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Wie man Freunde gewinnt

Wie man Freunde gewinnt

Titel: Wie man Freunde gewinnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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in der Nähe meines Hauses liegt. Ich habe eine große Vorliebe für Eichen, und es betrübte mich, zu sehen, wie Jahr für Jahr die jungen Bäumchen und Sträucher durch Feuer zerstört wurden. Diese Feuer wurden nicht etwa von
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    fahrlässigen Rauchern verursacht, sondern fast immer von Jungen, die im Park Indianer spielten und unter den Bäumen Würstchen brieten. Manchmal entstanden so heftige Brände, daß die Feuerwehr eingreifen mußte.
    Es gab wohl eine Verbotstafel, die jeden, der ein Feuer anzündete, mit Buße und Gefängnis bedrohte, aber sie stand in einem so abgelegenen Teil des Parkes, daß nur wenige Schuldige sie je gesehen hatten. Es gab außerdem noch einen berittenen Polizisten, der im Park für Ordnung zu sorgen hatte, doch er nahm es mit seinen Pflichten nicht allzu genau, und es entstanden jedes Jahr neue Brände. Einmal machte ich einen Polizisten sogar auf einen Brand aufmerksam und wollte, daß er die Feuerwehr alarmierte, worauf er mir seelenruhig erklärte, das gehe ihn nichts an, denn es sei nicht sein Revier! Ich war so verzweifelt, daß ich bei meinen Ritten durch den Park schließlich zur Selbsthilfe griff und eine Art Einmann-Komitee zum Schütze öffentlichen Eigentums gründete.
    Ich fürchte, daß ich am Anfang nicht einmal den Versuch unternommen habe, mich auf den Standpunkt der andern zu stellen. Vielmehr war ich jedesmal, wenn ich unter einem Baum ein Feuerchen flackern sah, darüber so empört, daß ich in meinem Eifer, das Richtige zu tun, genau das Verkehrte machte.
    Ich ritt auf die Jungen zu, warnte sie, daß man sie für dieses Feuer einstecken könnte, und verlangte in befehlendem Ton, sie sollten das Feuer unverzüglich ausmachen. Wenn sie sich weigerten, drohte ich ihnen, daß ich sie verhaften ließe. Ich machte lediglich meinen eigenen Gefühlen Luft, an die Gefühle der Jungen aber dachte ich überhaupt nicht.
    Das Ergebnis war, daß sie zwar gehorchten, aber mürrisch und widerwillig. Und sobald sie mich hinter dem Hügel verschwinden sahen, zündeten sie das Feuer womöglich gleich wieder an und hätten am liebsten den ganzen Park in Brand gesetzt.
    Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, ein bißchen besser mit
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    Menschen umzugehen, ein bißchen mehr Takt und größere Bereitschaft zu zeigen, die Dinge auch aus der Sicht der andern zu betrachten. Anstatt den Jungen Befehle zu erteilen, ritt ich nun auf die Feuerstelle zu und begann ungefähr
    folgendermaßen:
    «Hallo, Jungens, ihr habt's ja fein hier draußen. Was gibt's denn zum Abendessen?... Als ich so alt war wie ihr, da habe ich selber leidenschaftlich gerne Feuer gemacht. Ich tu's sogar heute noch gern. Aber ihr wißt, daß es hier im Park sehr gefährlich ist.
    Ich nehme an, ihr gebt schon acht; doch es gibt andere Jungen, die nicht so vorsichtig sind wie ihr. Wenn die sehen, daß ihr hier ein Feuer habt, zünden sie auch eines an, und wenn sie nachher nach Hause gehen, machen sie es nicht richtig aus, und es brennt weiter und macht die Bäume kaputt. Wenn wir nicht besser aufpassen, haben wir im Park bald überhaupt keine Bäume mehr. Man könnte euch für dieses Feuer ins Gefängnis stecken.
    Aber ich bin kein Spielverderber und lasse euch das Vergnügen, denn es freut mich, wenn ihr's lustig habt. Aber ich glaube, ihr solltet gleich einmal alle trockenen Zweige und Blätter rings um euer Feuer wegräumen - und bevor ihr weggeht, deckt die Asche gut mit Erde zu, mit sehr viel Erde, versprecht mir das. Wenn ihr wieder einmal Würstchen braten wollt, dann legt euer Feuer dort hinter dem Hügel in der Sandgrube an. Dort kann es keinen Schaden anrichten... Vielen Dank, Jungens, und noch viel Spaß!»
    Solche Worte fanden ein ganz anderes Echo! Nun hatte ich die Mitarbeit der Jungen gewonnen. Es gab weder Murren noch Widerwillen. Niemand hatte sie gezwungen, Befehlen zu gehorchen, und sie konnten das Gesicht wahren. Sie fühlten sich dabei wohler, und ich fühlte mich ebenfalls wohler, weil ich mich in dieser Situation richtig verhalten und auch ihren Standpunkt berücksichtigt hatte.
    Die Dinge auch mal mit den Augen des andern zu betrachten, kann selbst in Notlagen nützlich sein. Elisabeth Novak war mit
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    dem Bezahlen der Rate für ihren Wagen seit sechs Wochen in Verzug. «Eines schönen Freitags bekam ich einen höchst unerfreulichen Anruf vom Buchhalter meines Autohändlers, der mir eröffnete, daß ich bis spätestens Montag morgen mit 122
    Dollar zu erscheinen hätte; sonst würden

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