Wie Kinder heute lernen
Testosteronproduktion, darüber dass es Testosteronrezeptoren im Gehirn gibt, deren Aktivierung man sichtbar machen kann, und durch tierexperimentelle Studien, in denen man durch Manipulation des Testosteronspiegels Strukturveränderungen im Gehirn beobachten konnte. Testosteron scheint aber nicht nur für bestimmte Hirnleistungen förderlich zu sein, es beinhaltet auch gefährliche Aspekte für das Gehirn, wenn man an die genannten Störungen denkt. Die Gründe hierfür verstehen Wissenschaftler noch nicht genau.
Angesichts dieser Ergebnisse sei erneut daran erinnert, dass Gruppenunterschiede rein gar nichts über die Fähigkeit eines einzelnen Menschen aussagen! Um einem Kind optimale Unterstützung geben zu können, muss man seine Interessen genauso wie seine Schwächen erkennen. Nur so lassen sich diese beheben und die Stärken des Kindes fördern. Im Gruppendurchschnitt heißt dies, bei Jungen schon in frühen Jahren die Sprachentwicklung zu fördern ebenso wie die emotionale Kontrolle, bei Mädchen das Interesse an Fakten, die keine sozial-emotionale Komponente haben, und an technischen Gegenständen.
Als Männer noch Wild jagten …
Die statistischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind also wenig strittig, die Ursachen dagegen sind Gegenstand heftiger - meist ideologisch gefärbter - Diskussionen. Arbeitet der Verstand bei Männern und Frauen unterschiedlich, weil sie verschiedenen hormonellen Einflüssen ausgesetzt sind, oder sind diese Unterschiede eine Folge der Sozialisation und damit das Ergebnis kindlicher Erfahrungen?
Biologisch argumentierende Evolutionspsychologen gehen davon aus, dass der Unterschied zwischen den Geschlechtern bereits im Erbgut festgelegt ist und sich als eine Art Anpassung an das steinzeitliche Leben entwickelte. Männer auf der Jagd mussten weite Wege finden und gehen. Damit lag ein hoher evolutionärer Druck auf ihnen, über ein möglichst gutes visuell-räumliches Vorstellungsvermögen und ein gutes geografisches Gedächtnis zu verfügen. Das Gleiche galt für Wurf- und Schleuderbewegungen, die spezielle motorische Programme voraussetzen. Frauen dagegen waren durch häufige Schwangerschaften und den immensen Aufwand, den die menschliche »Brutpflege« erforderte, zu einem Leben in der Nähe der Lagerstätte gezwungen. Für sie waren für die Suche nach Nahrung in Form von Wurzeln und kleinen Beeren eine gute motorische Feinabstimmung sowie eine hohe Wahrnehmungsleistung
sinnvoll verbunden mit der Fähigkeit, viele Details ausmachen zu können. Noch bedeutsamer für die Erhaltung der Art und das Gedeihen der Nachkommen erwies sich allerdings eine höhere emotionale Sensibilität für soziale Signale anderer Gruppenmitglieder, vor allem der eigenen Kinder. Mütter, die schnell realisierten, was ihr Baby braucht und wie es ihm geht, dürften in der rauen Steppe durchaus einen Vorteil gehabt haben gegenüber gefühlsärmeren Frauen. Kein Wunder, dass sich bei Frauen im Laufe der viele Hunderttausend Jahre währenden Entwicklungen des Homo sapiens bestimmte Fähigkeiten anders spezifizierten als bei Männern. Mit diesem evolutionären Erbe leben wir heute noch, auch wenn Männer einen Vaterschaftsurlaub antreten, die Rolle des Hausmanns übernehmen und Kinder alleine aufziehen. Im Zeitraster der Evolution gesehen sind diese neuen Tendenzen aber allenfalls ein Wimpernschlag. Unser Erbgut hatte mitnichten die Chance, sich den veränderten Umweltbedingungen anzupassen. Dies würde wiederum einige Hunderttausend Jahre dauern.
Die Schwäche solcher evolutionspsychologischer Theorien besteht darin, dass man sie nicht überprüfen kann; man kann höchstens ihre Plausibilität akzeptieren oder eben nicht. Entscheidender für den modernen Homo sapiens ist, ob molekulare Untersuchungen belegen können, wie Geschlechtshormone in heutiger Zeit überhaupt auf das Gehirn einwirken. Auf der anderen Seite vermögen psychologische Untersuchungen aber nachzuweisen, dass schon Kinder geschlechtstypische Verhaltensweisen zeigen, und zwar bevor sie selbst zwischen den Geschlechtern unterscheiden können - was ihnen erst zwischen dem 18. und 30. Lebensmonat möglich ist.
In der Tat gibt es aufschlussreiche Befunde, die auf angeborene und durch die Hormonwirkung auf das Gehirn vermittelte Unterschiede hindeuten: So sind Mädchen vom ersten Lebenstag an weniger impulsiv als Jungen, während Jungen dafür schwerer zu beruhigen sind und emotional leichter aufdrehen.
Bereits mit sechs Monaten ist
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