Wie eine Rose in der Wueste
gefangen genommen und halten mich hier gegen meinen Willen fest", schleuderte sie ihm entgegen. Schlimmer noch, er hatte sie dazu gebracht, die Beherrschung zu verlieren. Vor Wut und Verzweiflung war sie den Tränen nahe. "Stellen Sie sich vor, wie Ihnen an meiner Stelle zu Mute wäre."
Erstaunlicherweise ließ er ihre Handgelenke los und strich ihr beruhigend über den Rücken. Sie hätte nicht genau sagen können, wie es kam, dass sie das Gesicht an seiner Brust barg.
Sein gleichmäßiger Herzschlag an ihrer Wange war seltsam tröstend, ebenso wie seine Körperwärme, während sie in seine Gewänder schluchzte. Es war so lange her, dass sie das letzte Mal geweint hatte. Fünf Jahre. Fast sechs. Und noch viel länger, dass ein Mann sie tröstend in den Armen gehalten hatte, während sie ihr Innerstes preisgab.
Nicht, dass es Hassan wirklich berührte. Er konnte einfach nur besser als die meisten Männer mit hysterischen Ausbrüchen fertig werden. Und wahrscheinlich hatte er mit solchen Situationen reichlich Erfahrung. Rose riss sich zusammen und hob den Kopf. Entschlossen befreite sie sich aus seiner Umarmung und rang sich ein Lächeln ab.
"Tut mir Leid. Es ist kindisch, sich gehen zu lassen." Mit der Handfläche wischte sie sich eine Träne fort. "Das ist nicht meine Art. Aber es liegt wohl daran, dass ich so einen aufreibenden Tag hinter mir habe. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, lege ich mich nebenan im Dunkeln hin." Sie drehte sich um und war bereits auf halbem Weg zu ihrem Zimmer, als Hassans Stimme sie zurückhielt.
"Rose." Sie mochte ihren Namen nicht besonders und hatte die Kurzform gewählt, weil sie "Rosemary" hasste. Doch Hassan hatte ihn ausgesprochen, als wäre er das schönste Wort der Welt. Ohne sich umzusehen, wartete sie. "Versprechen Sie mir, dass Sie so etwas nicht mehr tun werden." Langsam drehte sie sich um. Hassans Miene war nicht mehr zornig, aber Rose hätte nicht sagen können, was er empfand. "Bitte."
Es schien ihm nicht leicht zu fallen, zu bitten, statt zu befehlen. "Das kann ich nicht, Hassan", erwiderte sie fast bedauernd. "Wenn ich fliehen kann, werde ich es tun."
"Sie machen es mir nur unnötig schwer."
Rose zuckte die Schultern. Hassan hatte sich die Rolle des Entführers ausgesucht, also musste er damit leben. "Sie könnten mich gehen lassen." Vielleicht blieb sie dann freiwillig. Sie hatte nichts gegen seine Gesellschaft, nur gegen die Umstände, unter denen sie hier war.
"Ich hatte gehofft, Sie dazu bringen zu können, sich als mein Gast zu betrachten. So aber zwingen Sie mich, Sie zu meiner Gefangenen zu machen."
"Einen Gast lädt man ein", gab sie zu bedenken. "Sie hätten mich einladen können."
"Wären Sie gekommen?"
Vielleicht. Wahrscheinlich. Mit Herzklopfen. Doch das konnte sie ihm jetzt nicht gestehen. Und sie wussten beide, dass sie seinen Zielen als Gast nicht gerecht werden konnte. Rose hielt ihm die Handgelenke hin, als wollte sie ihn dazu herausfordern, ihr Handschellen anzulegen. "Vielleicht wird es Zeit, dass wir uns beide der Wirklichkeit stellen."
Einen Moment sah Hassan sie unschlüssig an, dann kam er zu ihr, umfasste ihre Handgelenke mit einer Hand und zog ihr mit der anderen den Schal vom Hals. Schweigend fesselte er sie damit und wickelte ihn dreimal darum, um ihr die Situation symbolisch zu verdeutlichen. Schließlich schlang er sich die Enden um die Fäuste und zog Rose an sich.
Sie atmete scharf ein und wollte protestieren, doch er drückte sie so fest an sich, dass sie unwillkürlich den Kopf zurückbog.
"Ist es das, was Sie wollen?" Sie konnte nicht glauben, dass er so weit gehen würde. Das würde er nicht wagen. Aber als sie den Mund öffnete, um ihn zu warnen, tat er es.
Sein Kuss war hart und fordernd, als wollte Hassan sie dafür bestrafen, dass sie sich ihm widersetzt, ihn so weit getrieben hatte. Ihr Verstand befahl Rose, sich zu wehren, um sich zu schlagen, zu beißen, Hassan mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen, doch unter der Glut seiner Lippen, seiner Zunge spürte sie plötzlich instinktiv, dass sie gewonnen hatte.
Nun schmolz sie in seinen Armen dahin. Wunderbare, verzauberte Sekunden lang überließ sie sich seinem Kuss und erwiderte ihn verlangend. Ja, sie wollte es. Sie begehrte Hassan.
Seit der ersten Begegnung in Abdullahs Maschine hatte sie unbewusst auf diesen Augenblick gewartet.
Doch als sie hingebungsvoll in seinen Armen lag und zu allem bereit war, löste Hassan sich so unvermittelt von
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