Wie Kinder heute lernen
anderem kontrolliert sie die Hormonfreisetzung an Hoden und Eierstöcken.
Überraschend ist vor allem die Entdeckung, dass die Andockstellen (Rezeptordichte) für Geschlechtshormone auch in der Amygdala, im Mittelhirn und im Rückenmark besonders hoch sind. Die Amygdala wird hierbei vor allem mit der Stärke impulsiver Aggression in Zusammenhang gebracht, die bei Männern in einem Verhältnis von 10:1 gegenüber Frauen zu mehr Gewalttaten führt; mit anderen Worten: Auf zehn durch impulsive Aggressivität von Männern verübte Verbrechen kommt eines durch Frauen. Eine interessante Korrelation ist hier, dass die Amygdala beim Mann größer ist als bei der Frau. Darüber hinaus hat man auch Andockstellen in der Großhirnrinde gefunden, vor allem im präfrontalen Kortex und im cingulären Kortex, die beide mit für die emotionale Kontrolle und die Regulation unserer Emotionen verantwortlich sind.
Geschlechtshormone steuern also zu einem gewissen Teil die intellektuellen und emotionalen Fähigkeiten unserer Kinder. Diese Prägung des Gehirns geschieht allerdings lange bevor wir dies als Eltern ahnen. Jeder Versuch, diesen Prozess beeinflussen zu wollen, ist demnach absurd, auch weil kein Hirnforscher dieser Welt wüsste, welche Folgen dies nach sich ziehen würde. Mit den Auswirkungen der geschlechtsspezifischen Verhaltensprägung
leben wir, ob dies nun in unser ideologisches Konzept passt oder nicht. Natürlich ließe sich an dem ein oder anderen Verhalten auch etwas ändern, etwa bei der Bewertung typisch weiblicher und typisch männlicher Fähigkeiten. Denn hier gibt es ein klares Ungleichgewicht zugunsten der Männer - für das die Biologie keine Entschuldigung liefert -, was sich unter anderem in der Bezahlung und in Aufstiegschancen bemerkbar macht. Auch Kultur und Tradition scheinen Nuancen im Begabungsprofil biologisch bedingter Unterschiede zu sichtbaren Tendenzen zu verstärken, bis hin zu dem Umstand, dass in einer Elektrotechnikvorlesung kaum Frauen zu finden sind.
Was Mädchen und Jungen so im Kopf haben
Verschiedene Untersuchungen haben ergeben, dass Testosteron die Entwicklung der rechten Großhirnhälfte fördert, die linke Seite aber in der Entwicklung hemmt. So ist ein männliches Gehirn durchschnittlich 1450 Gramm schwer, während das einer Frau etwa 1350 Gramm wiegt. Damit haben Männer durchschnittlich ein um acht Prozent größeres Gehirn als Frauen. Selbst wenn man die durch Körpergröße und -umfang bedingten Unterschiede einrechnet, sind Männergehirne immer noch schwerer als Frauengehirne. Dieser Unterschied tritt allerdings erst nach dem dritten Lebensjahr zutage. Bis dahin sind die Gehirne von Jungen und Mädchen etwa gleich groß und gleich schwer. Erst dann wächst das männliche Gehirn schneller. Bereits im sechsten Lebensjahr erreicht das Gehirn sein endgültiges Gewicht. Zwar sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Reifungsprozesse im Gehirn abgeschlossen, aber ab da hält sich die Zunahme des Verzweigungsgrades von Nervenzellen die Waage mit den Reifungsprozessen derselben. Dazu gehört auch die Reduktion ihrer Verzweigungen, die für eine effektivere Informationsverarbeitung notwendig ist.
Anatomisch besteht der größte Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Gehirn darin, dass bei Männern die
rechte Hemisphäre größer ist als bei Frauen. Bei Frauen wiederum sind beide Hemisphären anatomisch und funktionell wesentlich symmetrischer. Dies gilt auch für das gesamte Planum temporale , einen Bereich des Großhirns an der Grenze von Scheitel- zu Schläfenlappen, der maßgeblich an der Verarbeitung von Sprache beteiligt ist. Anders als das Gehirn ist das Planum temporale bei Frauen rechts wie links hemisphärisch größer als bei Männern. Und es enthält mehr und größere Nervenzellen. Darüber hinaus sind die beiden Großhirnhälften bei Frauen deutlich besser miteinander vernetzt. Besonders der Balken, der die beiden Großhirnhälften mit über 200 Millionen Nervenfasern verbindet, ist stärker ausgeprägt und sorgt so für einen besseren Nachrichtenfluss zwischen den Großhirnhälften. Selbst innerhalb der Gruppe der Frauen gilt: Je größer der Balken, desto besser die Sprachleistungen.
Aus Platzersparnisgründen scheint es eine Aufgabenverteilung zwischen den Hirnhälften zu geben (siehe Abb. 13 , Seite 173): Sprache wird vornehmlich links verarbeitet, räumliches Vorstellungsvermögen dagegen rechts. Dementsprechend ist es durchaus möglich, dass die
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