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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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die Hand schüttelte, ehe er sich zu Rose umdrehte: “Danke, Rose. Bringen Sie uns bitte Kaffee in die Bibliothek.”
    “Ja, Sir. Bin gleich da.”
    Marcus war die Freundlichkeit in Person, als er wieder Trey ansah. “Detective Bonney?”
    Er nickte und versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie absurd diese Situation war. Das war der Mann, der Olivia den Umgang mit Trey verboten hatte, weil er und seine Familie für die Sealys nicht gut genug waren. Und nun war ausgerechnet er hier, um ein Urteil über die Wahrheit von Marcus Sealys Vergangenheit zu fällen, der sich ganz offensichtlich weder an Trey selbst noch an seinen Namen erinnern konnte.
    “Ja, ich bin Detective Bonney. Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen. Ich weiß, daß Sie und Ihre Familie es im Moment nicht leicht haben.”
    Marcus lächelte ihn weiter freundlich an, doch seine Augen verrieten, dass es nur Fassade war. “Ich bin froh, wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, die Identität dieses Kindes herauszufinden.”
    “Danke”, sagte Trey. “Ich werde versuchen, es so kurz wie möglich zu machen.”
    Schließlich stieß der ältere Mann einen Seufzer aus und ergab sich in sein Schicksal. “Kommen Sie mit, Detective Bonney. In der Bibliothek können wir uns besser unterhalten.”
    Als Marcus sich umdrehte, sah er Olivia am Fuß der Treppe stehen.
    “Olivia … Darling”, sprach er leise. “Ich wusste nicht, dass du da bist. Das hier ist Detective Bonney. Detective … meine Enkelin, Olivia Sealy.”
    Sie war blass und zitterte am ganzen Leib. Besorgt über ihre Verfassung legte Marcus einen Arm um ihre Schultern und nahm Olivia mit in die Bibliothek. Dass sie kein Wort mit dem Besucher gewechselt hatte, war ihm nicht aufgefallen.
    In dem Moment, als Trey in Olivia Sealys Gesicht sah, schienen die letzten elf Jahre wie weggewischt. Er verspürte wieder diese Panik wie an dem Tag, an dem sie sich von ihm getrennt hatte. Damals war er sich nicht sicher gewesen, wie er ohne sie leben sollte. Was er jetzt dachte, war ihm nicht klar. Er wusste nur, das Wiedersehen hätte besser unter anderen Umständen stattgefunden.
    Olivia war immer ein hübsches Mädchen gewesen, doch die letzten elf Jahre hatten aus ihr eine atemberaubende Schönheit gemacht. Nach ihrer Miene zu urteilen, war sie allerdings nicht sehr erfreut darüber, ihn wiederzusehen.
    Olivia konnte keinen klaren Gedanken fassen, seit sie Trey ins Haus hatte kommen sehen. Dass er der Detective war, auf den sie gewartet hatten, wollte sie kaum glauben. So viele Jahre lang waren sie sich nicht mehr begegnet, Jahre, in denen sie immer wieder von Schuldgefühlen geplagt worden war, weil ihr der Mut gefehlt hatte, sich gegen ihren Großvater zu behaupten und für ihre Liebe zu kämpfen. Der Streit, der über Trey entbrannt war, zählte zu den schlimmsten Zeiten ihres Lebens.
    Marcus war der festen Ansicht gewesen, sie sei noch zu jung für eine romantische Beziehung. Außerdem sei der Junge nicht standesgemäß. Immer wieder hatte sie versucht, ihren Willen durchzusetzen, doch am Ende kam sie der Forderung ihres Großvaters nach und trennte sich von Trey. Sie wusste, sie tat ihm damit weh, während er vermutlich nicht glaubte, dass sie ebenso darunter litt. Bis zum heutigen Tag verglich sie jede neue Beziehung mit den Gefühlen, die sie für Trey empfunden hatte, und bislang war ihr kein Mann begegnet, der es mit ihm hätte aufnehmen können.
    Und nun war er durch eine Laune des Schicksals hergekommen, um ihren Großvater zu dem toten Kind zu befragen. Aber er hielt es doch sicher nicht für möglich, dass einer von ihnen etwas mit dieser schrecklichen Tat zu tun haben könnte, oder?
    Sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte, als ihr Großvater sie ansprach, seinen Arm um sie legte und sie mit in die Bibliothek nahm. Sie fürchtete sich vor dem Blick, den er ihr womöglich zuwerfen würde, sobald er sie sah. Wenn Trey noch immer wütend auf sie war, dann besaß er jetzt die Macht, ihr und ihrem Großvater das Leben schwer zu machen.
    Marcus nahm nichts von ihren Bedenken wahr, sondern ließ Olivia Platz nehmen und bat Trey, sich in den Sessel gleich neben ihr zu setzen.
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, das sich dann so sehr in die Länge zog, bis es Trey vorkam, als dürfe niemand diese Stille stören. Während Marcus mit einigen Papieren auf seinem Schreibtisch befasst war, wagte Trey einen Blick zu Olivia.
    Sie sah blass aus, und ihre Augen waren auf einen Punkt oberhalb des

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