Wie einst in jenem Sommer
Geschwätz abtun, weil er ihre Gefühle nicht teilte. Würde er sonst so kühl und sachlich über die Zukunft reden?
Sie ließ sich ihre Aufgewühltheit nicht anmerken. „Du hast recht. Es ist besser, auf alles vorbereitet zu sein.“
„Genau.“ Er fing ihren Blick auf und hielt ihn fest. „Übrigens habe ich unseren Nachmittag sehr genossen.“
Sein sexy Tonfall löste neues Verlangen in ihr aus. „Ja, ich fand ihn auch ganz okay.“
„Okay?“ Andreas musterte sie fragend. „Okay ist gar kein Ausdruck.“ Er betrachtete ihre Lippen.
Warum küsst er mich nicht?, dachte Carrie. Gleichzeitig fürchtete sie aber auch, dass er dann das Salz ihrer Tränen schmecken würde, die sie momentan nur mit allergrößter Anstrengung zurückhielt.
Glücklicherweise meldete Lilly sich in diesem Augenblick. Leises Weinen drang aus dem Babyfon.
„Ich schau schnell nach ihr“, sagte Carrie und verließ erleichtert die Kabine.
Andreas sah ihr nach. Dann griff er nach dem Ehevertrag und fuhr sich mit der anderen Hand durchs Haar. Es muss sein, dachte er. Wenigstens war so alles geregelt, falls seine Ehe mit Carrie scheitern sollte.
Als Realist musste er auf dem Vertrag bestehen.
13. KAPITEL
Carrie saß an Deck und beobachtete, wie der Schein des Vollmonds einen breiten silbernen Pfad auf die ruhige See zauberte.
Wohin ihr Lebenspfad wohl führen würde?
Noch immer belastete es sie, dass Andreas auf einem Ehevertrag bestand. Schweren Herzens hatte sie ihn unterschrieben. Im tiefsten Innern wusste sie, wie vernünftig es war, das eventuelle Scheitern ihrer Ehe von Anfang an zu regeln. Trotzdem tat es weh. Andreas liebte sie nicht, und dies war keine normale Ehe. Nur Lilly zuliebe war sie überhaupt geschlossen worden. Darüber konnte auch ein wunderschöner Nachmittag im Bett mit Andreas nicht hinwegtäuschen.
Sie atmete tief durch und fasste einen Entschluss. Unerwiderte Liebe konnte ein Leben zerstören. Das durfte sie nicht zulassen. Also wollte sie auch so ruhig und gelassen wie Andreas sein und keine Gefühle an sich heranlassen.
Allerdings war es ihr ein Rätsel, wie er sie so leidenschaftlich lieben konnte, wenn er völlig gefühllos war. Das passte nicht zusammen.
Es lag wohl dran, dass Männer anders gestrickt waren. Sie konnten Liebe von Leidenschaft trennen.
Ach, wenn mir das doch auch gelänge, dachte sie verzweifelt, weil ihre unerwiderte Liebe ihr schon jetzt fast das Herz zerriss.
Als sie hinter sich ein Geräusch hörte, trocknete sie schnell die verräterischen Tränen. Andreas sollte nichts von ihrem inneren Aufruhr merken.
„Ach hier bist du! Lilly ist schon vor einer halben Ewigkeit eingeschlafen.“ Andreas setzte sich zu ihr.
„Ich wollte etwas frische Luft schnappen.“
„Gute Idee. Es ist sehr friedlich hier draußen.“
„Ja. Herrlich.“ Sie wagte nicht, ihn anzuschauen, aus Angst, sich zu verraten.
„Genau das Richtige für uns nach den vergangenen Wochen, Carrie.“
„Ja, wahrscheinlich.“ Sie war sich seiner Nähe sehr bewusst, sog seinen männlichen Duft ein.
Wie sollte sie Andreas ignorieren, wenn sie spürte, dass er immer ein Teil von ihr sein würde? Daran würde sich auch nichts ändern, wenn sie sich nach fünf Jahren tatsächlich trennen sollten.
Vielleicht reichte ihre Liebe für sie beide. „Entschuldige, dass ich vorhin überreagiert habe“, sagte sie leise.
„Schon gut.“
„Vielleicht hättest du einen passenderen Moment wählen sollen, mir den Ehevertrag zur Unterschrift vorzulegen. Frauen fällt es schwer zu akzeptieren, dass sie nur aus rein praktischen Erwägungen geheiratet werden.“
„Es gibt keinen passenden Moment für so etwas.“
„Wahrscheinlich nicht.“ Sie lehnte sich zurück und betrachtete den Nachthimmel. Die Sterne funkelten wie Brillanten. „In London hat man nie so einen Blick auf den Sternenhimmel.“
„Kein Wunder, die Lichter der Stadt sind zu hell.“
„Du hast wohl für alles eine vernünftige Erklärung, Andreas.“ Sie sah ihn von der Seite an. „Warst du in deinem Leben jemals verliebt?“
Er lachte amüsiert. „Das fragst du deinen Ehemann in den Flitterwochen?“
„Wieso nicht? Ich weiß so wenig von dir. Okay, vor zwei Jahren haben wir zehn Tage miteinander verbracht. Aber wir haben uns nie über Beziehungen unterhalten.“
„Wirklich nicht?“ Andreas schaute sie an.
Im Mondlicht schimmerte ihr Gesicht hell, die Augen wirkten riesengroß, das lange blonde Haar wie gesponnenes Gold.
„Dein Vater ist
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