Wie man eine Lerche zum Singen bringt
Gräfin sekundierte »Ihr müsst wissen, meine liebe Manon, dass Charles’ Hofarzt Albert einer der besten ist und sogar einmal Seine Hoheit, Euren Onkel, den Herzog, behandeln durfte.« Charles lächelte in Gedanken. Chapeau, meine Gattin, das war perfekt.
»Mehr noch, werte Manon. Ich bin mir sicher, er sagte, wenn man die bedauernswerte Méline ihm frühzeitig vorgestellt hätte, so wäre eine Behandlung möglich gewesen und die Beseitigung des Malheurs.« Der Graf hob mit bedauerndem Blick die Augen zum Himmel und berührte die Handflächen wie zum Gebet. »Gott weiß, er ist ein guter Mann, doch nun ist es zu spät für seine Hilfe.«
Auf Manon de Bettencourts zarten, blassen Wangen schimmerte es leicht rötlich vor Aufregung und sie erinnerte Charles an einen frischen Pfirsich. »Meint Ihr … ich … könnte die Hilfe Eures Hofarztes in Anspruch nehmen?«, stotterte sie mit weit aufgerissenen, bezaubernden Augen.
Charles lächelte mit tiefer Befriedigung. Die Jagdflinte hatte ihr erstes Opfer gefunden und das Rebhuhn fiel getroffen vom Himmel.
»Aber Kind, denkt Ihr, Ihr könntet das gleiche Schicksal ereilen wie meiner unglückseligen Méline?«, versuchte die Gräfin in perfektem Spiel Manon zu beruhigen.
Graf Charles nickte beruhigend. »Ihr habt ganz recht, meine Liebe. Mein Hofarzt Albert erwähnte, dass keine Gefahr bestünde, solange die junge Dame keine Schwindelanfälle habe und nicht regelmäßige Kopfschmerzen auftreten.« Manon erbleichte bei diesen Worten und bat hastig darum, dass Charles den Hofarzt schicke. Der Graf stimmte zu und die junge Nichte von Herzog Honoré bedankte sich überschwänglich, sie sei sicher, dass ihr Onkel, der Herzog, ihn für diesen Dienst belohnen werde. Dann entschuldigte sie sich, sie fühle sich etwas schwach. Rascher als es schicklich war, hastete Manon de Bettencourt zurück zum Schloss.
Charles blickte zu seiner Frau Hélène. »Also wirken die Kräuter im Wein, die die Körpersäfte verdünnen, Schwindel hervorrufen und ebenso leichtes Kopfweh«, konstatierte er trocken.
Hélène fächerte sich Luft zu. »Wie Ihr bemerkt habt, sehr wohl. Wenn das arme, junge Ding erst einmal von Eurem Hofarzt auf ihre Jungfräulichkeit untersucht wurde und dies eidlich bezeugen kann, werden wir das Täubchen zu Eurem Feind Maximilien schicken mit dem Hinweis, dass dieser einen noch besseren Hofarzt habe.« Ihre Augen verengten sich.
Charles überlegte. »Und wenn dieser Satyr von einem Graf anbeißt, wird mein Hofarzt nach der Rückkehr Manons mit Entsetzen feststellen, dass sie ihre Jungfräulichkeit verloren hat. Ein ebenso schlimmer Schicksalsschlag wie die von ihr gefürchtete, lebenslange Kinderlosigkeit«, führte er ihren gemeinsamen Plan in Gedanken zu Ende.
Die Gräfin nickte. »Ihr herzoglicher Onkel wird unbedingt davon erfahren wollen und wer diese Untat begangen hat.« Sie zögerte. »Es tut mir ein wenig leid, dass wir diese wunderbare Rose benutzen müssen.« Charles winkte ab. »Sie wird darüber hinwegkommen und sieh sie dir an. Selbst wenn eine ganze Reiterstaffel sie besteigen würde und ihr zukünftiger Mann dies wüsste, würde halb Europa bei ihr anstehen. Du glaubst nicht, wie dankbar ich bin, dass ein weißer Schwan mit Spatzengehirn mir als Lockvogel für Maximilien in den Schoss gelegt wurde.«
Die Gräfin lächelte. »Sicherlich hat der liebe Herrgott Eure inbrünstigen Gebete erhört. Ob es möglich ist, dass es Eure gottgewollte Bestimmung ist, Maximilien auszutilgen und Eure Macht und Herrschaft auf Fontainevert auszudehnen?«
»Aber meine Gräfin! Selbstverständlich ist es das!«, entrüstete sich Charles über den leisen, angedeuteten Zweifel.
Bereits eine Stunde später wohnte Graf Charles de Jousfeyrac im Untersuchungszimmer seines Hofarztes Albert der Untersuchung bei. Manon hatte sich ihres Kleides entledigt und saß mit ausgestreckten und gespreizten Beinen auf einem gepolsterten Stuhl. Feine Strümpfe betonten die Makellosigkeit ihrer Beine. Was er oberhalb des Trumpfbandes an duftendem Mädchenfleisch sehen konnte, ließ selbst im Grafen die Körpersäfte anschwellen wie bei einem Baum, der an einem Sommertag sich den wärmenden Sonnenstrahlen entgegenreckte. Dennoch würde er niemals zulassen, dass seine Triebe Oberhand über seine Politik gewännen. Dieser Umstand war auch der Grund, warum er in so guten Beziehungen zum Herzog stand und seine Stellung in der barocken Adelshierarchie äußerst gefestigt war.
Charles
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