Wie eine Rose in der Wueste
ihre Kosmetikartikel enthielt, zu dem kostbaren Teppich, ihrer Shalwar Kameez, die ordentlich zusammengefaltet auf einem Kamelhocker neben dem Bett lag. Auch das Etwas an ihrem Rücken war wirklich und gehörte eindeutig nicht in den Traum, aus dem sie erwachte.
Das wohlige Gefühl verschwand, und die Ereignisse des Vortages kamen ihr rasch und erschreckend deutlich zu Bewusstsein. Was sollte sie tun? Sich umdrehen und sich von ihrem Bewacher in die Arme nehmen lassen, wie am Vorabend?
Oder war es besser, empört zu reagieren?
Sie entschied sich für Empörung, ehe sie schwach werden konnte. Schnell setzte sie sich auf. Ihr Bettgefährte fuhr ebenfalls hoch, sprang auf die Pfoten und bellte aufgeregt.
Es war der Hund. Nur der Hund.
Erleichtert sank Rose auf das Kissen zurück und wartete, bis ihr Herz etwas ruhiger schlug. Es war nicht Hassan.
Der Hund gähnte träge, dann hüpfte er wieder zu ihr herauf und legte den Kopf auf ihren Bauch.
"Du darfst also im Bett schlafen", stellte sie fest. "Meine Mutter wäre außer sich, wenn sie dich sehen könnte." Liebevoll streichelte sie den Kopf des Tiers. "Sie hat was gegen Hunde im Bett, weißt du." Gegen Ehemänner auch. Nur Liebhaber waren willkommen.
Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr und blickte auf. Hassan schien die Geräusche gehört zu haben, denn er hatte die Vorhänge beiseite geschoben.
"Gut geschlafen?"
Erstaunlich gut, während er aussah, als hätte er eine schlechte Nacht hinter sich. Ehe Rose jedoch antworten konnte, wurden sie gestört.
"Ich habe es doch gewusst!" Eine verschleierte, in einen wallenden Umhang gehüllte zierliche Frau erschien neben Hassan und schob sich einfach an ihm vorbei. Nachdem sie ihren schlimmsten Verdacht bestätigt gefunden hatte, drehte sie sich zu ihm um. "Meine Güte, Hassan!" ereiferte sie sich. "Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?"
War das seine Frau? Rose wurde verlegen. Dass er verheiratet sein könnte, war ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen.
Hassan schwieg und versuchte nicht einmal, sich zu rechtfertigen. Das schien die Frau auch nicht erwartet zu haben, denn sie kam prompt auf das Bett zu. Dort riss sie sich Schleier und Umhang herunter und entpuppte sich als wunderschönes junges Mädchen, dessen Vermummung eine Seidenbluse und einen schicken kurzen Rock verhüllt hatte.
"Nadeem al Rashid", stellte sie sich vor und reichte Rose die Hand. "Ich möchte mich für das unziemliche Verhalten meines Bruders entschuldigen. Sein Herz sitzt am rechten Fleck, aber wie die meisten Männer besitzt er den Verstand eines Esels. Sie kommen sofort mit zu mir nach Hause. Dort sind Sie sicher, bis Faisal zurück ist. In der Zwischenzeit fällt uns auch ein, wie wir Ihr Verschwinden erklären können."
Faisal? Allmählich begriff Rose. Dieses Mädchen musste Hassans Halbschwester und somit Faisals Schwester sein. Und sie schien entschlossen zu sein, Hassans Missetat auszubügeln.
Fragend sah Rose Hassan an, doch er wich ihrem Blick aus.
Sie unterdrückte ein Lächeln und verfolgte genüsslich, wie Nadeem ihn zusammenstauchte.
"Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht?" wiederholte das Mädchen, ließ ihm allerdings keine Zeit zu antworten.
"Nein, sag es nicht. Ich kann es mir denken. Hast du mit Faisal gesprochen?" Er warf ihr einen warnenden Blick zu, aber sie ließ sich nicht beirren. "Na?"
Offenbar merkte er, dass er sie nicht aufhalten konnte, denn er zuckte die Schultern. "Ich habe Partridge in die Staaten geschickt, damit er deinen Bruder nach Hause holt. Aber er ist seinen Leibwächtern entkommen und irgendwo auf Achse."
"Wie rücksichtslos", bemerkte Nadeem trocken. "Möchte wissen, wer ihm das beigebracht hat."
"Ich finde ihn schon", versicherte Hassan zähneknirschend.
"Überlass das mir."
"Das sehe ich anders."
"Niemand hat dich um deine Meinung gebeten, Nadeem.
Also geh jetzt. Dies ist mein Problem, und ich will nicht, dass jemand mit hineingezogen wird." Er wollte verhindern, dass seine Schwester in Schwierigkeiten geriet, und da musste Rose ihm Recht geben.
"Ich stecke schon mittendrin. Faisal ist auch mein Bruder."
"Wenn das schief läuft..."
"Mit dir als Rädelsführer? Unmöglich!" Die junge Frau besaß eine scharfe Zunge. "Kümmern Sie sich nicht um ihn", sagte sie zu Rose. "Ich habe eine Abbayah für Sie mitgebracht. Darin erkennt Sie niemand, wenn Sie in mein Haus kommen." Sie wandte sich wieder ihrem Bruder zu. "Du hast dich unmöglich benommen, Hassan. Miss
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