Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
gemeinsamen Bett gute Nacht sagen.«
Er stöhnte. »Banner, mein Liebling, bitte rede nicht so.«
»Warum?«, fragte sie und hob den Kopf, um ihn anzuschauen.
Er wischte ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Weil mein Verlangen nach dir dann noch größer wird.«
»Wirklich, Grady?« Es war sinnlos vorzutäuschen, sie wüsste nicht, was er wollte. Sie war nicht auf einer Pferderanch aufgewachsen, ohne gewisse Kenntnisse über die Fortpflanzung zu erlangen. Außerdem hätte es Banners Charakter widersprochen, so etwas vorzutäuschen. Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, sich unwissend zu stellen.
»Ja«, seufzte er. »Ich will dich.« Hart spürte sie seinen Mund auf ihrem. Ihre Lippen teilten sich. Nur einen Augenblick zögerte er, bevor er ihre geöffneten Lippen mit der Zunge berührte.
»Oh, Grady.«
»Es tut mir leid. Ich …«
»Nein. Hör nicht auf. Küss mich weiter so.«
Er brachte ihr eine neue Art zu küssen bei, die sie erhitzte, atemlos und schwindelig machte. Aber statt die Sehnsucht in ihrem Körper zu stillen, schien sie sie nur zu verstärken. Sie drängte sich gegen ihn.
»Banner«, stöhnte er. Seine Hand glitt von ihrer Schulter zu ihrer Taille hinab. Auf dem Weg nach unten traf sie ihre vollen Brüste. Er hielt inne und drückte sie.
Das Gefühl, das sie durchschauerte, war schöner, als sie es je erhofft hatte. Erschrocken von der Glut und Stärke dieser Empfindung, wich sie vor ihm zurück.
Gradys Augen zogen sich für einen Sekundenbruchteil zu Schlitzen zusammen, dann ließ er den Kopf hängen und starrte zutiefst beschämt auf seine Schuhe. »Banner …«, begann er.
»Entschuldige dich bitte nicht, Grady.« Ihr sanfter Ton ließ ihn den Blick wieder heben. »Ich wollte, dass du mich berührst. Ich will es immer noch. Aber ich weiß, dass man von Mädchen erwartet, sich nicht so zu benehmen, als genössen sie die – die niedrigen Aspekte des Ehelebens. Ich will nicht, dass du schlecht von mir denkst. Deshalb habe ich dich gebremst.«
Er umklammerte ihre Hände, führte sie zu seinen Lippen und küsste sie glühend. »Ich denke nicht schlecht von dir. Ich liebe dich.«
Sie lachte ihr heiseres, kehliges Lachen, das schon mehr als einen Cowboy in Diensten ihres Vaters bei Nacht schlaflos darüber grübeln ließ, wie es wohl wäre, es mit Banner Coleman zu treiben. »Du wirst keine schüchterne Braut haben, Grady. Du musst mich nicht erst ins Bett locken.«
Als sie später ins Haus zurückgegangen war, hörte sie, wie Ross und Lydia sich ruhig im Salon unterhielten.
»Glaubst du, sie ist schon reif für die Ehe? Sie ist kaum achtzehn«, sagte Ross.
Lydia lachte leise. »Sie ist unsere Tochter, Ross. Ihr ganzes Leben lang hat sie gesehen, wie wir einander lieben. Ich glaube nicht, dass die eheliche Liebe noch irgendwelche Geheimnisse für sie birgt. Sie ist so weit. Und was ihr Alter betrifft – die meisten ihrer Freundinnen sind verheiratet. Manche haben schon Babys.«
»Das sind aber nicht meine Töchter«, brummte er.
»Komm her und setz dich. Wenn du weiter so hin und her tigerst, nutzt du den Läufer noch völlig ab.«
Banner konnte hören, wie sich ihr Vater neben ihre Mutter auf das Sofa setzte. Sie sah im Geiste vor sich, wie er den Arm um Lydia legte, die sich an ihn kuschelte. »Machst du dir Sorgen wegen Grady?«
»Nein«, entgegnete Ross barsch. »Ich nehme an, er ist genauso treu und ehrgeizig, wie der Anschein vermuten lässt. Er scheint Banner zu lieben. Gnade ihm Gott, wenn er ihr ein Unrecht tut; dann kriegt er es mit mir zu tun!«
Sie konnte förmlich sehen, wie die Finger ihrer Mutter beschwichtigend durch sein Haar fuhren. »Dann würde Banner ihm schon die Hölle heißmachen. Sie ist eine sehr willensstarke junge Frau. Oder ist dir das noch nicht aufgefallen?«
»Von wem sie das wohl hat?«, fragte Ross liebevoll. Darauf folgte Schweigen. Banner wusste, dass sie sich jetzt in einer Weise umarmten, die die meisten ihrer Freundinnen erstaunt hätte, die nie gesehen hatten, wie ihre Eltern sich berührten. Sie konnten hören, wie ihre Kleidung raschelte, als sie sich nach dem Kuss bequem zurücksetzten.
Ross sprach als Erster: »Ich habe mir so viel für unsere Kinder gewünscht. Viel mehr, als du und ich als Kinder hatten.«
»Ich kann mich an nichts mehr erinnern, was vor dem Tag, an dem ich dir begegnet bin, geschehen ist.«
»O doch«, entgegnete sie sanft. »Und ich auch. Um Lee mache ich mir nicht so viele Sorgen. Er kann auf sich selbst
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