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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Wunder, dass Mama dich geheiratet hat. Hast du an eurem Hochzeitstag auch so gut ausgesehen?«
    Sein Blick wanderte für einen Augenblick weg von ihr. »Soweit ich mich erinnern kann, nein.« An jenem Tag hatte es geregnet. Er erinnerte sich an eine durchnässte Gruppe von Siedlern, die sich um seinen Wagen versammelt hatte, an eine ängstliche Lydia, die aussah, als würde sie jeden Moment davonrennen, und an sich selbst, aufgebracht und zornig. Diese Hochzeit war ihm aufgenötigt worden, und darüber war er wütend gewesen. Damals hatte er kaum ahnen können, dass sie sich als das Beste herausstellen würde, das ihm je im Leben widerfahren war. Er begann seine Meinung zu ändern, als der Prediger sagte: »Sie dürfen jetzt die Braut küssen«, und er sie zum ersten Mal küsste.
    »Ihr habt auf dem Treck geheiratet.«
    »Ja.«
    »Ich wette, Mama hat es nichts ausgemacht, dass du nicht so gut angezogen warst.«
    »Nein, ich glaube nicht«, antwortete er ein wenig barsch.
    Er ließ den Blick durch die vorderen Reihen der Kirche schweifen, bis er auf eine Frau fiel, die vor ein paar Minuten in die erste Reihe geführt worden war. Seine Augen blitzten auf.
    »Sie sieht heute wunderschön aus«, sagte Banner, die seinem Blick gefolgt war. Lydia trug ein besticktes Kleid aus honigfarbener Seide. Das Sonnenlicht, das schräg durch eines der Fenster fiel, ließ ihr Haar rötlich aufglänzen.
    »Ja.«
    Banner stupste ihn neckend mit dem Ellenbogen an. »Du findest sie doch immer wunderschön!«
    Ross blickte wieder seine Tochter an. »Dich aber auch.« Er betrachtete sie eingehend, prägte sich ihr Kleid und ihren Schleier, der sie irgendwie unberührbar machte, ein. Bald würde sie jemand anderem gehören. Dann war er nicht mehr der wichtigste Mann in ihrem Leben.
    Er spürte einen schmerzhaften Kloß im Hals, als er sich eingestand, dass ihre Beziehung sich heute für immer ändern würde. Er wollte gerne, dass sie immer noch sein kleines Mädchen war, seine Prinzessin. »Du bist eine wunderschöne Braut, Banner. Deine Mutter und ich lieben dich. Wir geben dich nicht leichten Herzens ab, selbst nicht an einen so feinen jungen Mann wie Grady.«
    »Ich weiß, Papa.« Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, hob den Schleier und küsste ihn auf seine harte Wange. »Ich habe euch auch lieb. Du weißt, wie sehr ich Grady lieben muss, wenn ich dich und Mama verlasse, um ihn zu heiraten.«
    Ihr Blick suchte die Kirche ab, gerade als sich die Tür hinter dem Chor öffnete. Der Priester, Grady und seine drei Begleiter zogen feierlich in die Kirche ein und nahmen ihre Plätze unter dem Bogen aus Blumengirlanden ein.
    Sofort trockneten ihre Tränen, und ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln vollkommenen Glücks. Grady sah in seinem dunklen Anzug sehr gut aus. Sein haselnussbraunes Haar war gebürstet worden, bis es glänzte. Er stand gerade und aufrecht, wenn auch ein wenig steif, da.
    So ähnlich hatte er auch dagestanden, als Banner ihn zum ersten Mal sah. Das war bei der Beerdigung seines Vaters gewesen. Sie kannte die Sheldons nicht. Gradys Mutter war gestorben, bevor sie nach Larsen zogen und den Holzhandel eröffneten. Mr Sheldons Tod bedeutete für Banner nur eine Unbequemlichkeit, als ihre Eltern ihr mitgeteilt hatten, dass sie sie zu der Beisetzung begleiten müsse. Es bedeutete, dass sie den Tag in einem Kleid zubringen musste statt in einer Hose, die sie auf der Ranch immer trug. Dass sie zur Kirche gehen musste, statt zuzusehen, wie die Cowboys ein störrisches Pferd zuritten. Damals war sie vierzehn gewesen. Sie erinnerte sich noch genau, wie beeindruckt sie von Grady – damals zwanzig Jahre alt – gewesen war, der stoisch am Grab gestanden hatte. Damals war er ganz allein auf der Welt gewesen. Für Banner, die von lauter Menschen, die sie liebten, umgeben war, erschien das völlig undenkbar. Allein und ohne Liebe zu sein, war das Schlimmste, was einem Menschen passieren konnte. Im Rückblick glaubte sie, dass sie damals angefangen hatte, Grady für seine Tapferkeit zu lieben.
    Von da an begleitete sie Ross bei jeder Gelegenheit zur Sägemühle. Aber erst seit etwa einem Jahr schien Grady sie zu bemerken. An dem Tag, als sie mit Lee und Micah in die Holzhandlung kam, musste er zweimal hinschauen. Zuerst hielt er sie für einen Jungen, weil sie gar nicht mädchenhaft gekleidet war. Als sie dann ihren Hut abnahm und eine Masse schwarzen Haares sich über ihre Schultern und ihre Brüste

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