Wie, du stillst nicht
Molin
Ein Wort zum Schluss
Wie bei jeder Autorin, die zu ihrem Buch eine persönliche Beziehung hat, kamen beim Schreiben durch meine eigene Still- und Nichtstillzeit starke Gefühle hoch. Es wird nicht nur mir so gehen, sondern sicher vielen Eltern. Ich weiß jedoch, dass wir keine Erfahrungen umsonst machen, wenn wir beginnen, sie positiv zu sehen. Das kann ein langer Weg sein. Manche kommen an, manche nicht. Gerade dank meiner Nichtstill-Erfahrung habe ich mich z.B. auf dem Gebiet der Still- und Laktationsmedizin erst weitergebildet und gebe jetzt mein Wissen in meiner Arbeit als examinierte Still- und Laktationsberaterin (JBCLC) und Gesundheits- und Krankenpflegerin z.B. unter www.stillenbeispalte.de weiter.
Jeder Mensch, jede Frau und Mutter reagiert, wie es ihr ihre Möglichkeiten und ihr Wissen in diesem Moment gestatten. Wir entwickeln uns ständig weiter. Was mir heute gut und richtig erscheint, kann ich morgen schon als ganz falsch empfinden. Auch das ist normal und richtig so. Es ist das Leben, es sind wir, die wir nicht stehen bleiben, sondern in einem ständigen Fluss sind.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre Entscheidung zu stillen oder nicht zu stillen, mit einem guten Gewissen, einem friedvollen Herzen, ohne Wehmut und viel Informationen zum Thema treffen können oder getroffen haben, denn dann haben Sie bestimmt richtig entschieden.
Ich möchte Ihnen ans Herz legen, dem Gesundheitspersonal IMMER ein Feedback, gerne auch schriftlich zu geben. Nur dann kann sich stillunfreundliche Routine ändern. Und noch etwas: Die Stillzeit ist zwar sehr wichtig und auch prägend, aber im Vergleich zur gesamten Kindheit kurz. Es kommt auch auf andere wichtige Dinge an, die Sie in Ihrer Eltern-Kind-Zeit erarbeiten und leben können und sollen. Ich wünsche Ihnen eine wundervolle, genussvolle und intensive Eltern-Kind-Zeit!
Nachwort von Dr. Herbert Renz-Polster (Arzt und Autor)
Was soll einer, der die kindlichen Bedürfnisse vor allem aus der Menschheitsgeschichte heraus untersucht, zum Thema Nichtstillen sagen? Zum einen: Ich habe selber nicht gestillt - auch ich musste andere Wege finden, um meinen Kindern eine verlässliche und einfühlsame »Bindungsperson« zu sein …(-:
Zum zweiten ist das Thema Stillen selbst in Stammesgesellschaften immer auch kulturellen Einflüssen unterworfen - da wird z.B. das geteilte Stillen praktiziert (etwa bei den Efe im Kongo - wenn eine Efe-Frau auf eine Sammel-Tour geht, lässt sie ihr Baby bei den anderen Frauen im Lager zurück, die das Kleine mitstillen).
Eine Lehre aus der evolutionsbiologischen Sicht aber ist überall gültig, das Thema Stillen hin oder her: Die Nähe vertrauter Erwachsener und deren unmittelbare Zuwendung war für kleine Kinder zu 99 Prozent der menschlichen Geschichte das einzige Ticket zum Überleben. Dass kleine Kinder viel getragen wurden, dass ihr Schreien rasch erhört wurde, dass sie ganz in der Nähe ihrer Mutter schliefen - all das war Teil des ganz normalen, für jeden kleinen Homo sapiens zu erwartenden Lebensprogramms. Und dass die unmittelbare körperliche Begegnung auch heute noch beim Aufbau emotionaler Sicherheit hilft, darüber besteht aus wissenschaftlicher Sicht kein Zweifel. Dieser wunderbare Tanz an unsichtbaren Schnüren, den wir da miteinander einüben, klappt einfach besser, wenn wir uns auch körperlich nahe sind.
Und da steht auch nicht stillenden Eltern ein großer Teil des »alten Programms« weit offen: das Tragen etwa, die gemeinsame Spielzeit Haut an Haut, die gemeinsam zelebrierten Mahlzeiten, die ja schon am Lebensanfang immer auch »Redezeiten« sind. Für andere Teile des Programms gibt es kulturelle Neu-Erfindungen - wo z.B. Mutter und Kind nicht im gemeinsamen Bett schlafen können oder wollen, lassen sich durch Beistell- oder Beihänge-Bettchen gute Alternativen schaffen.
Der Zugang zum Kind kann auf wunderbare und natürliche Weise für die Frau über die Brust verlaufen, er geht aber vor allem primär über Bauch und Herz. Und nichts hilft dabei mehr, als wenn wir uns frei fühlen, unseren eigenen, persönlichen Weg zu suchen und zu gestalten.
Anhang
Danksagung
Meine Erfahrungen haben mich sensibel für dieses Thema gemacht.
Dieses Buch möchte ich meinem Sohn Samuel und allen Babys, die, weshalb auch immer, nur kurz oder nicht gestillt wurden bzw. werden, widmen.
Dank auch meinem lieben Mann und meinen tollen Kindern, die mich immer in all meinen Ideen unterstützen und so viel Geduld und Verständnis
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