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... Wie Gespenster in der Nacht

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Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Hochglanzmagazin entstiegen, und suchte sich einen Platz in der Mittelreihe.
    Andrew wusste genau, warum Gow hier war. Nächste Woche würde ein Bericht über diese Versammlung in seiner Zeitung erscheinen. Sie würde als der klägliche Versuch kommentiert werden, wie das Dörfchen Druidheachd den Fortschritt aufhalten wollte. Gow besaß die gleiche Geisteshaltung wie Carlton-Jones, Surrey und ihresgleichen. Er nutzte alles, was er in die Finger bekommen konnte, zum eigenen Vorteil.
    Die Frage war: Wie viele Dorfbewohner hatten ebenfalls diese Einstellung?
    Andrew schüttelte noch ein paar Hände, dann ging er nach vorn ans Rednerpult. Es wurde still in der Kirche. Die Versammlung begann.
    Zu offiziellen Anlässen trug er normalerweise seinen Kilt, doch heute Abend hatte er niemandem die Möglichkeit geben wollen, ihm Wichtigtuerei vorzuwerfen. Also trug er einen Anzug, den er aus der hintersten Ecke seines Schranks hervorgezogen hatte: ein dunkles Tweedgefängnis mit seidenem Galgenstrick. Doch Andrew war bereit, auch die schlimmste Folter zu ertragen, wenn es ihm gelang, damit die richtige Atmosphäre zu schaffen.
    Er widerstand der Versuchung, sich die Krawatte zu lockern und den obersten Hemdsknopf zu lösen. Man hätte eine Stecknadel in der Kirche fallen hören, so still war es geworden.
    In genau diesem Augenblick traten Mara und Fiona ein.
    Er begann nicht mit seinem Vortrag, sondern wartete, bis die beiden sich gesetzt hatten, so, wie man es wohl von einem höflichen Redner erwarten würde. Die Wahrheit jedoch war, dass er keinen Ton hervorbrachte. Sein Mund war staubtrocken, ein dicker Kloß saß in seiner Kehle. Er hatte erwartet, eine gewisse Distanz zu spüren – das Gefühl, dass es richtig gewesen war, ihre Beziehung aufs Spiel zu setzen, um seinen Punkt klarzumachen. Stattdessen fühlte er nur blanke Angst. Denn als er Fiona in die überfüllte Kirche hatte kommen sehen, da war ihm jäh klar geworden, wie sehr er sie liebte und wie wenig sein Leben noch wert war, wenn sie sich auf immer von ihm abwenden würde.
    Sie hatte einen Platz gefunden, saß da mit hoch erhobenem Kinn, eine grazile Frau mit blassem Gesicht. Er wollte zu ihr laufen, sie sich über die Schulter werfen und Druidheachd für immer hinter sich lassen. Er wollte vergessen, was richtig war, und nur noch an das denken, was sicher war.
    Stattdessen räusperte er sich und begann.
    „Mein Name ist Andrew MacDougall. Ich habe mit der freundlichen Unterstützung unseres Pfarrers die heutige Dorfversammlung einberufen, um die Ereignisse der letzten Monate zu diskutieren.“
    Zuerst sprach er langsam und sachlich und suchte nach den richtigen Worten. Die Dorfbewohner würden nicht leicht zu überzeugen sein. Viele der hier Anwesenden waren Abkömmlinge der störrischen Männer und Frauen, die sich Anfang des neunzehnten Jahrhunderts den Vertreibungen widersetzt hatten, die als Highland Clearances in die Geschichtsbücher eingegangen waren.
    Die Menschen, die hier in dieser Kirche saßen, waren ebenso argwöhnisch wie schlau. Ihre Entscheidungen trafen sie mit dem gleichen Geschick und der gleichen Umsicht, mit denen sie auch ihr Leben führten. Die Schotten standen allgemein in dem Ruf, knauserig zu sein, doch Andrew kannte die Wahrheit: Schottland war ein raues Land, und in seiner gesamten Geschichte war es auch immer ein armes Land gewesen. Die Highlands hatte zudem jahrhundertelang die größte Armut getroffen. Die, die nach den Clearances hier überlebt hatten, hatten das nicht nur dem Glück zu verdanken. Sie hatten sich auf ihre Fähigkeiten verlassen, hatten ihre einzigartigen Talente einsetzen und genau überlegte Entscheidungen treffen müssen. Traditionen hatten einen großen Stellenwert in Druidheachd. Sie hatten sich bewährt.
    Andrew bemühte sich, seine Bedenken sachlich vorzubringen, doch als er über das Dorf und das Land zu sprechen begann und was es ihm bedeutete, ließen die Emotionen sich nicht gänzlich kontrollieren. Und obwohl er nicht zu Fiona hatte sehen wollen, wanderte sein Blick immer wieder zu ihr hin. Ihre Augen strahlten. Trotz allem, was zwischen ihnen passiert war, unterstützte sie ihn, das wusste er jetzt.
    Wie vorausgesehen, hatte er kaum den letzten Satz beendet, als die Diskussion auch schon begann. Ein Fremder in einem teuren grauen Anzug erhob sich.
    „Ich würde gern das Wort ergreifen, wenn ich darf. Ich vertrete Mr. Carlton-Jones und Mr. Surrey.“ Er hielt die Kopien hoch, die jedem am Eingang

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