Wie funktioniert die Welt?
und sie begannen, die Ketten der Unfreiheit abzuwerfen und ihre Rechte einzufordern.
Statt des göttlichen Rechts der Könige verlangten die Menschen das natürliche Recht der Demokratie. Demokratische Wahlen sind in diesem Sinn wissenschaftliche Experimente: Alle paar Jahre verändert man die Variablen und beobachtet die Folgen. Viele unserer Gründerväter waren Wissenschaftler, die ganz gezielt die Methode, Daten zu sammeln, Hypothesen zu überprüfen und Theorien zu formulieren, in den Aufbau des Staates einfließen ließen. Ihr Wissen um das vorläufige Wesen von Befunden veranlasste sie zum Aufbau eines Gesellschaftssystems, in dem Empirismus das Kernstück einer funktionierenden Politik darstellt. Die neue Regierung glich einem wissenschaftlichen Labor: Sie führte Jahr für Jahr, Staat für Staat eine Reihe von Experimenten durch. Es ging nicht darum, dieses oder jenes politische System zu fördern, sondern man wollte ein System aufbauen, in dem die Menschen experimentieren konnten, um herauszufinden, was funktioniert. Dies ist das Prinzip des Empirismus, angewandt auf die Welt der Gesellschaft.
Thomas Jefferson schrieb 1804 an John Tyler: »Kein Experiment kann interessanter sein als das, welches wir jetzt versuchen, und wir vertrauen darauf, dass es am Ende die Tatsache beweisen wird, dass der Mensch durch Vernunft und Wahrheit regiert werden kann.«
Kevin Kelly
Wir sind Sternenstaub
Korrespondent, Wired ; Autor von What Technology Wants
Woher kommen wir? Die Erklärung, wir seien in Sternen gemacht worden, finde ich tiefgreifend, elegant und schön. Sie besagt, dass die meisten Atome in uns allen aus kleineren Teilchen zusammengesetzt sind, die im Brutofen längst verschwundener Sterne erzeugt wurden. Nur unsere urtümlichen Wasserstoff-Bausteine wurden vor den Sternen geboren. Laut kosmischer Bilanz sind wir zu 90 Prozent die Überbleibsel von Sternen. Im Innersten sind Menschen eigentlich Nebenprodukte der Kernfusion. Der gewaltige Druck und die ungeheuren Temperaturen in diesen riesigen Öfen pressten kollabierende Wolken aus winzigen Elementarteilchen zu schwereren Stücken zusammen, die nach der Verschmelzung, als der Ofen starb, in den Weltraum hinausgeblasen wurden. Die schwersten Atome in unseren Knochen konnten wahrscheinlich erst nach mehreren Zyklen im Sternenofen so dick werden. Unzählige zusammengebaute Atome vereinigten sich zu einem Planeten, und ein seltsames Ungleichgewicht namens Leben fegte eine Untergruppe dieser Atome in unserem sterblichen Ich zusammen. Wir alle sind geballter Sternenstaub. Und wegen einer eleganten, bemerkenswerten Verwandlung ist unser Sternenstoff in der Lage, zum Nachthimmel zu blicken und wahrzunehmen, wie andere Sterne leuchten. Sie scheinen weit weg zu sein, aber in Wirklichkeit sind wir ihnen nahe, ganz gleich, wie viele Lichtjahre uns von ihnen trennen. Alles, was wir voneinander sehen, wurde in Sternen geboren. Ist das nicht schön?
Fußnoten
1
Alfred Russel Wallace,
Darwinism
, Kapitel 15 (New York: Macmillan, 1889 ).
2
Charles Darwin an A.R. Wallace, 29 . März 1869 .
Alfred Russel Wallace: Letters & Reminiscences
, hg. von J. Marchant (New York: Harper, 1916 ).
3
Eine Theorie der Gerechtigkeit; dt. von H. Vetter
(Frankfurt: Suhrkamp, 1979 ).
4
D. Shechtman et al., »Metallic Phase with Long-Range Orientational Order and No Translational Symmetry«,
Phys. Rev. Lett.
53 : 1951 – 1953 ( 1984 ).
5
Charlotte Faurie & Michel Raymond, »Handedness, homicide and negative frequency-dependent selection«
Proc. Roy. Soc. B
272 : 25 – 28 ( 2005 ).
6
Sara M. Schaafsma et al., »Handedness in a nonindustrial society challenges the fighting hypothesis as an evolutionary explanation for left-handedness«,
Evol. & Hum. Behavior
33 : 2 , 94 – 99 ( 2012 ).
7
V. Llaurens, M. Raymond & C. Faurie, »Why Are Some People Left-Handed? An Evolutionary Perspective«,
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364 : 881 – 894 ( 2009 ).
8
Bill Bishop & Robert G. Cushing,
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(New York: Houghton Mifflin, 2008 ).
9
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, 227 : 5257 , 520 – 521 ( 1970 ).
10
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11
H. Helmholtz,
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, Leipzig: L. Voss, 1867 , S. 624 .
12
»Cosmology: Myth or Science?«,
Jour. Astrophys. & Astron.
5 : 79 – 98 (
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