Wie ich mir das Glück vorstelle
Paket den Abhang runter und klettere hinterher. Die Hornhaut an den Füßen ist gar nicht so dick. Mir tut da trotzdem nichts weh.
Um den See drumherum ist ein Holzsteg. Auf halber Strecke ist ein kleines Haus auf Pfählen direkt ins Wasser gebaut. Ein Sonnenschirm von Coca-Cola steht auf der Terrasse. Ein paar Krieger trinken Kaffee und rauchen Zigaretten. Das Mädchen hinter dem Tresen ist bestimmt nicht viel älter als ich. Sie ist schon eine richtige Frau. Ein goldenes Jesuskreuz liegt auf ihrem Busen. Der Busen ist sehr groß und auf ihrem T-Shirt ist Arielle, die Meerjungfrau.
Ich ziehe die Geldscheine aus meinem Hosenbund raus und sage: Für dieses Geld möchte ich Teigschnecken kaufen.
Das Mädchen gibt mir alle, die sie hat. Das Mädchen ist bestimmt traurig, dass es mir nicht noch mehr Teigschnecken verkaufen kann. Ich bekomme zwei mit Fleisch, zwei mit Käse, eine mit Kartoffeln und eine mit Spinat. Dazu schenkt sie mir einen Joghurt, den ich gegen eine kalte Fanta zurücktausche. Ich habe großen Hunger.
Die Oma bringt mir das Backen von Teigschnecken bei. Auch in der Gemeinschaft backe ich Teigschnecken und alle sind sehr froh darüber. Vor allem an den Feiertagen, wenn aus den Dörfern Menschen in unsere Gemeinschaft kommen. Die beten mit uns zusammen zur Königin des Friedens. Maria, o Maria, du Frau aller Völker.
Direkt vor dem Tresen esse ich eine Schnecke mit Fleisch und eine mit Käse. Den Rest packe ich in das Paket. Das Mädchen mit dem großen Busen guckt mich an. Das Mädchen sagt nichts. Ich nehme mir die Fanta.
Ich gehe zum Wasserfall und suche mir da in der Nähe einen Feigenbaum. Ich ruhe mich aus. Ich setze mich an den Baumstamm und drücke das Paket zwischen die Beine, damit mir das keiner wegnimmt. Ich schlafe ein.
Als ich die Augen wieder aufmache, gucke ich in das Maul von einem Tier. Das ist der Hund von vorhin. Der steht auf dem Paket und seine Zunge fährt mir durchs Gesicht. Der Hund leckt das Salz und das Öl ab. Ich stehe auf. Der Hund springt von dem Paket runter und schaut mich an. Das braune Fell glänzt in der Sonne. Das rechte Auge funktioniert nicht mehr. Die Pupille schwimmt in einer grauen Masse. Aus dem anderen Auge eitert es, wie es mal aus meinen Knien raus eitert, weil ich hinfalle und eine große Entzündung bekomme. Der Opa schüttet mir Schnaps über die Knie.
Ich mache das Paket auf und werfe dem Hund die zweite Teigschnecke mit Fleisch hin. Der Hund reißt sie in drei gleich große Teile und stürzt sich drauf. Ich lasse ihn nicht aus den Augen und sammle ein paar von den Feigen auf, die auf dem Boden rumliegen. In den Feigen sind Würmer. Ich werfe alle Feigen in den See.
Ich gehe zurück auf den Holzsteg. Da ist jetzt ein Brautpaar und einer fotografiert die vor dem Wasserfall. Die Braut trägt ein Hochzeitskleid und hat eine Silberkrone auf dem Kopf. Der Bräutigam trägt eine Uniform vom Militär.
Ich sage: Sagen Sie mir bitte, wie Sie hierher gekommen sind.
Der Fotograf sagt: Da vorne geht es hoch auf die Straße.
Ich sage: Die heilige Maria Mutter Gottes sei mit euch.
Ich finde einen Trampelpfad, der hoch zur Straße führt. Es ist nicht einfach, dort raufzukommen. Einer packt mich an der Schulter und ich erschrecke mich.
Der Bräutigam sagt: Wo willst du hin, Junge?
An der Jacke von der Uniform fehlt ein Knopf.
Der Bräutigam sagt: Du bist doch einer von uns, wir können dich mitnehmen in die Stadt der Brücken.
Ich sage: Das ist sehr nett von Ihnen.
Ich klettere auf die Pritsche von dem Hochzeitsauto. Das Auto ist ein Geländewagen vom Militär. Der Bräutigam hat einen großen Luftballon an der Heckklappe festgemacht. Ich passe darauf auf, dass der nicht abfällt. Ich halte die Schnur fest.
Der Bräutigam sagt: Ist das dein Tier?
Der Hund springt auf die Pritsche und setzt sich neben das Paket. Ich stecke dem Hund die Schnur ins Maul.
Der Bräutigam hebt den Daumen und sagt: Der Meister ist startklar.
Ich hebe den Daumen.
Der Fotograf fährt in einem alten Auto hinter uns auf die große Straße drauf. Die Autos fahren schnell. Der Wind pfeift uns um die Ohren. Der Wind kühlt die Wunden. Das Auto mit dem Fotografen setzt den Blinker und gibt Gas. Es fährt an unser Auto ran. Eine Hand hat der Fotograf am Lenker und die andere hält er aus dem Schiebedach raus und macht Fotos. Ich sehe, wie das Brautpaar dem Fotografen winkt. Ich winke auch dem Fotografen. Der Hund bekommt davon gar nichts mit. Der ist zu klein und kann nicht über
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