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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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gestorbenen Bogenschützen.
    Bei einem solchen Dasein wären wahrscheinlich die meisten jungen Frauen in einen Zustand permanenter Hysterie verfallen. Da sie jedoch geistig gesund, einigermaßen intelligent und – zugegeben – ein wenig verwegen war, betrachtete Sophie ihr Leben als wundersames, wenn auch gelegentlich etwas chaotisches Abenteuer. Ein Abenteuer, das gänzlich unvermeidbar war – darauf wies sie immer wieder hin. Deshalb hatte sie sich entschlossen, es mit einem Lächeln auf dem Gesicht und wachen Sinnen zu bestehen.
    Genau wie sie jetzt auch den Herrn, der gerade auf dem Deck der
Sailing Diamond
neben ihr saß, voller Wachsamkeit anlächelte. Er war bestimmt Ende sechzig, mit liebenswerten grauen Augen und dichtem weißem Haar, das er sich im Nacken zusammengebunden hatte, wie es vor zwei Jahrzehnten Mode gewesen war, und erinnerte Sophie an ihren Vater.
    Es sollte jedoch erwähnt werden, dass ihr Vater sich nicht an Bord des Schiffes befand, das seine Tochter binnen zweier Stunden zu ihrem ersten Besuch seit fast zwölf Jahren zurück nach England bringen würde.
    Der Mann mit den freundlichen Augen und dem unmöglichen Haar war bis vor fünf Minuten ein Wildfremder für sie gewesen.
    Bis vor sehr merkwürdigen fünf Minuten, dachte Sophie. Sie hatte sich von ihrer geliebten, aber oft anstrengenden Anstandsdame fortgestohlen, um ein Weilchen allein sein zu können. Bevor sie aber auch nur Gelegenheit gehabt hatte, es sich auf einer Bank bequem zu machen, hatte dieser seltsame kleine Mann sich neben sie gesetzt und ihr einen Brief in die Hand gedrückt. Einen Brief mit dem Siegel des Prinzregenten. Dann hatte er sich als Mr Smith vorgestellt und sie im Namen der Krone gebeten, doch bitte eine Mission von kolossaler nationaler Bedeutung zu übernehmen. Was hätte sie darauf schon sagen sollen?
    »Hmm.«
    Mr Smith wartete geduldig auf einen weiteren Kommentar. Als keiner kam, zupfte er an seiner zerknitterten Weste und kniff seine runzeligen Augen zusammen.
    »Ich muss sagen, Miss Everton«, begann er, »dass Sie die ganze Sache recht gut aufzunehmen scheinen. Ich habe natürlich keine Ohnmacht von Ihnen erwartet und keinen Anfall, aber es erstaunt mich doch, dass Sie nicht etwas … nun …«
    »Dass ich nicht etwas überraschter bin?«, schlug sie hilfsbereit vor.
    »So ist es.«
    Sophie legte den Kopf schräg und sah ihn nachdenklich an. »Sie müssen einige Nachforschungen über meine Vergangenheit angestellt haben, bevor Sie an mich herangetreten sind«, stellte sie fest.
    »Wie es der Zufall will, habe ich eine Menge Geschichten über Sie gehört.« Mr Smith kicherte. »Sie waren jedoch so unwahrscheinlich, dass ich sie jemandes übereifriger Fantasie zugeschrieben habe.«
    »Möglicherweise zu Recht«, räumte sie ein, »aber die Wahrheit hat sich in der Vergangenheit als so interessant erwiesen, dass dramatische Ausschmückungen kaum nötig waren.«
    Er schenkte ihr ein nachsichtiges Lächeln. »Tatsächlich? Sie sind wirklich erst letztes Jahr auf einem Markt von einem bengalischen Tiger in die Enge getrieben worden?«
    Jetzt war es an Sophie zu lachen. Die Menschen glaubten selten die Geschichten ihrer Abenteuer, aber sie erzählte sie so gerne. Die Reaktionen ihrer Zuhörer – sie reichten im Allgemeinen von Entzücken bis hin zu Entsetzen – verschafften ihr eine eigenartige Befriedigung. Allerdings konnte es nie einen Zweifel geben, dass die Zuhörer sich gut unterhalten fühlten.
    »Oh ja«, erwiderte sie mit einigem Vergnügen. »Und wenn Sie mich gern überrascht sehen wollen, hätten Sie dort sein sollen. Nachdem Mr Wang die Bestie mit etwas rohem Fleisch und viel Lärm abgelenkt hatte, habe ich mich einer ziemlich peinlichen Zurschaustellung von Hysterie hingegeben. Haben Sie je einen Tiger gesehen, Sir?«, erkundigte sie sich. »Sie sind wirklich riesig.«
    Mr Smith blinzelte einige Male – was sie befriedigend fand, dann hustete er und musterte sie, als sei ihm gerade erst etwas aufgefallen, das ihn fesselte.
    »Wissen Sie«, sagte er schließlich und lächelte sie tatsächlich an, »ich denke wirklich, Sie sind für diese Mission genau die Richtige. Sie sollten sich wacker schlagen. Wahrhaftig, ziemlich wacker.«
    »Nun«, antwortete sie und fühlte sich plötzlich ein wenig verloren. »Es freut mich natürlich, dass Sie eine so hohe Meinung von mir haben, aber ich muss Sie doch daran erinnern, dass ich bisher keine Vorstellung davon habe, worum es bei dieser Mission geht oder

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