Wie Feuer und Eis - On Thin Ice
ist Oslukivati«, teilte Darius ihm mit. »Alles, was wir bisher haben, ist, dass sie bei dir in der Gegend gesichtet worden sind.«
Oslukivati war eine serbische Gruppierung, die für ihre Sachkunde bei schmutzigen Bomben bekannt war und ihre Freude daran hatte, Dinge in die Luft zu sprengen. Den Flughafen von Simbabwe hatte sie am Freitagmittag vor einem Feiertagswochenende gesprengt und dabei mehrere tausend Menschen getötet. Die Gruppierung war für die Bombardierung des südafrikanischen Konsulats in London und die völlige Zerstörung eines Bahnhofs in Prag verantwortlich. Üblicherweise wollte sie ihre Leute aus irgendwelchen Gefängnissen freipressen. Doch in den meisten Fällen dauerte es Jahre, diese Gefangenen überhaupt ausfindig zu machen, und dann handelte es sich um ein paar der gefährlichsten Verbrecher auf dem Planeten, deren Freilassung nicht verhandelbar war.
»Welche Forderungen stellen sie?« Letztlich konnte es Derek egal sein, aber ein gewisses Interesse hatte er doch.
»Haben noch keine gestellt. Bis jetzt.«
Unnötig, das noch zu erwähnen: Was immer diese Leute auch wollten, sie würden es nicht bekommen.
Ab jetzt war es ein Rennen, das sie gewinnen mussten, bevor noch irgendwas mit einem großen, spektakulären Knall in die Luft flog und Hunderte von Menschen starben.
»Die Alaska-Pipeline?«, fragte Derek, dessen Interesse geweckt war. Er liebte die Jagd. Und momentan war er auf der wichtigsten Jagd seines Lebens. Ein Terroralarm war das Sahnehäubchen auf den Eisbecher. Es bestand die Außenseiterchance, dass beides zusammenhing. Aber er bezweifelte es. Die wenigsten Leute wussten, dass er für eine Antiterrororganisation arbeitete.
»Nein«, sagte Dare in sein Ohr. »Nicht einmal in der Nähe der Pipeline. Den Gerüchten zufolge handelt es sich um etwas Größeres mit ›Oh, mein Gott!‹-Faktor. Dein alter Freund Milos Pekovic steckt bis zum Arsch mit drin. Persönlich.«
Pekovic. Der Name des Bastards reicht aus, die Narbe über Dereks Niere schmerzen zu lassen. Die Terrorgruppe war groß und weit verteilt. Dereks letztes Zusammentreffen mit Pekovic in San Cristóbal war sieben Monate her und hatte ihn fast eine Niere gekostet. Der Mann packte gern selber mit an und hatte seinen Spaß daran, sich die Hände schmutzig zu machen. Es war ein Wunder, wie er sich vom Blut immer wieder reinwusch. Dieser Terrorist war brutal, seelenlos und unaufhaltsam. Er war als der ›Butcher‹ bekannt, weil er, bevor er seine fanatische Gefolgschaft um sich geschart hatte, als Metzger gearbeitet hatte. Milos Pekovic und Derek schlichen seit neun Jahren umeinander herum. Und sie hatten beide die Narben, es zu beweisen.
Derek bildete sich nicht ein, dass der Anführer einer der fünf größten Terrororganisationen nur seinetwegen nach Alaska gekommen war. Aber falls Pekovic wusste, dass er hier war, gab es seinem wie auch immer gearteten Vorhaben den Extrakick, darauf wettete Derek.
Ihre Beziehung hatte sich schon vor langer Zeit vom Geschäftlichen ins Persönliche verlagert.
Derek fiel spontan nicht eine einzige Sache ein, die eine Terrorgruppe hier oben in Alaska hätte in die Luft jagen sollen. Wenn nicht die Pipeline, was dann? »Meine so genannte ›Gegend‹ ist zurzeit verflucht riesig. Können wir einen Ort eingrenzen?«, fragte er Darius, während er seinen eigenen Fußspuren ins Camp zurückfolgte.
»Arbeiten dran.«
»Den Zeitpunkt?«
»Jederzeit.«
»Jesus, Dare, du bist nicht gerade eine Fundgrube an Informationen.«
»Wir schicken deine Brüder schon ein wenig früher zur Hochzeit, mit einem Abstecher zu dir. Sie geben dir Rückendeckung, bis wir alle Informationen beisammen haben.«
»Gut zu wissen«, sagte Derek trocken. Dann hatten Michael, Kyle und sein Zwillingsbruder Kane, die Ende des Monats ohnehin hatten kommen wollen, jetzt eben Freiflüge. Nicht, dass sie darauf angewiesen gewesen wären. Sie arbeiteten alle für T-FLAC und hatten einander bei mehreren Einsätzen Rückendeckung gegeben. Derek war erfreut über die Neuigkeit,
»Der Geheimdienst arbeitet rund um die Uhr an der Sache«, sagte Dare. »Ich halte dich auf dem Laufenden.«
»Sonst noch was?«
»Momentan nicht.«
Er würden sich mit diesen nebulösen Informationen zufrieden geben müssen. Fürs Erste. Er informierte Darius schnell über den Schützen und die augenblickliche Lage.
»Hört sich nicht nach deinem Freund Pekovic an.«
»Die Sache mit dem Messer gibt mir zu denken. Aber Pekovic ist
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