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... Wie Gespenster in der Nacht

... Wie Gespenster in der Nacht

Titel: ... Wie Gespenster in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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um den Wagen herum, um die Tür für sie zu öffnen. „Es hätte niemals passieren dürfen.“
    „Jetzt wirst du vernünftig! Nein, es hätte nicht passieren dürfen.“ Sie stand vor ihm. „Aber weder du noch ich wurden vorher gefragt. Wir können jetzt nur noch das Beste daraus machen.“
    Fast wäre ihm nicht aufgefallen, dass Fionas Kinn leicht zitterte. Andrew war beschämt. Er lud sein Entsetzen und seinen Schmerz bei ihr ab, obwohl Duncan darauf vertraute, dass er sich um seine Schwester kümmerte. Stattdessen kümmerte sie sich jetzt um ihn .
    „Tut mir leid, ich weiß nicht, was mit mir los ist. Du hast recht. Ich bin nicht Gott, das weiß ich selbst. Es ist nur …“
    „Du wünschst dir, es könnte anders sein. Ich weiß. Ich kann’s verstehen.“
    Andrew studierte ihr Gesicht. Es hübsch zu nennen, das fiel ihm jetzt auf, wäre falsch. Ihr Gesicht war zu intensiv, ihre Miene zu tiefgründig für ein so triviales Wort. Mit den hellen Locken, den Sommersprossen und der kleinen Stupsnase hätte sie schlicht bezaubernd sein können – wenn ihr Leben anders verlaufen wäre. Aber auf Fionas Gesicht stand so vieles zu lesen, so viel Kummer und Sehnsucht und Hoffnung – vor allem Hoffnung –, dass niemand sie mehr für bezaubernd halten würde. Ihre bernsteinfarbenen Augen verschlangen gierig alles, was sie erblickten, und dann zogen Emotionen durch sie hindurch. Ihr Mund war weich und verletzlich und ausdrucksstark. Sie war eine Frau, die keinen Augenblick verstreichen ließ, ohne ihm nicht das Letzte abzuringen. Sie hatte nie gelernt, ihre Gefühle zu verbergen.
    „Gehen wir!“, sagte sie.
    „Danke.“
    „Wofür hat man denn Freunde?“
    Nicht für das, was ich von dir will, schoss es ihm durch den Kopf. Andrew hielt sich für einen unkomplizierten Mann, und sein Geschmack bei Frauen war das auch immer gewesen. Er liebte es zu lachen, liebte Lebenslust und Energie und Humor. Er suchte immer nach Frauen, die das Leben im Allgemeinen und ihn im Besonderen nicht allzu ernst nahmen. Fiona besaß keine von diesen Eigenschaften. Sie war wie ein seltener Schmetterling, der sich langsam und nur mit Anstrengung aus dem engen dunklen Kokon schälte. Es wäre so leicht, sie zu verschrecken – oder schlimmer, sie zu verletzen. Sie war nichts für Andrew MacDougall. Und er sollte sich nicht einmal wünschen, sie könnte es sein.
    Dennoch fühlte er sich zu ihr hingezogen, auf eine Art und Weise, die weit über Freundschaft hinausging.
    „Wir bleiben nicht lange, versprochen.“ Er marschierte auf den Eingang zu. Er wollte nicht länger über seine Gefühle nachdenken. Er hatte sich auch nie für einen Mann gehalten, der zu so vielen verwirrenden Gefühlen überhaupt fähig war.
    An seiner Seite fiel Fiona in seinen Schritt ein, und er wurde etwas langsamer, damit sie mit ihm mithalten konnte. Sie redeten nicht mehr miteinander, während sie sich den Weg durch lange Gänge und Krankenschwestern und Erklärungen bahnten, warum niemand ihnen etwas sagen konnte. Sie kämpften sich von Station zu Station vor, doch während sie eine Hürde nach der nächsten überwanden, wurde Fiona immer blasser. Ihre Schritte waren längst nicht mehr so energisch wie zu Anfang.
    Schließlich standen sie vor der Schwingtür im sechsten Stock, hinter der sich die Brandstation verbarg. „Ich will, dass du dich hier hinsetzt und wartest“, sagte Andrew und deutete auf die Besucherstühle. Eine mitfühlende Krankenschwester hatte ihnen geraten, es direkt auf der Station zu versuchen. „Es bringt nichts, wenn du hineingehst.“ Als Fiona protestieren wollte, hob er abwehrend die Hand. „Wenn ich allein reingehe, habe ich wahrscheinlich größere Chancen. Dann sind sie nicht so eingeschüchtert und vielleicht freigiebiger mit ihren Informationen.“
    Sie überlegte kurz, dann nickte sie. „Ich warte.“
    Er blieb, bis sie sich gesetzt hatte, bevor er durch die Tür schritt. Ein langer Korridor lag vor ihm, von dem auf jeder Seite gut ein Dutzend Zimmer abgingen. Das Klinikpersonal eilte von Raum zu Raum. Er wusste es besser, als jemanden aufzuhalten, auch wenn die Schwesternstation nicht besetzt war. Hier ging es um Leben und Tod, jede Minute war wichtig. Und so hielt er sich abseits, stellte sich aus dem Weg und wartete. Irgendwann schließlich trat ein älterer Mann in einem weißen Arztkittel zu ihm und fragte, ob er helfen könne.
    Andrew erklärte, soweit es ihm möglich war. „Ich kann ihr Gesicht nicht vergessen“, schloss

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