Wie einst in jenem Sommer
haben sich breitschlagen lassen, mich anzurufen. Ich weiß ja, wie sehr Sie an Ihrem Bruder hängen, aber das geht nun wirklich zu weit.“
„He, nun mal langsam“, bat er energisch. „Theo hat Sie nicht einmal erwähnt. Ich habe ihn um die Nummer gebeten.“
Im ersten Moment glaubte Carrie, sich verhört zu haben. „Wozu?“
„Weil ich heute Nachmittag etwas Zeit habe und Sie fragen möchte, ob Sie Lust haben, mich zum Korallenriff zu begleiten.“
Obwohl die Einladung sehr verlockend war, lehnte Carrie ab. Sie musste vernünftig sein. „Danke, das ist sehr nett, aber ich bin beschäftigt.“
„Ach? Hatten Sie nicht gerade gesagt, dass Sie faulenzen?“, fragte er amüsiert.
„Ja, ich bin mit Nichtstun beschäftigt, und das gefällt mir richtig gut.“
„Es würde Ihnen bestimmt noch besser gefallen, etwas mit mir zu unternehmen.“
Diese zweideutige Bemerkung setzte ihr Blut in Wallung.
„Ich hole Sie in ungefähr zehn Minuten ab.“
„Wie bitte? Ich dachte, Sie sind heute in Athen.“
„Ja, aber nach der Besprechung am frühen Morgen bin ich mit der nächsten Fähre zurückgekommen. Ich befinde mich in unmittelbarer Nähe Ihrer Anlage. Ich sagte doch gerade, dass ich Theo besucht habe.“
„Ach ja, natürlich. Aber ich brauche etwas mehr Zeit, Andreas.“
„Okay, dann warte ich. Beeilen Sie sich bitte.“
Damit war das Gespräch beendet. Verärgert stellte Carrie das Handy wieder aus. Was fiel ihm eigentlich ein, sie so zu überrumpeln und ihre Zusage vorauszusetzen? Bildete er sich etwa ein, sie hätte männliche Gesellschaft so nötig? Na, der kann was erleben, dachte sie wütend. Es kam überhaupt nicht infrage, dass sie seine Einladung annahm. Sollte er doch hier auftauchen. Sie jedenfalls würde sich keinen Zentimeter von der Liege bewegen.
Entschlossen hob sie das Buch auf, zog sich den Sonnenhut tiefer in die Stirn und versuchte sich der Lektüre zu widmen.
Doch sie konnte sich nicht konzentrieren, weil sie ununterbrochen an Andreas denken musste. Wieso meldete er sich aus heiterem Himmel? Sie hatte nicht damit gerechnet, je wieder von ihm zu hören.
Sollte sie ihren Stolz vergessen und mit ihm ausgehen? Vielleicht könnte sie dabei herausfinden, was es mit den Gefühlen auf sich hatte, die er gestern Abend in ihr entfesselt hatte.
Wütend auf sich selbst, weil sie schwach zu werden drohte, starrte sie auf die aufgeschlagene Seite. Bei dem Treffen hatte Andreas ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er nichts von ihr wollte. Woher der plötzliche Sinneswandel? Wahrscheinlich wollte er damit seinen Bruder besänftigen, denn Theo hatte sich ja auch aufgeregt, als Andreas sich so schnell verabschiedet hatte.
Carrie sah auf, als sie hörte, wie in der Nähe ein Wagen anhielt. Kurz darauf schlenderte Andreas heran. Er sah umwerfend aus. Auch in einem weißen Leinenhemd und einer hellbeigefarbenen Hose machte er eine ausgezeichnete Figur und wirkte weltmännisch und stilvoll. Vielleicht lag es auch gar nicht an der Kleidung, sondern an seinem selbstsicheren Auftreten.
Jetzt wünschte Carrie sich, sie wäre schnell in ihr Apartment gelaufen, um sich umzuziehen. Nun war es zu spät, denn Andreas hatte sie bereits entdeckt.
„Ach, hier sind Sie.“ Quer über den Rasen kam er auf sie zu – verfolgt von interessierten Frauenblicken.
Sie tat, als wäre sie völlig in ihr Buch vertieft und blickte nur lässig auf, als er neben dem Liegestuhl stehen blieb. Warum sollte sie ihm zeigen, dass auch sie kaum den Blick von ihm abwenden konnte?
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie nur einen winzigen Bikini trug. Verlegen setzte sie sich auf und zog die Knie hoch, um sich vor Andreas’ Blick zu schützen. Das funktionierte jedoch nicht, denn er ließ ihn bewundernd über ihre langen Beine gleiten.
„Ich weiß gar nicht, was Sie hier wollen, Andreas“, sagte sie leise.
„Wieso nicht?“ Er lächelte so sexy, dass ihr Herz sofort schneller pochte. Dann zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Carrie. „Ich hatte Ihnen doch gerade telefonisch mitgeteilt, dass ich Sie abhole.“
„Und ich dachte, wir hätten die Angelegenheit gestern Abend geklärt. Theo und Jo meinen es sicher gut, aber wir sollten uns nicht verpflichtet fühlen, uns zu treffen, um ihnen eine Freude zu machen.“
„So sehen Sie das, Carrie?“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich nie etwas gegen meinen Willen tue.“
„Immerhin sind Sie gestern Abend aufgetaucht“,
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