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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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Jungen erklären könnten. So fällt der Abwärtstrend der Schulleistungen von Jungen in der Tat mit dem flächendeckenden Aufkommen von Computerspielen
und Spielkonsolen zusammen. Insbesondere sogenannte Ballerspiele werden vor allem von Jungen gespielt (zu über 80 Prozent), und dies bereits von 12- bis13-Jährigen mehrere Stunden am Tag (siehe auch Kapitel 3.5, »Mediennutzung«). Dies hat für einen Teil der Jungen (etwa 20 Prozent der Vielspieler) massive Konsequenzen: Da sie sich weniger bewegen, wird ihre haptische Geschicklichkeit nicht trainiert, und auch ihre Konzentrationsfähigkeit wird außerhalb der virtuellen Bildschirmwelten kaum gesteigert. Sie lesen weniger und laufen dadurch Gefahr, ihre Sprachkompetenz nicht weiterzuentwickeln, was vor allem vor dem Hintergrund der besseren Sprachkompetenz der Mädchen zu einem Schulproblem werden kann. Nicht zu vernachlässigen ist das Risiko der sozialen und psychischen Isolation durch die genannten Faktoren.
    Es muss an dieser Stelle offenbleiben, welche der hier beschriebenen Korrelationen kausale Ursachen für den Schulleistungsabfall bei Jungen darstellen und was reine Korrelationen sind. Die Forschungen sind hier im vollen Gange. Unser Bildungssystem sollte auf jeden Fall offen sein für Schulkonzepte und Experimente, die bestimmte technisch-naturwissenschaftliche Fächer in reinen Mädchenklassen unterrichten sowie Sprachen in reinen Jungenklassen. Lehrer sollten bei der Aufgabenstellung z. B. in einer Mathematikarbeit, darauf achten, dass zur Lösung der (Text-) Aufgaben nicht mehr sprachliche als mathematische Fähigkeiten vonnöten sind. Festzuhalten bleibt, dass es eben doch biologisch bedingte Unterschiede zwischen Schülern und Schülerinnen gibt. Gleichberechtigung darf nicht heißen, alle Kinder mit den exakt gleichen, vor allem sprachlich dominierten Lehrmethoden zu unterrichten und zu bilden. Vielmehr müssen Eltern und Lehrer hier so individuell wie möglich auf geschlechtsspezifische Interessen und Begabungsprofile eingehen. Vor allem für Eltern aber gilt es, die Mediennutzung ihrer Kinder genau zu beobachten und zeitlich zu begrenzen. Dies ist eine entscheidende, aber ebenso einfache Maßnahme, die vor allem Jungen schützt und die Eltern selbst gut kontrollieren können.

FAZIT
    Die meisten psychologischen und neurobiologischen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Mädchen und Jungen mit unterschiedlichen kognitiven, emotionalen und motorischen Stärken und Schwächen ins Leben treten, was die Wahrnehmungsleistung, das räumliche Vorstellungsvermögen und die Sprachfertigkeit ebenso wie motorische Fähigkeiten betrifft. Ihre Sozialisation im Elternhaus, bei Freunden, im Kindergarten und in der Schule verstärkt diese geschlechtsbedingten Unterschiede, ruft sie aber nicht hervor. Natürlich ist das Geschlecht nicht unwesentlich für die weitere Entwicklung des Kindes - umso mehr sollten Eltern diese mit wachen Augen begleiten. Dazu gehört nicht zuletzt, für Überraschungen offen zu sein. Ist ein Junge ein guter Zeichner und bekommt bessere Noten in Kunst als in Sport, widerspricht er damit nicht einem Naturgesetz. Kann sich ein Mädchen für Physik und Chemie begeistern, ist es deshalb keine Streberin, die alles, was weiblich ist, verabscheut. Die genaue Beobachtung und die individuelle Förderung, losgelöst vom elterlichen Erwartungsdenken und der sozialen Rollenverteilung, sind die besten Garanten dafür, dass ein Kind - ob Junge oder Mädchen - seine eigene Balance aus Begabung, Lernfähigkeit, Spaß und Zufriedenheit findet. Kurzum, Jungen und Mädchen sind in ihren kognitiven Fähigkeiten nicht gleich. Die Überlappung zwischen den Leistungsfähigkeiten der Geschlechter ist allerdings so groß, dass die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht nicht festlegt, wie gut man in Mathe und Deutsch, Englisch, Kunst oder Sport abschneiden und welchen Beruf man ergreifen wird.

    ANREGUNGEN FÜR ELTERN
    • Eltern fördern unbewusst geschlechtsspezifische Verhaltensweisen, wie z. B. die unterschiedliche Art des Spielens. Hier gilt es, sich selbst zu beobachten und jedem Kind die Entfaltungsmöglichkeit zu geben, die es braucht.
    • Entsprechend müssen Eltern im Auge behalten, welche Verhaltensweisen ihrer Kinder sie verstärken, welche sie abschwächen, vielleicht sogar unterdrücken wollen. Dazu gehört auch die Einsicht, selber nicht geschlechtsneutral beobachten zu können.
    • Wenn es bei Mädchen einen Umstand gibt, der sie in ihrem

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