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Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Titel: Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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lang…«
    Aber weder Worte noch Ausrufe genügten, um seine Erregung auszudrücken. Das Gefühl eines grenzenlosen Überdrusses, das sein Herz schon auf dem Weg zur Alten bis zur Übelkeit bedrückt hatte, nahm jetzt solche Ausmaße an und äußerte sich so, daß er nicht wußte, wohin er vor seiner Pein fliehen sollte …
    Dostojewski ist ein Meister des inneren Konflikts. In dieser Szene kommt Raskolnikow der Gedanke, daß er sich aus seiner Armut befreien kann, indem er einen Mord begeht, doch sein Gewissen wehrt sich mit einem gewaltigen Aufschrei dagegen. Dostojewskijs Genie liegt in seiner Fähigkeit, die Figuren in einen starken inneren Konflikt zu versetzen und diesen für den größten Teil der Geschichte aufrechtzuerhalten. Damit reißt er den Leser völlig mit.
    Den inneren Konflikt kann man sich als einen Kampf zwischen zwei »Stimmen« im Inneren der Figur vorstellen: die eine ist die Stimme des Verstands, die andere die der Leidenschaft. Die eine ein Protagonist, die andere ein Antagonist. (Agnes dachte: Ich werde ihn umbringen, wenn er nach Hause kommt, ihm den Schädel einschlagen. Aber was ist, wenn er gerade mal gute Laune hat? Wenn er dieses Liebeslied singt, das er für mich geschrieben hat? Ganz egal! Sobald er durch diese Tür tritt, ist er ein toter Mann!) Diese Stimmen stehen in Konflikt zueinander. Ein solcher Konflikt entwickelt sich gewöhnlich zu einem Höhepunkt, an dem eine Entscheidung gefällt wird, die eine bestimmte Handlung auslöst. Stellen Sie sich Figuren, die einen inneren Konflikt durchmachen, folgendermaßen vor: Es gibt für sie zwei widerstreitende, aber gleichermaßen erstrebenswerte Möglichkeiten zu handeln, die jeweils von einer eigenen Stimme unterstützt werden. Damit befindet sich die Figur in einer Zwickmühle, und genau da wollen Sie sie haben.
    Um Ihren Leser in Bann zu halten, damit er den fiktiven Traum voll auskostet, ist es sinnvoll, die Spannung zu erhöhen. Und das ist das Thema von Kapitel zwei.
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    ALLES ÜBER SPANNUNG,
    ODER REICH MIR MAL DEN SENF, SONST KAU ICH MIR SÄMTLICHE FINGERNÄGEL AB

DEFINITION VON SPANNUNG
    William Poster-Harris schreibt in The Basic Formulas of Fiction: »Wir tun unser möglichstes, den Leser zu bannen - ihn an das Buch zu fesseln, damit er zitternd vor Hilflosigkeit nur darauf harrt, was als nächstes passiert.« Den Leser zitternd und hilflos an das Buch zu fesseln - dafür lebt ein Romanschriftsteller. Um das zu erreichen, versucht der Autor seine Leser dazu zu bringen, sich über die Figuren zu wundern und sich Sorgen um sie zu machen. Mit anderen Worten, der Leser wird in Spannung gehalten.
    Webster definiert Spannung folgendermaßen:
    Spannung: Zustand der Unentschlossenheit oder Ungewißheit.
    Wer ist denn hier unentschlossen, oder was ist ungewiß? Der Autor bestimmt nicht. Und der Leser auch nicht. Ungewiß hingegen ist die Antwort auf die Frage zum Verlauf der Geschichte.
    Eine solche Frage ist ein Mittel, den Leser neugierig zu machen. Fragen zum Verlauf der Geschichte werden normalerweise nicht in Frageform gestellt. Es sind vielmehr Aussagen, die eine Erklärung erfordern, Probleme, die eine Lösung erfordern, Vorausdeutungen auf eine Krise und ähnliches.
    Hier sind einige Beispiele von Geschichtsanfängen, die die Fragen zum Verlauf der Geschichte aufwerfen.
    • Es war lange nach Mitternacht, als der Pfarrer ein lautes Pochen an der Tür hörte. (Die Frage: Wer könnte so spät nachts klopfen und warum?)
    • Das erste, was Harriet sich sagte, als sie George kennenlernte, war: »Vater wird nie im Leben mit diesem Mann einverstanden sein.« (Folgende Fragen werden aufgeworfen: Wird George Harriet mögen? Warum wird ihr Vater nicht einverstanden sein? Was passiert, wenn George und der Vater sich kennenlernen? Ist Harriet tatsächlich an George interessiert, oder will sie nur ihren Vater ärgern?)
    • Linus begegnete seiner neuen Stiefmutter zum ersten Mal am Heiligabend. (Frage: Werden sie sich mögen?)
    • Henry glaubte nicht an Geister: (Frage: Wird seine Haltung auf die Probe gestellt?)
    • Als ihr Mann um vier Uhr anrief und sagte, er würde seinen Chef zum Abendessen mitbringen, war Lydia gerade dabei, die Ventile an ihrem 56er Buick einzustellen. (Frage: Wie kriegt sie das Abendessen auf die Reihe?)
    • Die Mutter riet Jeb, sich nicht den alten Colt umzuschnallen, wenn er nach Tombstone ging, doch Jeb hörte nie auf das, was man ihm sagte. (Frage: Was wird Schreckliches passieren, wenn er mit der Waffe

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