für Geld verkaufen, und all das für ein elendes, kurzlebiges Königreich, das sich im nächsten Moment auflösen wird wie eine Wolke oder Rauch im Wind.« Und
    seine geliebten, getöteten Königskinder: »Oh, ihr Teuersten... ich kann euch sehen auf der Reise in das Land, wo es weder Nacht noch Sorge, noch Tod gibt... Ihr werdet mit den Aposteln und Propheten und Märtyrern regieren. Ihr werdet das ewige Königreich finden, wie er selbst es versprochen hat, als er sagte: ›Sie werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Königreich des Himmels wohnen.‹«
    Patricks emotionales Verständnis von der christlichen Wahrheit war vielleicht sogar größer als das von Augustinus. Augustinus blickte in sein Herz und fand die unaussprechliche Angst des einzelnen, die ihn befähigte, eine Sündentheorie zu formulieren, die ihresgleichen sucht: 101
    die dunkle Seite des Christentums. Patrick betete, machte seinen
    Frieden mit Gott und blickte dann nicht nur in sein eigenes Herz, sondern auch in das anderer. Was er sah, überzeugte ihn von der
    hellen Seite: daß sogar Sklavenhändler zu Befreiern werden können, Mörder zu Friedensstiftern, und daß auch Barbaren ihren Platz unter den Edlen des Himmels einnehmen.
    Als er Ire wurde, vereinigte Patrick seine Welt mit der der Iren, seinen Glauben mit ihrem Leben. Für Augustinus und für die römische
    Kirche der ersten fünf Jahrhunderte bedeutete die Taufe – die mystische Wasserzeremonie, bei der dem nackten Täufling seine Sünden
    vergeben werden –, den Grundstein eines christlichen Lebens. Patrick fand einen Weg, bis in die Tiefen der irischen Psyche vorzudringen, die irische Vorstel- lungskraft anzuregen und zu verändern: Sie wurden menschlicher und edler und blieben dennoch Iren. Das Taufwas-
    ser war nicht länger das einzige Zeichen eines neuen Lebens in Gott.
    Überall gab es neues Leben im Überfluß, und Gottes Schöpfung war
    gut. Die Druiden, die heidnischen irischen Priester, die behaupteten, die Elemente beherrschen zu können, fühlten sich bedroht von Patrick, der wußte, daß ein demütiges Gebet sogar in einer Wüste Nahrung hervorbringen konnte – denn die ganze Welt war das Werk
    seines Schöpfergottes.
    Von den vielen Legenden, die sich um Patrick ranken, sind nur
    wenige verifizierbar. Er vertrieb die Schlangen aus Irland. Wir werden niemals wissen, ob er das Kleeblatt verwendete, um die Dreieinigkeit zu erklären. Vermutlich hatte er Streit mit einem König, vielleicht dem Hochkönig von Tara, und es mag über seine Rechte hinausgegangen
    sein, durch ein Feuer an die Auferstehung Christi zu erinnern – eben das Feuer, das zu einem festen Bestandteil der Osterfeierlichkeiten wurde. Selbst das große Gebet in irischer Sprache – das manchmal
    »Sankt Patricks Brustharnisch« genannt wird, weil man glaubte, es schütze ihn vor feindlichen Mächten, manchmal auch »Der Schrei des Hirsches«, weil man glaubte, es mache ihn in den Augen seiner Feinde zu einem Jagdwild – kann Patrick nicht eindeutig zugeordnet
    werden. Seinen sprachlichen Merkmalen nach gehört es ins siebte
    oder sogar achte Jahrhundert. Andererseits ist seine Kernaussage
    102
    typisch für Patricks Glauben: die Behauptung, daß das Universum
    selbst das Große Sakrament sei, von seinem liebenden Schöpfer dazu geschaffen, den Menschen zu erfreuen und ihm zu helfen. Es ist der früheste Ausdruck europäisch-volkssprachlicher Dichtkunst und das Werk eines christlichen Druiden, eines Mannes des Glaubens und der Magie. Seine Emotionalität ist vollkommen unaugustinisch; doch
    genau diese Emotionalität wird zur besten Lyrik des Mittelalters
    anregen. Wenn Patrick dieses Gebet nicht geschrieben hat (zumindest nicht in seiner jetzigen Form), ist es mit Sicherheit von ihm inspiriert worden. Denn in dieser kosmischen Beschwörung findet der wenig
    Sprachgewandte, der Ausgestoßene, der um Sklaven weinte, einfa-
    chen Menschen in Schwierigkeiten half und den Sonnenaufgang und
    das Meer liebte, endlich seine Stimme. Es ist eine irische Stimme: Ich erhebe mich heute
    Durch eine mächtige Kraft, die Anrufung der Trinität,
    Durch den Glauben an Dreiheit,
    Durch das Bekenntnis der Einheit
    Des Schöpfers der Schöpfung.

    Ich erhebe mich heute
    Durch die Kraft von Christi Geburt und seiner Taufe,
    Durch die Kraft seiner Kreuzigung und seines Begräbnisses,
    Durch die Kraft seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt,
    Durch

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