Wie Kinder heute lernen
Grammatikalisch und in der Benennung der Dinge sollte die verwendete Sprache schon korrekt sein.
• Ein Trick, um Sprache für kleine Kinder einfach zu halten, ist der, viele Wiederholungen zu benutzen.
• Eltern sollten aufmerksam zuhören, was das Kind sagt, um aus den ersten gesprochenen Silben den Sinn zu erfassen und entsprechend positiv verstärkend zurückwirken zu können.
• Eine gute Förderungsmöglichkeit der kindlichen Sprachkompetenz besteht darin, dass Eltern ein Sprachstadium vorwegnehmen und mit den Kindern trainieren, bevor diese selbst so weit sind, indem sie z. B. komplette Sätze bilden, wenn die Kinder noch dabei sind, Zwei- bis Dreiwortsätze zu sprechen. Kinder, die auf diese Weise trainiert wurden, schnitten auch später in der Grundschule noch besser ab als die Kinder, die nicht in der Weise trainiert worden waren. Und zwar sogar in Bereichen, die per se nichts mit Sprache zu tun hatten.
• Jede Möglichkeit, dem Kind bereits vor dem zehnten Lebensjahr eine zweite Sprache beizubringen, sollte genutzt werden. Aber es sollte nie unter Zwang geschehen. Nur Spiel, Spaß und Neugierde des Kindes führen zum Ziel.
• Negatives Feedback ist schädlich für den Spracherwerb. Generell gilt, dass positives Feedback (Verstärkung des richtigen Sprechens) bis zum elften Lebensjahr wichtiger und
effektiver ist als die Fehlerkontrolle. Entsprechend sollte man sich mit Verbesserungsvorschlägen zurückhalten. Über Fehler braucht man sich nicht den Kopf zu zerbrechen, die allermeisten erledigen sich mit dem Abschluss der »Bauarbeiten« im Broca- und im Wernicke-Zentrum des Gehirns von selbst.
• Sprachtraining sollte lustig sein - am besten lernen Kinder durch Spiele und Bilderbücher. Das Vorlesen von Geschichten ist ein unersetzlicher Sprachtrainer - Gehirne sind evolutiv darauf angelegt, Geschichten zu hören und zu verarbeiten, zu erzählen und zu erfinden! Kinder, denen vorgelesen wurde, haben deshalb einen Vorsprung in der Sprachentwicklung, der bis ins späte Vorschulalter hineinreicht.
Zusammengenommen und auf eine einfache Regel gebracht: Wenig Fernsehen, stattdessen viel Vorlesen oder Geschichtenerzählen und Gespräche bereits mit Kleinkindern führen, sind die beste Voraussetzung für eine gute Sprachkompetenz. Am einfachsten lässt sich dies über mindestens eine gemeinsame Mahlzeit am Tag organisieren. Wenn alle um einen Tisch in entspannter Atmosphäre sitzen, entwickelt sich leicht eine Gesprächskultur. Dies gilt für Kinder in jedem Alter. Vor allem in der Pubertät lieben es Jugendliche zu diskutieren, zu argumentieren und die Eltern rhetorisch versiert zu überzeugen. Was vielleicht manchmal nervenaufreibend ist, stellt dennoch die beste Schule für das Denken dar, die man seinen Kindern zu Hause bieten kann (siehe auch Kapitel 3.4, »Elternliebe und Bildungsklima«).
2.7 Individualität versus Geschlecht
Statistische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Mathematische Begabung und Selbstbewusstsein - Als Männer noch Wild jagten … - Von der Entwicklung der Geschlechter - Was Mädchen und Jungen so im Kopf haben - Was Eltern glauben und hoffen - Jungen als die zukünftigen Verlierer im Geschlechterkampf? - Fazit - Anregungen für Eltern
»Das Individuum konstituiert sich in einer beständigen Auseinandersetzung genetischer Programme mit der Umwelt … Diese Wechselwirkungen wollen von Fall zu Fall genau ergründet sein. Aus starren Verhaltenspro- grammen sind beim Menschen Verhaltensvorschläge geworden - aber unsere Freiheit ist nicht unbegrenzt, wir lernen nicht alles, und nicht alles gleich leicht.«
D. E. ZIMMER
(Übersetzer, Buchautor und Publizist)
Der Blick in ein gemischtgeschlechtliches Spielzimmer lässt unwillkürlich den Eindruck aufkommen, es könnte ein Gen für das »Puppenspielen« geben genauso wie eines für »Fahr den Laster gegen die Wand« bzw. »Tritt gegen einen Ball und triff das Tor«. Die Mutter, von Beruf Tischlerin, schaut verdrießlich auf die Barbiepuppenküche ihrer Tochter; während in einer anderen modernen Familie der Versuch gestartet wird, die Geschlechterrollen aufzulösen, indem es für die Jungen Puppen und für die Mädchen Autos zum Spielen gibt. Allerdings finden Jungen allzu oft Puppen langweilig und Mädchen Autos schlichtweg doof.
Bei wissenschaftlichen Vorträgen zu Geschlechtsunterschieden im Denken und Verhalten sind Eltern häufig diejenigen, die noch am wenigsten ideologisch voreingenommen sind und am
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