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Wie man eine Lerche zum Singen bringt

Wie man eine Lerche zum Singen bringt

Titel: Wie man eine Lerche zum Singen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. K. Bloemberg
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erkannte bereits aus der Ferne, dass sich Hélène und die Nichte des Herzogs auf dem Weg zu ihm befanden. Prächtig. Die Fallen waren ausgelegt, nun musste der Fasan nur noch vor die Flinte kommen. In diesem Moment sah Charles, dass die Pudel den Zwerg zum Rosenrondell zogen und sich anschickten, ihr Wasser zu lassen.
    »Mon dieu! Lasst sie ihr Pudelpipi nicht an meinen Rosen abschlagen!«, grollte Charles und der Zwerg führte sie ein Stück weiter fort, um sie auf eine freie Wiese zu führen. »Nicht auf diese Wiese, Absolon! Sie wurde frisch geschnitten. Pudelwasser wird sie ungleichmäßig wachsen lassen!«, gab der Graf zu bedenken. Absolon hatte seine liebe Müh und Not mit den jungen Pudeln und versuchte zunächst wieder, die Leinen zu sortieren, als seine Frau und Manon de Bettencourt, Nichte des Herzogs, zu Charles aufschlossen.
    Manon de Bettencourt war ein hoher Gast in seinem Hause. Seine Beziehungen zu dem in der adeligen Rangfolge über ihm befindlichen Herzog von Bliardouai, Seine Hoheit Honoré Andoche de Ravfleur, waren gut und der Besuch der Nichte eine gern gesehene Gunstbezeugung. Es war höchste Zeit, seinem ärgsten Feind, Graf Maximilien de St. Courchose, ans Bein zu pinkeln. Er setzte sein gewinnendstes Lächeln auf und verbeugte sich galant, indem er sein linkes Bein hinter das rechte Standbein führte, den Oberkörper verbeugte und den Hut zog.
    »Meine Liebste. Mademoiselle Manon. Euer Erscheinen lässt die Sonne an diesem schönen Morgen erblassen«, caressierte Charles. Seine Frau Hélène wedelte elegant mit ihrem Fächer und die junge Manon trug ein zierliches Sonnenschirmchen mit Spitze, das sie nun verspielt drehte. »Ihr führt meine Lieblinge aus?«, fragte seine Frau mit einem Blick auf die Pudel. Der Graf lächelte. »Gewiss, meine Liebe.« Er blickte auf die Pudel, die ihre Notdurft am Bein des Zwergs verrichteten und den kostbaren Garten des Grafen unberührt liessen. Charles war zufrieden. Der Kieseluntergrund würde den Urin sofort verschwinden lassen.
    »Ich erzählte bereits unserem werten Gast Manon, dass ich Nachricht erhalten habe von unserer Nichte Méline. Ich bin so betrübt. Sie berichtet, der Hofarzt habe entdeckt, dass sie nicht in der Lage sein wird, Kinder zu empfangen.« Hélènes Fächer wedelte schneller und ihre strengen Züge wurden von Traurigkeit überschattet.
    Ah, die Fasane wurden lärmend aufgeschreckt, dachte sich Charles. »Mon dieu. Das ist furchtbar. Wie soll sie nun verheiratet werden?«, begann der Graf die Jagdflinte zu laden.
    Die Gräfin nickte, sagte dann jedoch »Ich fürchte weniger um ihre Verheiratung, vielmehr um die entgangene Ehre, Gottes Werk zu tun und einem künftigen Mann gesunde Nachkommen zu schenken.« Mit einem Seitenblick registrierte Charles, dass Manon de Bettencourt am Griff ihres Sonnenschirmchens nestelte und mit jedem Wort nervöser wurde.
    »In jedem Fall wird Méline ein sehr einsames Leben bevorstehen und Männer werden in dem einen oder dem anderen Fall keinen Platz bei ihr haben«, goss er weiteres Öl ins Feuer. Die Jagdflinte nahm die Fasane bereits aufs Korn.
    »Aber wie kann denn solch ein Malheur nur geschehen?«, fragte sie mit glockenhellem Stimmchen aufrichtig bestürzt und ihr sanften, rehbraunen Augen blickten von Hélène zu Charles.
    Manon sah bezaubernd aus, ihr kleines Gesicht war weder rund noch schmal und bestach durch hohe Wangenknochen mit einem aristokratischen Zug. Noch nicht lange zu einer wunderschönen jungen Dame erblüht, strahlte sie gleichsam Unschuld wie Verlockung aus. Ihr braunes, natürliches Haar fiel in Locken um ihren Nacken und eine Locke rankte hinunter zu ihrem Dekolletee, dem selbst ein Eros seine Göttlichkeit opfern würde.
    »Ich bin mir nicht sicher. Méline ist eine solch gottesfürchtige Person, jedermann ist ihr affectionirt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Herrgott ihr eine solche Last als Strafe auferlegt hätte«, erwiderte die Gräfin.
    Charles dachte konkreter und spannte im Geiste den Abzugshahn seiner Jagdflinte. »Mein Hofarzt berichtete mir, dass solcherlei Unglück auf eine Missbildung des weiblichen Körpers zurückgeht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich seine Ausführungen hinreichend verstanden habe.«
    Manons Sonnenschirmchen stoppte abrupt in der Drehung. »Ihr meint, es gibt eine Möglichkeit, dies festzustellen?«, sagte sie mit leicht zitternder Stimme. Charles blickte sie vertrauensvoll an. »Dessen bin ich mir sicher, meine Liebe« und die

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