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Wie ich mir das Glück vorstelle

Wie ich mir das Glück vorstelle

Titel: Wie ich mir das Glück vorstelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kordić
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erst steht er auf und geht los. Der Hund folgt ihm.
DAS ERSTE BUCH
    Das mit den Geschichten fängt damit an, dass mir kotzübel ist. Ich bin verliebt.
    Ich frage die Mutter: Ist das so richtig?
    Die Mutter sagt: Da gibt es kein richtig. Du freust dich darauf, die Geliebte wiederzusehen. Oder du hast Angst davor. Manchmal hast du auch Bauchschmerzen, so wie du jetzt. Oft fällt es dir schwer, dich daran zu erinnern, wie die Geliebte überhaupt aussieht. So viel Schönheit kannst du dir nämlich gar nicht merken. Wenn du sie dann wiedersiehst, bist du überrascht, wie schön diejenige tatsächlich ist. Dann willst du ihr Gesicht berühren.
    Ich sage: Ich bin in die Teti verliebt.
    Die Mutter sagt: Aber die Teti ist viel zu alt für dich.
    Die Teti ist seit drei Tagen bei uns im Gärtchen. Sie geht schon lange zur Schule. Sie ist nur für zwei Wochen im Gärtchen und will rausfinden, ob sie mal eine von den Tanten sein will, die da auf uns aufpassen. Ich wünsche mir, dass die Teti eine Tante in dem Gärtchen ist.
    Ich frage die Mutter: Wie sage ich der Teti, dass ich sie liebe?
    Die Mutter sagt: Du schenkst ihr erst mal Blumen.
    Ich sage: Gib mir Geld für Blumen.
    Die Mutter zieht mir die Hosenträger an und den hellblauen Pulli, den ich auch auf dem Foto mit dem Bruder anhabe. Die Mutter gibt mir Geld und geht mit mir zum Gärtchen.
    Ich kann den Weg auch schon allein gehen. Es ist ganz einfach, sich den Weg zu merken. In unserer Straße sehen fast alle Häuser genauso aus wie unser Haus. Hochhäuser mit vielen Wohnungen und vielen Kindern und vielen Hunden. Wir haben keinen Hund. Früher sind hier kleine Holzhütten, in denen arme Menschen wohnen.
    Obwohl die Häuser jetzt keine Hütten mehr sind und wir alle gar nicht arm sind, sagen die Menschen, die hier leben: Wir wohnen in den Baracken.
    Wenn du aus unserem Haus rauskommst, gehst du rechts die Straße runter. Dann kommt erst ein Haus, auf dem groß die Nummer 38 steht, dann kommt ein Haus, vor dem steht eine Wippe, dann kommen kleinere Häuser, in denen ist das Medizingeschäft, das Café, der Bäcker, der Elektroladen, das andere Café, der Blumenladen, und dann kommt der Kiosk, wo mir die Frau manchmal Schokobananen schenkt und zu mir sagt: Mein kleines Zirkusäffchen. Dann kommen wieder viele von den Hochhäusern und irgendwann kommt eins, da steht ein Spruch auf der Haustür, den sprüht da einer hin. Da gegenüber ist das Gärtchen.
    Auf diesem Weg kaufe ich mit der Mutter zusammen im Blumenladen einen kleinen Topf mit lila Blumen drin. Die Verkäuferin wickelt den Topf in grünes Papier ein und jetzt sieht das Geschenk viel größer aus.
    Wir kommen im Gärtchen an. Die Mutter zieht mir die Jacke aus. Ich gehe schnell zur Teti und gebe ihr den Topf mit den Blumen. Die Teti nimmt mich in den Arm und küsst mich. Ich fasse ihr Gesicht an. Ich darf den ganzen Tag bei der Teti bleiben. Wir spielen ein Spiel. Die Teti und ich sind eine Mannschaft.
    Ganz am Anfang gehe ich noch zusammen mit dem Bruder ins Gärtchen. Dann mache ich mich allein auf den Weg. Mein Kleiderhaken ist der Kleiderhaken, über dem ein gelber Regenschirm ist. Den malt da einer hin, der gut malen kann. Der Bruder hat den Haken mit dem Ball und ist sehr stolz darauf. Die anderen Kinder wollen den auch alle haben. Als der Bruder aus dem Gärtchen raus ist und in die Schule muss, bekommt den Haken mit dem Ball dann ein kleines Mädchen.
    Warum ich der bin, der so viel auf das Mädchen im Rollstuhl aufpasst, weiß ich nicht. Auf jeden Fall bin ich der einzige, der versteht, was die sagt. Als wir einen Ausflug machen, wird das Mädchen von der Teti geschoben und ich darf mich links am Griff von dem Rollstuhl festhalten.
    Wenn die anderen Kinder das Mädchen ärgern, stelle ich mich vor die und sage: Ich prügel euch alle zu Hühnerkacke!
    Das Mädchen sitzt hinter mir im Rollstuhl und brüllt Schimpfwörter. Eine Tante kommt und nimmt uns mit in die Küche. Keiner darf in die Küche. Wir bekommen jeder ein Stück Schokolade von der Tante.
    In der Turnstunde studieren wir einen Tanz ein. Beim Basteln macht jeder ein Kostüm. Ich muss eine Papageienverkleidung basteln, weil ich eine Rolle spielen muss, die ein Papagei ist. Ich bastele ein Papageienkostüm für mich und ein Pfauenkostüm für das Mädchen im Rollstuhl.
    Als die zwei Wochen vorbei sind und die Teti nicht mehr kommt, will ich nicht mehr ins Gärtchen gehen. Ich will lieber der Mutter bei der Hausarbeit zugucken. Der Vater ist nur am

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