Wie es dem Glück beliebt
In seinem Brief hatte ihr Cousin einige geringfügige Schwierigkeiten mit dem Gut erwähnt, aber nichts, worüber sie »sich Sorgen machen musste«.
Also hatte sie ihn beim Wort genommen, Pläne geschmiedet, war um die halbe Welt gereist, um sich eine teure Londoner Saison zu gönnen. Wie beschämend dumm.
Und jetzt drohte ihnen der Verlust von Whitefield. Obwohl es seit Langem der Wohnsitz der Familie und deren einziges Anwesen war, das eine beständige Einnahmequelle darstellte, war es kein Fideikommiss und somit nicht unveräußerlich. Whitefield konnte verkauft oder übernommen werden, sie könnten es verlieren. Ihr Lebensunterhalt und die Ehre ihrer verstorbenen Mutter und Schwester … dahin.
Das war nicht hinnehmbar.
Sophie drückte die Schultern durch und drehte sich um, um Mr Smith mit Geschäftsmiene anzusehen.
»Sie haben kein direktes Interesse an irgendeinem Mitglied meiner Familie, ist das korrekt?«
»So ist es.«
»Wie viel?«, fragte sie kühl.
»Wie bitte?«
»Wie viel Geld möchten Sie mir für meine Dienste anbieten?«
»Ah, richtig. Nun, bei Ihrer Ankunft werden Sie eine kleine Summe erhalten, die Ihnen durch einen Rechtsanwalt zur Verfügung gestellt wird, Nadelgeld sozusagen. Sie werden außerdem ein offenes Konto bei den besten Läden in London haben, sodass Sie sich alles Notwendige beschaffen können, was eine junge Dame in ihrer ersten Londoner Saison benötigt. Bei Abschluss der Mission werden Sie fünfzehntausend erhalten. Gut angelegt sollte das genug sein, um die finanzielle Sicherheit Ihrer Familie wiederherzustellen.«
Sophie warf einen Blick auf den Umschlag. »Und wenn die Herren, deren Bekanntschaft ich schließen soll, sich nichts haben zuschulden kommen lassen? Werde ich das Geld dann trotzdem erhalten, oder hängt die Bezahlung davon ab, dass ich einen Beweis ihrer Schuld finde?«
»Wenn Sie keinen Beweis finden, werden Sie fünftausend Pfund erhalten, ein Drittel der ursprünglichen Summe.«
Sophie schüttelte den Kopf. »Die Hälfte«, beharrte sie, »von fünfundzwanzigtausend.«
»Die Hälfte«, konterte Mr Smith, »von zwanzigtausend. Das ist das höchste Angebot, das zu machen ich autorisiert bin.«
Sophie dachte gründlich nach.
Aber nicht zu lange.
»Dann erklären Sie mir bitte, was genau ich zu tun habe.«
»Du willst, dass ich eine Jungfrau verführe? Bist du verrückt geworden?«
Alexander Durmant, der Herzog von Rockeforte, wirkte gründlich angewidert. Er lümmelte sich in einem Sessel am Feuer und stürzte seinen Brandy eher hinunter, als daran zu nippen. Der Herzog sah aus, als würde er gleich in Gejammer ausbrechen.
William Fletcher saß ihm gegenüber und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. William kam der Gedanke, dass es eine Spur freundlicher war, als unter den Umständen streng genommen notwendig gewesen wäre, aber als Leiter von Englands gewaltigem und gegenwärtig sehr aktivem Kriegsministerium fand William es angebracht, seine Unterhaltung zu suchen, wann und wo er nur konnte.
Und, bei Gott, das hier würde wirklich unterhaltsam werden.
»Ich erinnere mich nicht daran, das Wort ›verführen‹ gebraucht zu haben«, erwiderte er leutselig. »Auch nicht das Wort ›Jungfrau‹, obwohl nicht bezweifle, dass sie keine ist. Deine Aufgabe besteht einfach darin, die Nähe des Mädchens zu suchen.«
Um sein Gelächter angesichts von Alex’ entsetztem Gesichtsausdruck zu verbergen, zog William sein Taschentuch hervor und putzte sich laut und ausgiebig die Knollennase. Er wusste ganz genau, dass man bei einer Debütantin vernünftigermaßen nichts als einfach bezeichnen konnte. Das war eine komplizierte und ziemlich furchteinflößende Spezies.
Hätte er nicht Alex gegenübergesessen, sondern irgendeinem anderen Mann, hätte William sich vielleicht gefragt, wie er ihn wohl zur Zusammenarbeit überreden konnte. Aber die Rockefortes dienten seit mehr als vierhundert Jahren auf jede erdenkliche Weise den Interessen der Nation. Ob als Soldaten, Spione, Botschafter, was immer das Kriegsministerium oder seine Vorläufer verlangt hatten – die Rockefortes waren stets ohne Fragen, Klagen oder Forderungen bereit gewesen. Es war eine Tradition, die in jedem männlichen Mitglied der Familie tief verwurzelt war. Alex, Ehrenmann durch und durch, würde lieber sterben, als eine Schmähung dieses Vermächtnisses zuzulassen. Er würde sogar darauf verzichten, wie gewohnt Schauspielerinnen und Kurtisanen nachzustellen, und sich in die gefürchtete
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