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Wie Feuer und Eis - On Thin Ice

Wie Feuer und Eis - On Thin Ice

Titel: Wie Feuer und Eis - On Thin Ice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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weil er gut war, und zum anderen, weil er nicht wollte, dass irgendwer ihm Ash abwarb. Sein alter T-FLAC-Kumpel war unersetzlich, und das wusste er auch.
    »Ich wollte einfach nur da sein, Lily. Für dich .«
    Lily seufzte. Das Geräusch knisterte über das Mikrofon direkt in sein Ohr und von da in seine Seele. Er runzelte die Stirn und wartete darauf, dass sie seine Fürsorglichkeit abtat, wie schon so oft zuvor. Aber das tat sie nicht. Vielleicht lag es an der Anonymität; daran, dass sie ihm beim Sprechen nicht in die Augen sehen musste, jedenfalls schien sie so aufrichtig zu sein, wie schon seit Jahren nicht mehr.
    »Ich habe vielleicht nie viele Worte darum gemacht«, sagte sie mit leiser, wehmütiger Stimme. »Aber ich war dir sehr dankbar dafür, Derek. Ich weiß nicht, wie ich all das hätte schaffen sollen, wärst du nicht in der Nähe gewesen.«
    Es freute ihn, sie das sagen zu hören, aber er wusste, dass sie es natürlich ohne ihn geschafft hätte. Eines der Dinge, die er so an ihr liebte, war ihr Rückgrat. Sicher, sie konnte höllisch stur sein - aber sie war loyal bis auf die Knochen. Sean hatte ihre ganze Loyalität gehabt und sie nicht verdient. Aber Lily lebte nach ihren eigenen Regeln, wie Derek im Laufe der Jahre festgestellt hatte. Ihr Kern war aus solidem Stahl. Sie konnte
sich verbiegen, wenn sie musste, doch sie würde niemals brechen.
    Es hatte ihm ein Loch ins Herz gerissen, sie mit ihrer Praxis, den Hunden und Sean kämpfen zu sehen. Aber sie war nicht aufzuhalten gewesen. »Du hättest es geschafft«, sagte er. »Du bist die stärkste Frau, der ich je begegnet bin, Lily.«
    Er war nicht kaltherzig, doch Seans Sterben hatte sich gottverdammte drei lange Jahre hingezogen. Derek wusste, dass es für den Mann, den er einst seinen Freund genannt hatte, die Hölle gewesen war. Sean hatte jeder Stufe des langsamen Verfalls das Äußerste abgerungen. Er war weder tapfer noch stoisch gewesen. Und er hatte Lily jeden Schritt dieses schmerzhaften Weges mitgezerrt.
    Sie war irgendwann selber bleich und ausgelaugt gewesen, hatte Sean klaglos gepflegt. Nie hatte sie mit einem Wort oder einer Geste verlauten lassen, dass sie für ihren sterbenden Gatten etwas anderes als hingebungsvolle Liebe empfand. Doch Derek war sich relativ sicher, dass Lily zu dieser Zeit bereits von Seans Missetaten gewusst hatte. Ihr Verstand war rasiermesserscharf. Wie hätte sie nicht von den anderen Frauen wissen sollen?
    Die Frage war, hatte sie Sean auch weiterhin geliebt? Ihn wirklich geliebt, trotz allem, was sie wusste? Er glaubte es nicht, doch wie, zur Hölle, sollte ein Mann sich da sicher sein? Es wäre jeder Frau schwer gefallen, diese Weibergeschichten, die Lügen und die Machenschaften zu verzeihen. Falls sie von alledem gewusst hatte.
    Warum hatte sie dem Hundesohn nicht in die Eier getreten und war gegangen?
    Weil sie war, wie sie ist, dachte Derek mit einer Mischung aus Frustration und Bewunderung. Lily war eine loyale, starke Frau, die nicht einmal vor den schlimmsten Aufgaben zurückscheute,
sobald sie eine Verpflichtung eingegangen war. Komme, was da wolle, sie hatte Seans Erkrankung mit ihm durchgestanden. Bis zum bitteren Ende. Wäre sie der Typ Frau gewesen, der Sean im Stich gelassen hätte - auch wenn der es verdient gehabt hätte -, sie wäre nicht die Frau gewesen, die Derek liebte.
    Es machte sie zu dem, was sie war. Auch wenn Derek sie am liebsten geschüttelt hätte, so viele Jahre, wie sie an einen Mann verschwendet hatte, der sie nicht zu schätzen wusste.
    In seine Bewunderung mischte sich die Sehnsucht, das schmerzliche Verlangen, geliebt zu werden. Von ihr.
    »Weißt du …«, hob Lily an, und von jeder Silbe baumelten die Warnflaggen, »es wäre leicht gewesen, Sean den Rücken zu kehren. Für dich genauso. Das haben wir gemeinsam.«
    »Ich hätte dich niemals allein gelassen«, versicherte Derek. Irgendwo im hintersten Winkel seines Hirns wollte er Lily wissen lassen, dass seine einzige Sorge damals wie heute ihr galt.
    »Du hast mitgeholfen, eine entsetzliche Situation erträglich zu machen«, fuhr sie fort. »Und es war nicht nur Seans Krankheit. Es war …«
    »War was?«
    Er hörte ihren langen Seufzer, dann sprach sie weiter. »Nichts. Er war dein Freund, und er ist tot. Belassen wir es dabei.«
    Derek hatte nicht die Absicht, Lily jemals die Wahrheit über Sean zu erzählen. Was hätte das bringen sollen? Was sie wusste - falls sie etwas wusste - war genug. Es gab so etwas wie einen

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