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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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nicht hergekommen, wenn es nicht Fiona gewesen wäre, die hier wartet.“
    „Hast du es ihr gesagt?“
    „Nicht die Details. Großer Gott, nein! Da saß ein kleines Mädchen in dem Wagen, Duncan, zusammen mit ihren Eltern. Das Mädchen habe ich aus den Flammen retten können, aber nicht seine Eltern. Sie sind … sie sind nicht mehr unter uns.“
    „Geht es dem Mädchen gut?“
    „Nein.“ Andrew fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Man hat sie nach Glasgow gebracht, in die Klinik mit der Spezialabteilung für Brandopfer. Dieselbe Klinik, in der Fiona war …“
    Auch Duncan schwieg jetzt.
    „Was hätte ich Fiona sagen sollen?“, fragte Andrew aufgewühlt. „Was denn nur?“
    Er fühlte eine Hand auf seiner Schulter, den sanften Druck einer Frauenhand. Er drehte sich um und blickte direkt in Fionas Augen.
    „Die Wahrheit hättest du ihr sagen sollen.“ Ihr Blick war ein einziger glühender Vorwurf. „Mit genau den gleichen Worten, in denen du es gerade ihrem Bruder am Telefon geschildert hast.“

2. KAPITEL
    I  ch wollte dich nicht aufregen“, sagte Andrew, als sie schließlich Richtung Druidheachd fuhren. „Dein erster Tag zurück in Schottland sollte dich nicht sofort an deine eigene Zeit im Krankenhaus erinnern.“
    „Diese Zeit werde ich nie vergessen, ganz gleich, was du sagst oder nicht sagst. Ich bin praktisch in Krankenhäusern aufgewachsen.“ Aber ob sie wirklich erwachsen geworden war … Sie war sich dessen keinesfalls sicher. „So zu tun, als wäre ich nie im Krankenhaus gewesen, hilft mir nicht. Um die Wahrheit herumzuschleichen, hilft mir auch nicht.“
    „Willst du etwa wirklich alles hören?“
    Fiona betrachtete Andrews Profil. Neben seinem Kopf flog die Landstraße vorbei. Sie dachte über seine Frage nach. Nach seinem Telefonat mit Duncan hatte keiner von ihnen beiden mehr Lust gehabt, etwas zu essen. Sie hatten nur Fionas Gepäck abgeholt und sich auf den Weg gemacht. Doch bis zu diesem Moment hatten sie eigentlich nicht wirklich miteinander geredet.
    Ihre Erinnerungen an Andrew waren nur vage und kindlich. Feuerrotes Haar. Schultern, auf denen sie gesessen hatte, Schultern, die breiter gewesen waren als Duncans, aber lange nicht so schwindelnd hoch wie die ihres Vaters. Ein fröhliches lautes Lachen. Ein übermütiges breites Grinsen. Und Geschichten, so viele, eine nach der anderen.
    Dieser Junge, der Held ihrer Kindheit, war jetzt ein Mann. Und was für ein Mann! Die stämmigen Kinderschultern von früher waren breit wie ein Ochsenjoch, das einst leuchtend rote Haar schimmerte in einem warmen Kastanienton. Seine Hände – inzwischen verstand sie auch endlich, wieso sie bluteten – waren riesig. Andrew war alles, was sie nicht war: kühn, stark, furchtlos. Er war der Typ Mann, vor dem sie sich immer am meisten gefürchtet hatte.
    Sie blickte stur geradeaus aus dem Fenster. „Ich denke, du solltest es mir erzählen. Ja, alles.“
    Also begann er, doch man merkte ihm an, wie unwohl ihm dabei war. „Ich bin früh losgefahren. Ich wollte nicht, dass du auf mich warten musst. Ich wusste doch …“
    Sie ersparte ihm eine genauere Erklärung. Er hatte gewusst, wie viel Angst sie hatte, nach Schottland zurückzukehren. Angst vor Dingen, die jeder andere als völlig normal ansah. „Danke.“
    „Es ist so lange her, seit du hier warst“, fuhr er fort. „Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht mehr an die Straßen in der Nähe des Dorfs. Sie sind noch genau wie damals, als du noch ein kleines Mädchen warst, genauso schmal, kurvig und gefährlich wie zu Zeiten unserer Großeltern. Ach was, zu Zeiten ihrer Großeltern.“
    „Und wenn man auf ihnen nur halb so schnell fährt, wie du über diese Straße braust, sind die Probleme vorprogrammiert.“
    Er nahm sofort den Fuß vom Gas. „Normalerweise fahre ich doppelt so schnell.“
    „Vielleicht kommt es mir nur schnell vor, weil du auf der falschen Straßenseite fährst.“ Als er sie fragend ansah, zwang sie sich zu einem Lächeln.
    Er umklammerte das Steuer fester. „So früh am Morgen sind nie viele Autos unterwegs. Ich hatte mir schon überlegt, wie ich am Flughafen die Zeit totschlagen würde – meiner Berechnung nach wäre mir eine gute Stunde geblieben, bevor du landen solltest. Also beschloss ich, den längeren Weg zu nehmen. Die Landschaft ist da malerischer, ich dachte, es wäre eine ganz nette Art, um die Zeit zu verbringen. Ich war gerade auf freier Strecke zwischen zwei Dörfern in den Bergen, als ich Rauch hinter

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