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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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wenn sie zum allerersten Mal einen nackten Mann sah.
    Ihr Lächeln erstarb jäh.
    Der Morgen war hereingebrochen, bald schon würde es schnell immer heller werden. Andrew schlief noch tief und fest, sein warmer Atem kitzelte sie an ihrem Nacken. Sein Arm lag über ihrer Hüfte, seine Hand besitzergreifend auf ihrem Bauch.
    Und bald würde er ebenfalls aufwachen.
    Sie gab sich Mühe, die Flutwelle aufzuhalten, doch die Panik rollte mit voller Wucht heran. Ihre Augen hafteten auf dem Arm, den einzigen Teil ihres Körpers, der zu sehen war. Andrew würde ihn auch sehen. Würde sehen, was er im Schutz der Dunkelheit berührt hatte, und erkennen, wen er so zärtlich und ausgiebig geliebt hatte.
    Sie ermahnte sich, Ruhe zu bewahren. Sie sagte sich vor, dass Liebe nichts mit der Perfektion des Körpers zu tun hatte. Niemals, nicht in ihren wildesten Träumen, hätte sie sich vorstellen können, dass das Liebesspiel zwischen Mann und Frau so mächtig, so berauschend, so überwältigend sein könnte, wie es zwischen ihnen beiden in der Nacht gewesen war. Sie war auf Schmerz vorbereitet gewesen, auf Befangenheit und Scheu. Hatte mit dem Quäntchen Vergnügen zufrieden sein wollen, dem es gelang, sich durch diese Barrieren zu kämpfen.
    Sie hatte so wenig erwartet und so viel erhalten.
    Andrew rührte sich, und Fiona verspannte sich auf der Stelle. Sie stellte sich vor, wie Mitleid in seinen Blick zog, wenn er zum ersten Mal ihren Körper sah. Nur mit den Händen konnte er nicht ganz und gar herausgefunden haben, wie verunstaltet sie war. Die letzte Nacht war das Paradies gewesen, der heutige Morgen würde die Hölle sein.
    Und plötzlich wusste sie, dass sie es nicht durchhalten würde.
    Der Himmel wurde immer heller. Ein weiterer grauer Tag kündigte sich an; bei Sonne hätte längst helles Tageslicht das Zimmer geflutet. So jedoch konnte sie sich beeilen. Und selbst wenn Andrew aufwachen sollte, während sie sich anzog, war das Licht trübe genug, um ihr noch etwas Schutz zu bieten.
    Zeit, um lange zu überlegen, blieb nicht. Sie handelte impulsiv, dachte automatisch an gemachte Erfahrungen in ihrer Kindheit und Teenagerzeit zurück. Jede spöttische Bemerkung, jedes mitleidige Flüstern hallte laut in ihren Ohren. Sie würde es nicht ertragen, sollte diese wunderbare Nacht durch eine solche Bemerkung gefärbt werden.
    Sie würde es nicht ertragen, sollte Andrew sehen, wie viele Narben sie hatte. Auf und unter der Haut.
    Er brummte etwas, als sie sich vorsichtig unter seinem Arm hervorwand. Bang warf sie einen Blick auf ihn, doch seine Lider blieben geschlossen. Wie in Zeitlupe setzte sie sich auf, flehte zum Himmel, dass er nicht aufwachen würde. Das Zimmer schien mit jedem Moment heller zu werden. Fiona stand aus dem Bett auf und wünschte, sie könnte ein Laken um sich wickeln, doch da war nur das Plumeau. Und das war erstens viel zu schwer, und zweitens schlief Andrew darunter. Sollte sie es wegziehen, würde er es ganz bestimmt merken.
    Vorsichtig setzte sie einen nackten Fuß vor den anderen. In ihren Ohren klang jeder Schritt wie ein Pistolenschuss. Sie erinnerte sich nicht genau, wo Andrew sie ausgezogen hatte, nur wie er sie ausgezogen hatte – zärtlich, langsam, nahezu ehrfürchtig. Bei der überwältigenden Erinnerung verharrte sie einen Moment. Keine Spur von Mitleid hatte in seinem Liebesspiel gelegen. Er hatte sie begehrt. Er hatte ihr Vergnügen schenken wollen.
    Am liebsten wäre sie zu ihm zurück ins Bett geschlüpft und hätte ihren albernen Stolz vergessen.
    Doch sie brachte es nicht über sich.
    Ihre Sachen fand sie am Fuße des Betts auf dem Boden. Ihre Hände bebten, fahrig nestelte Fiona mit jedem einzelnen Kleidungsstück. Ihre zitternden Finger machten aus dem schlichten Akt des Anziehens eine schier unlösbare Aufgabe. Zu Andrew zu schauen wagte sie nicht. Schnell, nur schnell anziehen. Sie wollte nicht mittendrin aufhören müssen. Er sollte sie so nicht sehen. Weder ihren nackten Körper noch ihre bloß liegenden Ängste.
    Endlich hatte sie es geschafft. Sie rollte die dunklen Strümpfe an ihren Beinen hoch und hakte sie in den Verschluss des Strumpfhalters. Sie fragte sich, was Andrew wohl über ihre geradezu verboten femininen Dessous dachte, bei einer Frau, die so wenig weibliche Reize vorzuweisen hatte. Sie drehte sich zu ihm, so als könnte sie die Antwort auf seinem schlafenden Gesicht finden.
    Und fand stattdessen seinen Blick auf sich liegen.
    Sie verharrte völlig regungslos. Wie

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