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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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können.«
    »Verdammt noch mal, das hättest du tun können! Wir hätten dich unterstützt.«
    »Gottverdammtes Bauernpack!«
    Unbeeindruckt zuckte Jake mit den Achseln und wandte sich ab. Sollten sie reden. Er nahm eine schlanke Zigarre aus seiner Hemdentasche, biss das Ende ab und spuckte es auf den Boden. Mit dem Daumennagel riss er ein Streichholz an und zündete sich seine Zigarre an, während er sich durch die Tische zur Bar aus Eichenholz schlängelte. Die Theke erstreckte sich über die ganze Länge des Raumes. Gerüchten zufolge war sie stückweise von St. Louis nach Fort Worth verschifft und später wieder zusammengesetzt worden. Sie war mit prachtvoller Schnitzerei verziert und mit Spiegeln bedeckt. Reihen von Flaschen und polierten Gläsern zogen sich auf ihr entlang. Die Besitzerin duldete kein Staubkörnchen darauf.
    Spucknäpfe aus Messing befanden sich an strategisch günstigen Punkten entlang des Messinggeländers der Bar. In Priscilla Watkins’ Garten Eden war es nicht erlaubt, auf den Boden zu spucken. Handgeschriebene Schilder, die in Abständen von zwei Metern an der Bar angebracht waren, wiesen darauf hin.
    Jake grinste. Der Boden, der auf Hochglanz poliert war, war jetzt von seiner Zigarrenspitze entweiht worden. Es bereitete ihm auch ein perverses Vergnügen, mit seinen Sporen die glänzende Oberfläche, auf die die Besitzerin dieses Etablissements so stolz war, zu verkratzen.
    Priscilla. Gerade als er an sie dachte, erblickte er sie auf der untersten Stufe der geschwungenen Treppe. Sie sah so prächtig aus wie die Königin von Saba. Gekleidet in leuchtend roten Satin, der mit schwarzer Spitze abgesetzt war, wäre sie jedem Mann ins Auge gefallen. Das hatte sie schon immer getan. Als Jake ihr vor fast zwanzig Jahren das erste Mal begegnet war, hatte sie verwaschene Baumwolle getragen. Aber selbst darin hatte sie den Männern die Köpfe verdreht.
    Ihr aschblondes Haar hatte sie hoch aufgesteckt, verziert mit einer purpurroten Straußenfeder, die sich an ihre Wange schmiegte und mit einem baumelnden Ohrring flirtete. Ihr Kopf war in königlicher Pose geneigt.
    Dieses Bordell war ihr Reich. Sie herrschte dort wie eine Despotin. Wenn es Kunden oder Angestellten nicht gefiel, wie sie die Dinge handhabte, wurden sie kurzerhand vor die Tür gesetzt. Aber jeder in Texas wusste, dass der Garten Eden in Fort Worth im Jahre 1890 das beste Bordell im ganzen Staate war. Priscilla streckte ihren mit einem Satinslipper bekleideten Fuß aus und trat von der untersten Stufe herunter. Stolz schritt sie zur Bar und verströmte hinter sich einen Moschusduft, der aus Paris importiert worden war. Jake führte sein Whiskyglas zum Mund.
    »Sie haben mich gerade einen Kunden gekostet, Mr Langston.«
    Jake wandte nicht den Kopf. Stattdessen nickte er dem Barmann zu, ihm noch mal einzuschenken. »Ich glaube, du kannst es dir leisten, ein oder zwei zu verlieren, Pris.«
    Dass er sie so nannte, irritierte sie. Dies bereitete ihm genauso viel Vergnügen, wie den Boden ihres Saloons zu verkratzen. Nur ein alter Freund wie Jake kam bei ihr mit so etwas ungeschoren davon.
    Waren sie Freunde? Oder Feinde? Sie war sich nie ganz sicher.
    »Wie ist es nur möglich, dass monatelang alles glattgeht, aber sobald du auftauchst, gibt es Schwierigkeiten?«
    »Ach ja?«
    »So ist es jedes Mal.«
    »Dieser Rübenbauer hat auf mich gezielt! Was hast du denn erwartet, was ich tun würde? Die andere Wange hinhalten?«
    »Du hast ihn provoziert.«
    »Er hat betrogen.«
    »Ich kann keine weiteren Schwierigkeiten gebrauchen. Der Sheriff ist diese Woche schon zweimal hier gewesen.«
    »Geschäftlich oder zum Vergnügen?«
    »Es ist mir ernst, Jake. Die ganze Stadt läuft wieder bewaffnet herum und will mich niederschießen. Jedes Mal, wenn es Schwierigkeiten gibt …«
    »In Ordnung. Es tut mir leid.«
    Sie reckte das Kinn hoch und lachte. »Das bezweifle ich. Entweder hast du Ärger am Kartentisch, oder du verursachst einen Wirbel unter meinen Mädchen.«
    »Wie denn das?«
    »Sie streiten sich um dich, und das weißt du verdammt genau«, fuhr sie ihn an.
    Er wandte ihr den Blick zu und grinste sie unverschämt an. »Tatsächlich? Da soll mich doch der Teufel holen!«
    Sie bemerkte wieder einmal, wie gut er aussah und welche attraktive Arroganz er im Laufe der Jahre entwickelt hatte. Er war nicht länger ein linkischer Junge, sondern ein Mann, den weder Männer noch Frauen übersehen konnten. Sie klopfte mit ihrem Federfächer auf seine

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