Wie eine Rose in der Wueste
Pressemitteilung erhalten. Sie brauchte ihm nur noch den Namen ihres Entführers mitzuteilen, doch so weit war sie noch nicht. Damit würde sie Partei ergreifen. Und obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass Abdullah als Regent und Arbeitgeber ihres Bruders ihre Loyalität verdiente, konnte ihr Herz sich damit nicht anfreunden. Tim hätte sie nicht zu warnen brauchen. Sie hatte schnell gemerkt, dass Abdullah sie nur ausnutzen wollte.
Aber tat Hassan das nicht auch?
Vielleicht. Allerdings machte er daraus zumindest kein Geheimnis. Zwar hatte sein Kuss sie völlig durcheinander gebracht, doch es bedeutete nicht, dass Hassan schlecht war. Sie war nicht sicher, wie sie zu ihm stand, aber eine Chance wollte sie ihm geben. Notfalls sogar mehrere.
Also würde sie abwarten, bis sie die Hintergründe erfuhr.
Und da ihr sowieso nichts anderes übrig blieb, als im Zeltlager zu bleiben, wollte sie mit dem Anruf bei Gordon warten, bis sie eine echte Story hatte. Die wahre Story. Es wäre dumm gewesen, die Batterie nutzlos zu verschwenden.
Und ihre Mutter? Wenigstens sie konnte sie heimlich anrufen, um sie zu beruhigen. Kurz entschlossen tippte Rose die Nummer ein. Sie war besetzt und blieb es, obwohl Rose es immer wieder versuchte. Sicher war ihre Mutter von Tim benachrichtigt worden und telefonierte jetzt herum. Sie kannte die Macht der Medien.
Resigniert schaltete Rose das Handy ab und blickte sich um.
Ein Glück, dass Hassan noch fort war.
Doch ihr Glück würde nicht ewig dauern. Sie brauchte ein sicheres Versteck für ihre einzige Verbindung mit der Außenwelt. Davon konnte unter Umständen alles abhängen. Ihr blieb nicht viel Zeit.
Auf dem Frisiertisch stand eine neue Schachtel
Kosmetiktücher. Rasch riss Rose die Lasche auf, entfernte einen Teil des Inhalts, um Platz zu schaffen, dann schob sie das handtellergroße Gerät auf den Boden der Schachtel und zupfte einige Tücher hervor, damit es so aussah, als hätte sie die Packung benutzt.
Die herausgenommenen Tücher verwendete sie gleich lagenweise, um ihr Make-up mit der bereitgestellten Reinigungsmilch zu entfernen. Dann warf sie die Tücher achtlos neben die Schachtel, um durchblicken zu lassen, was sie damit getan hatte.
Sie gähnte und spürte erst jetzt, wie müde sie war. Die Vorstellung, in ihrer Unterwäsche zu schlafen, gefiel ihr nicht.
Ob ihr großzügiger Gastgeber auch für die Nacht vorgesorgt hatte? Neugierig hob Rose die Bettdecke an. Tatsächlich, da lag ein säuberlich zusammengefaltetes Nachthemd.
Sie nahm es in die Hand und schüttelte es aus. Fast hätte sie gelächelt. Es war ein durch und durch braves Kleidungsstück, in dem sich selbst eine viktorianische Jungfer sicher gefühlt hätte.
Was ihm an Länge fehlte, machte es an Weite reichlich wett. Ein Mann, der ihr zu nahe treten wollte, hätte so etwas niemals ausgesucht. Aber vielleicht wollte Hassan ihr genau das klarmachen. Als sie leise lachte, hob der Hund den Kopf und klopfte hoffnungsvoll mit dem Schwanz auf den Boden.
"Na ja", sagte sie zu ihm, "Hassan ist doch nicht ganz so schlecht." Sie hielt das Nachthemd hoch. "Möchte wissen, wo er dieses Ding aufgetrieben hat. Meinst du, auf dem Speicher seiner Großmutter im schottischen Hochland?" Plötzlich fröstelte sie. Wo auch immer, es war genau richtig für eine kalte Wüstennacht.
Hassan saß lange neben ihrem Bett und betrachtete Rose.
Wie konnte eine Frau, die so viel Aufregung ausgelöst hatte, so friedlich schlafen?
Sie war wunderschön, ihre samtige, helle Haut zeichnete sich gegen das kupferrote Haar ab. Rose hatte den ganzen Abend über keinen Deut nachgegeben, und selbst im Schlaf besaß sie die Macht, ihn mehr zu erregen als jede andere Frau.
Die Erkenntnis bereitete Hassan Unbehagen. Doch wenn Rose Fenton fortging, würde er sich viel schlechter fühlen.
5. KAPITEL
Verschlafen bewegte Rose sich. Es war wunderbar wohlig und warm, und sie kuschelte sich tiefer unter die Decke. Ihr war einfach noch nicht danach, aufzustehen und sich dem neuen Tag zu stellen. Hier im Bett war es so schön. Das warme Etwas an ihrem Rücken schmiegte sich an sie. Auch das war schön. Es hatte lange gedauert, ehe sie sich daran gewöhnt hatte, allein aufzuwachen.
Plötzlich erstarrte sie und öffnete die Augen. All ihre Sinne waren jetzt hellwach.
Sie war nicht allein.
Die Sonne schimmerte matt durch das schwarze Ziegenhaar der Zeltwand. Rose ließ den Blick über die antike Feldtruhe schweifen, die geöffnet in der Ecke stand und
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