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Wie es dem Glück beliebt

Wie es dem Glück beliebt

Titel: Wie es dem Glück beliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alissa Johnson
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Sonne anblinzelnd, die jetzt durch die Wolken lugte, versuchte sie, die Augen wieder zu öffnen, als sich jemand vor sie hinhockte und ihr Schatten spendete.
    »Besser?«
    »Hmm, danke.« Sie brauchte noch einige Sekunden, um sich zu orientieren, und musste dann abermals blinzeln – aus Ungläubigkeit.
    Es war der Mann mit der besänftigenden Stimme, und gütiger Himmel, er sah gut aus! Ohne jeden Zweifel der attraktivste Engländer, der ihr je begegnet war. Um gerecht zu sein, hatte sie bei ihren Reisen nicht wirklich viele Engländer gesehen. Aber doch so viele, um zu erkennen, dass dieser hier nicht typisch war. Benommen fragte sie sich, ob sie vielleicht härter mit dem Kopf aufgeschlagen war, als sie es für möglich hielt, oder ob sich in besserem Licht zeigen würde, dass er riesige Zähne und ein Doppelkinn hatte.
    Im Moment allerdings bot er einen recht angenehmen Anblick, mit kantigen Gesichtszügen, wie man sie außer bei griechischen Götterstatuen nur selten fand, tief liegenden Augen, die vermutlich grün waren, vollen Lippen und einem starken Kinn. Seine aristokratische Nase hätte jedem klassischen Standbild gut zu Gesicht gestanden.
    Michelangelos David, daran erinnerte er sie.
    Nur größer. Viel größer. Und mit schönerem Haar. Sie beobachtete, wie ihm eine kaffeefarbene Locke über die Stirn fiel. Wunderbar. Sie hätte ihn den ganzen Tag lang anstarren können.
    »Gnädiges Fräulein? Miss …«
    »Hmm … Everton.«
    »Sie können die Laterne jetzt loslassen, Miss Everton.«
    Ohne auf den Schmerz in ihrem Kopf zu achten, hob sie leicht den Kopf, um an sich hinunterzusehen. Sie lag mitten auf der Straße auf dem Rücken und hielt die Laterne in eisernem Griff auf ihrem Bauch fest. Wenn es ein Strauß Lilien gewesen wäre, hätte man sie für eine Leiche halten können.
    »Ich habe sie erwischt«, sagte sie törichterweise, bevor sie den Kopf wieder sinken ließ.
    »Das haben Sie«, erwiderte Mr Wang. Sie sah ihn an. Er stand neben Mrs Summers. »Sie waren schneller als dieser Tiger, würde ich sagen.«
    »Lassen Sie los, Miss Everton«, sagte der Fremde.
    »Wie bitte?«
    »Die Laterne. Lassen Sie die Laterne los.«
    Sie versuchte es, sie versuchte es wirklich, aber ihre Finger waren fest verkrampft. »Ich kann anscheinend nicht …«
    Große, warme Hände legten sich über ihre und lösten ihre Finger sanft von der Laterne. Sie bog sie versuchsweise und spürte das erste schmerzhafte Kribbeln von zurückkehrendem Gefühl.
    »Was um alles in der Welt …?«
    »Wir haben ein Rad verloren«, erklärte Mrs Summers.
    Sophie schaute an ihren Zehen vorbei und sah, dass die Droschke nur noch auf drei Rädern stand. Die Droschkengäule waren ausgespannt und angebunden worden – neben gesattelten Pferden.
    »Ja, nun … das kann vorkommen.«
    »Sie können sich glücklich schätzen, dass die Kutsche nicht umgestürzt ist.«
    Irgendwie klang der Fremde ein wenig zornig. Hätte Sophie mehr Vertrauen in ihre Fähigkeit gehabt, ein zusammenhängendes Gespräch zu führen, hätte sie ihn vielleicht gefragt, warum.
    »Der Kutscher ist verschwunden! Aber da kommt eine andere Droschke.«
    Sie riss verwundert die Augen auf, als ein weiterer Fremder vortrat und sich neben sie kniete. Auch er wirkte ungewöhnlich groß und sah gut aus – wenn auch nicht ganz so gut wie der erste, dafür aber etwas besser gelaunt. »Es ist ein Glück, dass Alex und ich uns für diese Abkürzung entschieden haben. Wie fühlen Sie sich, Miss …?«
    »Everton«, half Mrs Summers aus.
    Dann begann ihre Gouvernante zu Sophies Erstaunen mit förmlichen Vorstellungen und einem Austausch geläufiger Höflichkeiten und Freundlichkeiten, als träfen sie alle zum ersten Mal bei einem unterhaltsamen Nachmittagspicknick zusammen.
    Und sah die kleine Sophie nicht einfach charmant aus, wie sie da auf der Decke aus Kopfsteinpflaster lag?
    Gütiger Gott.
    »Es geht mir besser, viel besser«, murmelte sie, obwohl sie ganz und gar nicht so klang, als sei das der Fall. »Ich würde mich jetzt gern aufrichten.«
    Sie stemmte sich auf den Ellbogen hoch, bevor irgendjemand sie daran hindern konnte. Die schnelle Bewegung war ein Fehler. Das war ihr klar. Wirklich, man hätte ja meinen können, sie wäre zum ersten Mal bewusstlos geschlagen worden.
    Alles drehte sich, ihr Blick wurde unklar, ihr Magen rebellierte, und dann schlief sie recht plötzlich wieder ein.
    Als Alex die bewusstlose Miss Everton aus der versehrten Kutsche gezogen hatte, hatte er

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