Wie man Freunde gewinnt
pochen und kam sich dabei wichtig vor. Sobald nun aber Mr. Parsons das Feuer einstellte und die Bedeutung des Inspektors anerkannte und ihm sogar Gelegenheit gab, sein eigenes Ich herauszustreichen, verwandelte sich dieser in einen sympathischen, netten Menschen.
«Haß wird nicht durch Haß, sondern durch Liebe besiegt», sagte Buddha, und eine Meinungsverschiedenheit läßt sich nicht durch Streit, sondern nur durch Takt, Diplomatie und Konzilianz beilegen und durch das ehrliche Bemühen, die Sache auch einmal vom Standpunkt des andern aus zu betrachten.
Lincoln stellte einmal einen jungen Offizier zur Rede, der mit einem Kameraden in heftigen Streit geraten war. «Ein Mann, der entschlossen ist, das Beste aus sich zu machen, kann es sich nicht leisten, seine Zeit mit persönlichen Auseinandersetzungen zu vergeuden», belehrte er ihn. «Und er kann es sich noch weniger leisten, seinem Temperament die Zügel schießen zu lassen und seine Selbstbeherrschung zu verlieren. Man sollte in wichtigen Dingen nachgeben, wenn man nur gleicherweise im Recht ist wie der andere, und in unwichtigen Dingen selbst dann, wenn man absolut im Recht ist. Es ist besser, dem Hund auszuweichen, statt sich von ihm beißen zu lassen. Auch wenn man den Hund tötet, heilt man damit nicht den Biß.»
Eine amerikanische Wirtschaftszeitung veröffentlichte folgende Vorschläge, wie sich vermeiden läßt, daß aus einer Meinungsverschiedenheit ein Streit wird.
Freuen Sie sich über Widerspruch. Denken Sie an die Worte:
«Wenn zwei Partner immer gleicher Meinung sind, dann ist einer von beiden überflüssig.» Seien Sie dankbar, daß der andere Sie auf etwas aufmerksam macht, woran Sie selbst nicht gedacht haben. Vielleicht hilft Ihnen diese Meinungsverschiedenheit, Ihre Ansicht zu ändern, ehe Sie einen groben Fehler begangen haben.
Mißtrauen Sie Ihrer spontanen Reaktion. Wir neigen dazu,
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uns in einer unangenehmen Situation immer gleich zu verteidigen. Seien Sie vorsichtig. Bleiben Sie ruhig und überlegen Sie Ihre erste Reaktion. Sie könnte Ihre schlechteste Seite hervorkehren und nicht Ihre beste.
Beherrschen Sie sich. Denken Sie daran, daß sich die Größe eines Menschen darin zeigt, worüber er sich ärgert.
Hören Sie zuerst zu. Geben Sie Ihren Opponenten Gelegenheit zu sprechen. Lassen Sie sie ausreden. Protestieren Sie nicht, wehren Sie sich nicht, diskutieren Sie nicht. Damit schaffen Sie nur Hindernisse. Versuchen Sie Brücken zu schlagen zu einer Verständigung. Machen Sie die Mißverständnisse nicht noch größer.
Suchen Sie nach möglichen Übereinstimmungen. Nachdem sich Ihre Gegner ausgesprochen haben, treten Sie zuerst einmal auf jene Punkte ein, in denen Sie mit ihnen übereinstimmen.
Seien Sie ehrlich. Überlegen Sie sich, wo Sie sich allenfalls geirrt haben, und geben Sie es zu. Entschuldigen Sie sich für Ihre Fehler. Das hilft die andern entwaffnen und dämpft den Widerstand Ihrer Opponenten.
Versprechen Sie, über die Gegenvorschläge nachzudenken und sie sorgfältig zu prüfen. Und tun Sie es auch. Es könnte nämlich sein, daß die andern recht haben. Und es ist einiges leichter, ihre Vorschläge jetzt zu überdenken, als sich nachher in einer Situation zu befinden, wo Ihre Gegner erklären: «Wir haben es Ihnen ja gesagt, aber Sie wollten nicht hören.»
Danken Sie Ihren Opponenten für ihr Interesse. Jeder, der sich die Mühe nimmt, Ihre Ansichten zu widerlegen, ist an der gleichen Sache interessiert wie Sie selbst. Betrachten Sie Ihre Gegner als Menschen, die Ihnen ehrlich helfen möchten und Sie werden sie vielleicht zu Freunden machen.
Verschieben Sie Entscheidungen. Geben Sie beiden Seiten Gelegenheit, sich die Dinge noch einmal zu überlegen. Schlagen Sie für den nächsten oder übernächsten Tag eine neue
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Besprechung vor, an der alle Aspekte berücksichtigt werden.
Und stellen Sie sich in der Zwischenzeit ein paar harte Fragen: Könnten meine Opponenten ganz oder teilweise recht haben? Ist ihr Standpunkt oder Argument wahr oder vorteilhaft? Löst meine Reaktion darauf das Problem, oder macht sie nur meinen Gefühlen Luft? Vergrößert meine Reaktion die Kluft zwischen mir und meinen Opponenten, oder bringt sie uns näher? Wird meine Reaktion mein Ansehen bei rechtschaffenen Menschen steigern? Werde ich gewinnen oder verlieren? Welchen Preis muß ich bezahlen, wenn ich gewinne? Läßt sich diese Meinungsverschiedenheit durch Stillschweigen aus der Welt schaffen? Kann ich aus
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