Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie die Tiere

Wie die Tiere

Titel: Wie die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
Vom Netzwerk:
Schade um Zeit.»
    Und noch was hat den Brenner jeden Morgen mehr gestört. Dass sie immer bei einem Nagel den Lack entfernt und ihn dann sofort frisch lackiert. Statt dass sie zuerst einmal überall entfernt und dann überall lackiert. Ich persönlich glaube, sie hat es einfach nicht ausgehalten, dass mehr als ein Nagel unlackiert war. Aber natürlich hat er sich nicht eingemischt, soll sie es machen, wie sie glaubt.
    «Warum rufst du nicht endlich Kollege an?»
    Was für ein Kollege, hat der Brenner überlegt, aber nichts gesagt.
    «Diese Detektiv, der Frau Hartwig damals überprüft hat Wie hat geheißen?»
    Kleiner Berti, ist es dem Brenner durch den Kopf gegangen. Weil das war sein Spitzname. In Wirklichkeit natürlich Schattauer Berti. Gesagt hat er aber nichts.
    Die Magdalena hat den linken Daumennagel komplett von dem blauen Lack befreit, den sie gestern hinaufgeschmiert hat, dann hat sie erst weitergeredet: «Scha», hat sie überlegt, weil irgendwann muss der Brenner es ihr gegenüber erwähnt haben, aber es ist ihr nicht eingefallen. Dann wieder ein bisschen lackiert, und dann: «Schattauer, oder?» Dann wieder ein bisschen lackiert, und dann: «Schattauer Berti. Wo hast du kennen gelernt?»
    Bei der Rettung, hat der Brenner gedacht. Weil da hat er einmal kurz bei der Rettung gearbeitet, und der Berti damals sogar der Einzige, den er ausgehalten hat bei dieser Partie. Aber trotzdem. Alte Bekanntschaften auffrischen, das war etwas, was dem Brenner überhaupt nicht zugesagt hat.
    «Warum rufst du den nicht endlich an?»
    Der Brenner hat böse auf den Lackpinsel in ihrer Hand geschaut, quasi, schraub doch wenigstens das stinkende Fläschchen zu, wenn du schon quatschst und quatschst statt lackierst. Aber nein, das Lackfläschchen muss offen sein, das Entfernerfläschchen muss offen sein, und der Mund muss offen sein.
    «Der hat vielleicht Tipp für dich.»
    Ganz Unrecht hat die Magdalena damit natürlich nicht gehabt. Wenn der damals die Hartwig überwacht hat, ob sie seriös genug ist für das Erbe, dann könnte er wirklich das eine oder andere wissen, das nützlich für den Brenner ist. Aber ich glaub ja, der Brenner hat ihn gerade deshalb nicht angerufen.
    Du musst wissen, der Berti hat ihn damals bei der Rettung recht bewundert, und er hat ihn immer damit genervt, dass er gern ein Detektivbüro mit ihm aufmachen würde. Und jetzt natürlich gemischte Gefühle, dass der kleine Berti wirklich Ernst gemacht hat und Detektiv geworden ist. Sogar ein eigenes Büro, quasi Firma. Mit Schild womöglich. Das hat den alten Brenner ein bisschen gekränkt. Oder vielleicht nicht direkt gekränkt. Aber so einen früheren Bewunderer fragt man nicht gern um Rat, das ist auch nur menschlich, wenn du mich fragst.
    «Ich werde dir einmal was sagen», hat die Magdalena gesagt.
    Und jetzt hat sie das Nagellackfläschchen zugeschraubt. Und dann auch das Entfernerfläschchen. Obwohl sie noch nicht fertig war, weder mit dem Entfernen noch mit dem Lackieren. Und noch etwas war auffällig. Zuerst hat sie die ganze Zeit geredet, und jetzt, wo sie gerade angekündigt hat, dass sie was sagen wird, sagt sie nichts.
    Weil sie hat unter einem Wäscheberg das Telefonbuch herausgefischt. Und bevor der Brenner noch gefragt hat, was sie da sucht, hat sie die Nummer schon gewählt.
    «Guten Morgen, kann ich Herr Chefdetektiv sprechen, bitte?», hat die Magdalena geflötet wie die reinste Profitelefonistin.
    Die Hand, in der das Handy gelegen ist, hat zwei frisch lackierte Fingernägel gehabt, einen frisch entfernten und zwei von gestern. Und der Brenner hat beim Vergleichen zugeben müssen, dass es doch einen leichten Unterschied macht, ob von heute oder von gestern. Er selber hat immer noch seine beiden Ellbogen zum Abstützen gebraucht, sonst hätte er ihr bestimmt das Handy weggerissen. Aber egal, der Herr Chefdetektiv Berti war sowieso nicht da.
    «Ach so, nicht mehr“, hat die Magdalena geflötet. «Ach so, nicht.»
    Dem Brenner ist vorgekommen, sie telefoniert eine halbe Stunde. Aber er hat zu diesen Männern gehört, denen schnell vorkommt, dass jemand eine halbe Stunde telefoniert, wenn er nur drei Sätze sagt.
    Er hat sich über die Magdalena geärgert, dass sie einfach den Berti anruft, und er hat sich über sich selber geärgert, dass er den Berti nicht schon längst selber angerufen hat. Jetzt warum hat er trotzdem lachen müssen, wie die Magdalena endlich aufgelegt hat? Und du darfst eines nicht vergessen. Den Brenner am

Weitere Kostenlose Bücher