Wie Die Iren Die Zivilisation Retteten
glaube, daß, wenn etwaige Nachfolger bei der Christianisierung Irlands eine größere Rolle gespielt hätten als Patrick, zumindest ihr Name überliefert wäre.
Ich habe im Haupttext jegliche Erwähnung von Palladius, einem
Bischof, der vor Patrick in Irland war, weggelassen, weil ich glaube, daß er für die hier erzählte Geschichte keine Bedeutung hat. Er wurde von Papst Cölestin »zu den Iren, die an Christus glauben«, geschickt, vermutlich in eine kleine Kolonie von Briten, und starb aller Wahr-scheinlichkeit nach wenige Jahre nach seiner Mission. Er war kein reisender Missionarsbischof, denn vor Patrick gab es keine – nicht nur in Irland nicht, sondern nirgendwo. Es wird gelegentlich behauptet, daß Wulfila, ein arianischer Bischof unter den Germanen, ein Missionsbischof gewesen sein soll. Doch E. A. Thompson (siehe unten), der diese Angelegenheit vermutlich gründlicher untersucht hat als irgend jemand sonst, erklärt, Wulfila sei ein Bischof gewesen, der unter Gläubigen wohnte – also eine sehr viel häuslichere Gestalt als Patrick.
Patricks erster Biograph war Muirchu, der zwei Jahrhunderte nach
Patricks Zeit schrieb. Sein Leben und auch Patricks Bekenntnis und Brief finden sich in A. B. E. Hoods Werk St Patrick: His Writings and Muirchus’ »Life« (London und Chichester 1978). Der lateinische Standard-text aus Patricks Werken stammt aus Ludwig Bielers Libri Epistolarum Sancti Patricii Episcopi, das erstmals in Classica et Mediaevalia, 11 (1950) und 12 (1951) erschien und in Neuauflagen erhältlich ist. Ich empfehle außerdem R. P. C. Hansons und Cecile Blancs wunderbar informative französische Edition Saint Patrick: Confession et Lettre a Coroticus (Paris 1978) in der herrlichen Reihe Sources Chretiennes. Die Übersetzung von Patricks Werken in diesem Kapitel stammen von mir.
In diesem Jahrhundert hat J. B. Bury mit seinem The Life of St Patrick and His Place in History (London 1905) der Patrick-Forschung hohe Maßstäbe gesetzt. (Es war seine Theorie, daß die »Wüste« ein Ergebnis der germanischen Invasion in Gallien von 406/7 war.) Ihm folgten viele andere, darunter Eoin Mac Neill mit seinem bewundernswerten, 192
wenn auch zu frömmelnden St Patrick, Apostle of Ireland (London 1934). Aber eine Arbeit des legendären D. A. Binchy, nämlich »Patrick and His Biographers, Ancient and Modern«, in Studia Hibernica 2
(1962), die Burys Ansatz (und andere) durchlöcherte, wird zu Recht als Wendepunkt in der modernen Patrick-Forschung gesehen. Hansons St Patrick: His Origins and Career (Oxford 1968), die sich an Binchy hält, ist momentan die beste Patrick-Biographie. Sie enthält, wie alle ihre Vorläu- fer, lange Absätze nicht übersetztes Latein. Die beste Biographie für alle, die kein Latein beherrschen, ist Thompsons unterhaltsames Who Was Saint Patrick? (London 1985; New York 1986).
Thompsons The Visigoths in the Time of Ulfilas (Oxford 1966) ist ebenfalls hervorragend.
Die Übersetzung von Patricks »Brustharnisch« wurde von Whitley
Stokes, John Strachan und Kuno Meyer angefertigt und findet sich in Meyers Selection from Ancient Irish Poetry (London 1911) sowie in vielen Anthologien. Unter Einbeziehung anderer Übersetzungen (und dessen, was ich für die vom Autor gemeinte Bedeutung hielt) habe ich ihre »Zaubersprüche von Frauen« in »Zaubersprüche von Hexen«
geändert.
V. Eine stabile Welt des Lichts
Dies ist ein Kapitel, das einen sorgfältigen Gelehrten in die Trunk-sucht treiben könnte. Ich bewege mich hier hauptsächlich auf der
Basis von Vermutungen. Unsere Informationen darüber, was kurz vor Patricks Ankunft in Irland vor sich ging, sind extrem gering, und unsere sicherste Quelle stammt aus Patricks eigener Feder. Über das, was er uns nicht erzählt, können wir nur spekulieren.
Wir wissen – von Julius Caesar und anderen antiken Zeugen sowie
durch unbestreitbare archäologische Beweise –, daß die Kelten Menschenopfer darbrachten. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß die
Iren mit dieser Praxis aufhörten, bevor Patrick kam. Da wir wissen, daß sich die Kultur in Irland viele Jahrhunderte lang nur wenig ver-
änderte, ist es wahrscheinlich, daß auch zu Patricks Zeiten noch
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Menschen geopfert wurden. Aber wir haben keinen direkten Beweis.
Wir können für einen Moment annehmen, daß dieser Brauch einfach
ausstarb. Die Erinnerung daran wäre immer noch lebendig, ebenso
der Geist, aus dem er stammte, wenn man bedenkt, wie
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