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Wie kommt das Salz ins Meer

Wie kommt das Salz ins Meer

Titel: Wie kommt das Salz ins Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Schwaiger
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Die Braut hat einen Schwips. Bob wer? Bob Hope, der amerikanische Filmschauspieler! Falsch, Bob Hope war Engländer, sagt jemand. Wieso war? Die Braut ist beschwipst.
    Ich muß jetzt wirklich schauen, was mir der Onkel Mandi zur Hochzeit geschenkt hat. Er steckte mir das Kuvert in der Sakristei zu. Tante Grete darf wahrscheinlich nicht wissen, daß er mir Geld gibt. Der Onkel Mandi ist extra aus Lunz am See gekommen und hat mir, bitte gib das weg, und hat mir also, gib sofort das Kuvert weg, der Onkel Mandi hat den weiten Weg von Lunz am See hierher nicht gescheut, um mir, wenn du das Kuvert nicht augenblicklich weggibst, kriegst du nachher eine Ohrfeige, sagt Rolf. Dreitausend Schilling. Tante Grete trägt einen Krempenhut. Das wäre eine Idee gewesen. Warum habe ich nicht mit Hut geheiratet? Ich habe ein Hutgesicht. Außerdem darfst du mich nicht ohrfeigen, Rolf, weil ich die Braut bin, und außerdem hat mich Karl schon geohrfeigt, das weißt du doch ganz genau. Danke, Karl, daß du an mich gedacht hast einen Tag vor der Hochzeit, du hast mich nicht vergessen. Weißt du, Rolf, wie du mit dem Karl um mich gerauft hast vor dem Gymnasium, da war der Karl im Recht, ich hatte dich belogen. Warum interessiert es dich nicht, du solltest dich dafür interessieren, wen du geheiratet hast. Nein, sagt Rolf, es interessiert mich nicht. Alle Leute essen. Alle Leute trinken Kaffee. Ich werde den Fotografen fotografieren. Aber Rolf ist dagegen. Der Ober hat die Zigarren gebracht. Auf jeder Zigarre ist eine Papierschleife, darauf sieht man den Großglockner. Ist das so üblich auf österreichischen Hochzeiten, daß der höchste Berg mit dabei sein muß? Alle Leute tun, als wären sie das gewohnt, auf Hochzeiten Wein trinken. Die heutigen Gäste sind dieselben, die bei Großvaters Begräbnis das letzte Mal mit uns aßen. So trifft man sich wieder. Der Fotograf fotografiert noch immer. Bei jedem Blitz verkrampft sich Vaters Magen. Er kriegt ja dann die Rechnung. Auch der Fotograf hat ein Gedeck bekommen, als ob er dazugehörte. Wahrscheinlich damit er nicht pausenlos fotografiert. Vater ist schlau. Du bist betrunken, sagt Rolf, schämst du dich nicht? Albert hat ein Muttermal am Kinn. Ich bin nicht betrunken genug, das zu übersehen. Karl hat einmal gesagt, unter allen Schulfreunden ist Albert der einzige, bei dem man sich nicht schämen mußte, mit ihm in einer Klasse zu sitzen. Wie hat Karl das gemeint?
    In allen Glückwunschtelegrammen ist das gleiche bestanden. So viele Leute, die uns nicht mögen, haben uns Glück gewünscht. Niemand hat sich einen besonderen Spruch einfallen lassen, auch die nicht, die uns mögen. Rolf hat jedes Telegramm vorgelesen. Jetzt müssen wir glücklich werden, es geht gar nicht anders. Das Zimmer liegt im dritten Stock. Man hört seinen eigenen Schritt nicht auf diesen Teppichen. Ein Herr kommt uns entgegen. Er küßt meine Hand. Ich müßte dringend aufs Klo. Er sagt, daß seine Frau sich mit uns freut. Woher weiß er das? Der Herr schätzt Rolf, und er zieht mir noch einmal die Hand weg, hinauf zu seinem Mund. Endlich allein. Rolf läßt mir den Vortritt ins Zimmer. Es riecht neu. Wurde das Hotel für uns gebaut? Warum müssen wir überhaupt in ein Hotel? Rolf verschwindet im Bad. Er schließt die Tür hinter sich. Die Hotelzimmer, die ich kenne, haben kein Bad, nur winzige Waschbecken, abgewetzte Fauteuils, Ausblick in Hinterhöfe, Emigrantenstöhnen, ich habe zu viele Romane gelesen, außerdem bin ich hungrig. Hier gefällt es mir nicht. Ich möchte hinuntergehen und etwas essen. Wir haben aber gerade geheiratet, deshalb darf ich nicht allein hinunter.
    Im Speisesaal streichelt Rolf meine Hand. Ich streichle die Serviette. Er nimmt mir das Feuerzeug aus der Hand, weil er mir Feuer geben muß. Du rauchst vor dem Essen? Ich mache die Zigarette aus. Warum raucht man vor dem Essen? Rolf hat recht. Aber rauch doch, sagt er, du bist ja frei. Natürlich bin ich frei. Ich nehme das Feuerzeug und eine Zigarette. Rolf nimmt mir wieder das Feuerzeug aus der Hand. Verzögerung um sechs Sekunden. Warum greift er nicht nach dem Feuerzeug, bevor ich es in der Hand habe? Eigentlich wollte ich Laurence Olivier heiraten. Du ißt ja wieder nichts! Von einem Nebentisch wird Essen zurückgeschickt. Der Kellner trägt das Tablett an uns vorbei. Rolf nickt irgendwie solidarisch. Aber zu wem hält er?
    So groß war der Hunger aber nicht, sagt er, als wir im Lift hinauf fahren. Dann suchen wir das Zimmer. Weiß er noch,

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