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Wie es uns gefällt

Wie es uns gefällt

Titel: Wie es uns gefällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ackroyd
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Shakespeare-Material ein, das er finden konnte. Aus einem Schränkchen unter der Treppe holte er das Manuskript von Vortigern und legte es zu den übrigen Blättern und Dokumenten, die er einst so sorgfältig präpariert und beschrieben hatte. Er stapelte die unveröffentlichten Seiten von Heinrich der Zweite, mit denen er sich viele Tage und Wochen in seinem Zimmer abgeplagt und deren Schrift er aus den verschiedenen Shakespeare-Unterschriften entwickelt hatte. Leise ging er nach oben in sein Zimmer und holte die vorbereiteten Tintenmischungen und die leeren Blätter herunter, unter anderem auch kleine Manuskriptfetzen aus der Regierungszeit von Königin Elisabeth mit dem Krug als Wasserzeichen. Letztere hatte er bei Mr Askew in der Berners Street gekauft. Obendrauf kamen noch die Bücher, deren Widmungen er so liebevoll gefälscht hatte, und kleine, von ihm selbst verschönerte Zeichnungen. Dann strich er ein Schwefelhölzchen über eine Zunderbüchse und zündete den ganzen Haufen an. Die Papiere fingen nur langsam Teuer, aber schließlich reagierten Tinte und Wachs doch auf die Flamme. Schwarze Rauchwolken füllten den Laden. William öffnete die Tür. Der plötzliche Luftzug fachte das Feuer heftig an. Wegen des Rauchs konnte er nicht sehen, wie weit sich das Feuer bereits ausgebreitet hatte, aber er hörte es. Schnell wurden der Holzboden und die Regale ein Raub der Flammen. Und dann merkte er, wie die Flammen die Treppe hinaufhüpften.
     
     
    Mary ging schnurstracks auf ihr Zimmer und sperrte die Tür zu. Ach, Tizzy ruft mich zum Tee hinunter. Was gibt’s denn heute? Indischen oder chinesischen Tee? Ich liebe das Klirren des Löffels in der Tasse. Ich mag es, wenn meine Fingerspitzen über den Tassenrand streichen. Es klopfte. Sie legte ihr Gesicht gegen die Tür und ließ das kühle Holz auf sich wirken. «Ich komme gleich, Tizzy.»
    «Lassen Sie ihn nicht kalt werden, Miss Lamb.»
    «Nein. Er wird noch heiß sein.»
    Sie wartete, bis Tizzy wieder die Treppe hinunter war, dann sperrte sie auf, zog die Tür leise hinter sich ins Schloss und lauschte angespannt, ob von unten irgendein Laut zu hören war.
    Wenige Augenblicke später betrat Mary die Küche. Mrs Lamb legte ihrem Mann gerade eine Serviette um. «Setz dich, Mary, und fang an. Eines ist mir wirklich ein Rätsel: Jetzt lebst du schon so lange in diesem Haus und kommst immer noch nicht pünktlich zu den Mahlzeiten. Warum? Woran liegt das?» Mary starrte ihre Mutter an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder, als hätte es ihr plötzlich die Sprache verschlagen. «Geht es dir nicht gut?»
    Während Mary die Teekanne hochhob und wie zur Selbstverteidigung vor ihre Brust hielt, fing Mr Lamb zu stöhnen an. Ganz tief und lang. «Kannst du nicht sehen, was das ist?» Sie hatte ihren Vater angesprochen.
    «Das ist eine Teekanne, Mary.» Mrs Lamb trat auf sie zu und packte ihre Handgelenke. «Stell sie hin. Auf der Stelle.»
    Plötzlich kam es zum Handgemenge. Die Teekanne fiel auf den Tisch. Wasser und Teeblätter schwammen auf dem dunklen Holz. Mary riss die Gabel hoch, mit der man Brotscheiben über dem offenen Feuer röstete, und rammte sie ihrer Mutter tief in den Hals. Lautlos fiel Mrs Lamb zu Boden. Im selben Moment betrat Charles die Küche und rief fröhlich: «Buon giorno!»
     
    Liebster de Quincey,
    inzwischen wirst du erfahren haben, was für ein schreckliches Unglück über unsere Familie hereingebrochen ist. Mein armes liebstes Schwesterherz hat in einem Anfall von Wahnsinn den Tod ihrer eigenen Mutter herbeigeführt. Derzeit befindet sie sich in einer Irrenanstalt. Ich befürchte, von dort aus wird man sie ins Gefängnis bringen und danach an den Galgen, was Gott verhüten möge. Ich bin, mit Gottes Hilfe, nach wie vor Herr meiner Sinne. Ich esse, trinke und schlafe und besitze, soweit ich weiß, ein gesundes Urteilsvermögen. Mein Vater ist inzwischen natürlich noch mehr verwirrt, und nun muss ich mich um ihn und unser Dienstmädchen kümmern. Gott sei Dank bin ich ganz ruhig und gefasst und deshalb imstande, meine Pflicht bestmöglich zu erfüllen. Schreibe mir ganz gewissenhaft, aber ohne auf die Vergangenheit einzugehen. Das ist vorbei. Für mich heißt es: «Denn das Erste ist vergangen», und ich habe Wichtigeres zu tun, als Empfindungen nachzuhängen. Ich warne dich, komm ja nicht auf die Idee, mich zu besuchen. Schreibe mir. Wenn du kommst, werde ich dich nicht empfangen. Der allmächtige Gott behüte dich und uns alle – C.

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