Wie die Tiere
Brenner es noch einmal probiert. «Es geht ja jetzt nicht mehr nur um die Hunde. Seit die Hartwig verschwunden ist.»
«Das war der Hojac, der Ihnen das erzählt hat», hat die Conny eiskalt gesagt.
«Ach so?» Siehst du, so schnell kannst du in die Defensive kommen, wenn du im Gespräch mit einer gescheiten Frau nicht aufpasst.
«Die Mutter mit dem krankhaften Hass auf Hunde, seit ihr Kind angefallen wurde», hat die Conny gesagt.
«Nicht nur auf Hunde. Auch auf die Besitzerin des Hundes, der ihre Tochter angefallen hat.»
«Ich werde Ihnen jetzt einmal was sagen. Einen Hass auf die Hartwig hab ich tatsächlich. Und wir haben seit Jahren Informationen über sie gesammelt. Und dass einer ihrer Hunde es gewesen sein muss, der die Manu Prodinger tot gebissen hat, das war uns vom ersten Tag an klar.»
«Die Hartwig wollte ihren eigenen Hund ausliefern.»
«Na, sehen Sie. Wenn wir ihr nicht mit einer Anzeige gedroht hätten, wäre die doch nie auf die Idee mit der freiwilligen Auslieferung gekommen.»
«Aber der Hund war die Puppi.»
«Na, sehen Sie!»
Dem Brenner war es fast unheimlich, wie schnell diese Conny mit den Gedanken war. Womöglich, dass so eine ohrfeigenfreie Erziehung doch für das Denken ihre Vorteile hat. Weil egal, was er gesagt hat, die Conny hat es immer so gedreht, dass es für sie gut war.
«Wenn sie wirklich die Puppi ausliefern wollte, war der Einzige, der das fürchten musste, der Hojac. Wenn sie die Puppi einschläfern lässt, ist das Geld für seinen größenwahnsinnigen Flakturmumbau weg. Für den ist es ja viel besser, dass die Hartwig verschwunden ist. Jetzt kann er als Treuhänder völlig allein bestimmen.»
«Und warum soll ich Ihnen mehr glauben als dem Hojac? Schließlich haben Sie mich angelogen.»
«Wenn Sie lieber einem glauben, der nicht einmal unter seinem eigenen Namen lebt.»
Jetzt musst du dir das einmal vorstellen. Der Treuhund-Chef hat ursprünglich gar nicht Hojac geheißen. Der hat sich auf Hojac umschreiben lassen. Aus geschäftlichen Gründen. Weil früher hat dem nur das Solarium gehört, das
Summer-Sun
. Und der alte Hojac oben im ersten Stock hat keine Erben gehabt. Dem hat das imponiert, wie der junge Ingenieur sein Solarium aufgebaut hat, zuerst nur zwei Sonnenbänke, dann drei, vier Sonnenbänke, dann die erste Turboanlage und so weiter.
Jetzt hat der alte Hojac dem jungen Ingenieur geraten, setz dich noch ein paar Jahre auf die Uni, Jus-Studium schafft jeder Trottl, und dann kannst du meine Kanzlei übernehmen. In so einem Vertrauensgeschäft: ist es natürlich immer gut, wenn die Namen am Schild über mehrere Generationen gehen. Jetzt hat der frisch gebackene Treuhund-Chef sich gesagt, da lass ich mich lieber gleich umschreiben, weil Tradition, Familienwerte, Vertrauensbasis, und dadurch hat er sich das schöne Schild machen können. Hojac & Hojac.
«Dass der Hojac Sie auch noch auf mich hetzt, das macht ihn wirklich mehr als verdächtig», hat die Conny gar nicht genug kriegen können von ihrer Gescheitheit. «Natürlich ist die Mali von einem Hund gebissen worden. Aber ich bring Sie um, wenn Sie zu ihr ein Wort davon sagen.»
Du musst wissen, die Mali ist gerade auf den Balkon herausgekommen. In den Augen vom Brenner hat sie sich durch nichts von ihrer jungen Mama unterschieden, außer durch die Narbe.
«Das Geburtstagskind», hat er ein bisschen den freundlichen Onkel gespielt, aber darauf hat sie gar nicht reagiert. In diesem jugendlichen Alter legt ja der Mensch oft Wert darauf, sich ein bisschen blöd zu benehmen.
Am Anfang hat der Brenner geglaubt, es ist die Narbe, dass sie so unfreundlich wirkt. Aber es war nicht die Narbe. Von der glatten Seite war die Mali genau gleich unfreundlich. Normalerweise möchte man glauben, mit der Zeit gewöhnt man sich an so eine Narbe. Aber beim Brenner war es genau umgekehrt. Die Narbe hat ihn immer mehr irritiert. Du wirst sagen, das ist normal, wo er doch jetzt gewusst hat, wem die Mali ihre Narbe verdankt hat. Das stimmt schon, und das wäre in dem Sinn auch in Ordnung gewesen. Aber das andere natürlich. Das ist mir jetzt ein bisschen unangenehm. Aus irgendeinem Grund hat ihm die Narbe im Gesicht des Mädchens gefallen.
«Ich finde es voll gut, was Sie gesagt haben», hat die Mali behauptet.
Das hat ihn jetzt überrascht, weil sie hat immer noch so böse geschaut, als ob sie gerade das Gegenteil gesagt hätte. Sie hat ihn herausfordernd angeglotzt, und jetzt hält sie ihm auch noch ihren
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